Es ist eine unendliche Geschichte: An die Haltestelle Plieningen Post soll ein Buswartehäuschen. Allerdings scheiden sich am genauen Standort die Geister – und ebenso an der Frage, ob es eine Provinz- oder eine Stadtposse ist.

Plieningen - Es ist eine Posse. Darin scheinen sich die Plieninger Bezirksbeiräte einig zu sein. Allein die Perspektiven unterscheiden sich: Die einen halten das seit mehr als vier Jahren währende Hin und Her um das Buswartehäuschen an der Haltestelle Plieningen Post für eine Provinzposse, die anderen nennen es eine Stadtposse. So oder so ist ein Ende nicht in Sicht, wie sich während der jüngsten Bezirksbeiratssitzung am Montag gezeigt hat.

 

Wieder einmal stand das Buswartehäuschen auf der Tagesordnung der Sitzung – versehen mit dem Schlagwort „Beschlussfassung“. Wer nun erwartet hatte, dieser 1. Februar sei der Tag, an dem sich die Bezirksbeiräte dem Standpunkt der städtischen Denkmalschützer fügen und in einen Standort des gewünschten Buswartehäuschens weiter weg von der Treppe der Alten Post einwilligen würden, wurde überrascht.

Provinz- oder Stadtposse?

Während der SPD-Beirat Ulrich Berger dazu aufrief, „die Provinzposse endlich zu beenden“, sagte der CDU-Mann Michael Wörner: „Wenn es eine Posse ist, dann ist es eine Posse der Stadtverwaltung.“ Diese Meinung wurde geteilt: Bei einer Enthaltung stimmten sieben Beiräte erneut für ein Häuschen direkt an der Treppe des denkmalgeschützten Gebäudes. Mit Berger, seiner Parteigenossin Silvia Auwärter-Carstensen und Gerhard Hütter (SÖS-Linke-Plus) waren drei dagegen – „um endlich einen Knopf an die Sache zu machen“, wie Letzterer sagte.

„Wir beharren auf dem Standort vor der Treppe“, verkündete hingegen beispielsweise Walter Schnee (Grüne) und brachte harsche Kritik an der städtischen Denkmalschutzbehörde zum Ausdruck, die „wirtschaftsfeindlich und bürgerfeindlich“ sei. Noch deutlichere Worte fand sein Parteikollege Thomas Plagemann: „Der Denkmalschutz hat ein Rad ab in Stuttgart.“

Die Vorgeschichte

Zum Hintergrund: Bereits 2009 hatte sich der Plieninger Bezirksbeirat dafür ausgesprochen, dass ein Wartehäuschen an der Haltestelle Post direkt an dem Gebäude aufgestellt werden solle. 2011 zeigte sich an Sanierungsplänen, dass die Stadt diesem Wunsch nicht zu entsprechen gedachte. Wegen des Denkmalschutzes.

Der ist auch der Grund dafür, dass der Betreiber der Spielhalle in dem Gebäude keine Werbung an der Fassade machen darf. Würde nun, so die Argumentation von Verwaltungsseite, die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) ein Wartehäuschen mit Werbung aufstellen, öffnete das Tür und Tor für die Werbung des Casino-Betreibers. Also kam der Vorschlag vom Denkmalschutzamt an die Bauherrin SSB, das Buswartehäuschen knapp zwei Meter weiter weg von der Treppe aufzustellen. Dagegen stellten sich die Bezirksbeiräte. Und ihr Widerstand hielt zwei Baubürgermeistern stand: Sowohl Matthias Hahn als auch sein Nachfolger Peter Pätzold wollten sich nicht über die Denkmalschutzbehörde hinwegsetzen und sprachen sich beide für einen Standort weiter weg vom Haus aus.

Unansehnliches Äußeres

Wer die Alte Post kennt, weiß, dass das Gebäude nicht aussieht, als würde es derart geschützt. Das liegt nicht zuletzt an Schmierereien aus dem Jahr 2014, die der Casino-Besitzer erst entfernen lassen wolle, wenn er den Schadensersatz habe. Das sagte die Bezirksvorsteherin von Plieningen, Andrea Lindel, ebenfalls in der Sitzung.

Angesichts des Erscheinungsbildes der Alten Post kann Lindel die Einstellung der Bezirksbeiräte denn auch nachvollziehen. Dennoch findet sie deren Beharren „den Bürgern gegenüber hart“, wie sie auf Nachfrage unserer Redaktion sagte. Denn Lindel sieht nun keine Möglichkeit, wie die Alte Post noch zu einem Buswartehäuschen kommen könnte: „Der Bezirksbeirat will das Häuschen hinten. Die SSB sagt, den Bauantrag brauche sie gar nicht erst zu stellen, weil der Denkmalschutz dagegen spricht.“ Eher Pattsituation als Posse also.