Die LBBW-Tochter wird ihr Filialnetz massiv ausdünnen. Alleine in Stuttgart sollen 13 von 63 Zweigstellen aufgegeben werden. Die Zahl der Standorte für Geldautomaten wird von 30 auf 50 erhöht.

Stuttgart - Der stellvertretende Vorsitzende der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und Vize-Chef der Tochter BW-Bank, Michael Horn, hat am Mittwoch den Verwaltungsausschuss des Gemeinderats über den geplanten „Umbau zur leistungsstarken Multikanalbank im Laufe der kommenden fünf Jahre“ informiert. Der Auftritt passte zur Tagesordnung, ging es doch im Ausschuss ums Personal. Während die Stadt fast 1000 Stellen schafft, dampft die BW-Bank ihre Belegschaft in den nächsten fünf Jahren kräftig ein. Sie ist das fürs Privatkundengeschäft zuständige Tochterunternehmen der Landesbank LBBW.

 

Fast jeder dritte Arbeitsplatz steht nach StZ-Informationen in den Stuttgarter Filialen zur Disposition. Dort arbeiten heute 800 Mitarbeiter (rund 2000 im ganzen Land). Horn kam zum Vortrag ins Rathaus, weil die LBBW zu 18,9 Prozent dem Stuttgarter Steuerzahler gehört. Der Gemeinderat trug 2009 eine Kapitalerhöhung um fünf Milliarden Euro mit und 2012 die Umwandlung von 422 Millionen Euro gut verzinster stiller Einlagen in geringer verzinstes haftendes Eigenkapital. Weitere Gesellschafter sind das Land und der Sparkassenverband. Stuttgarts OB Fritz Kuhn (Grüne), Aufsichtsratschef der BW-Bank, erklärte: „Die Filialstruktur ist eine Angelegenheit des operativen Geschäfts. Selbstverständlich erfüllt die BW auch in Zukunft ihre Sparkassen-Funktion.“

Stellenabbau soll sozialverträglich erfolgen

Die Einzelheiten des Stellenabbaus würden derzeit erarbeitet, verlautbarte die Bank. Er sei unvermeidbar, Ziel sei aber, ihn „sozial verträglich“ umzusetzen. Der Ankündigung kurz vor Weihnachten soll dann im ersten Quartal die Information der Mitarbeiter folgen. Frank Hawel vom Verdi-Landesbezirk sagte, der Stellenabbau habe „in der Luft gelegen“. Bereits Mitte Januar, als die Bank die mittlerweile erfolgte Schließung der Kronprinzenfiliale und das anstehende Aus der Beratung in der Breuninger-Zweigstelle bekannt gegeben hatte, äußerte Hawel die Sorge, es gehe in der Fläche weiter. Laut Verdi ist der BW-Bank die Optimierung des Filialnetzes nicht vorzuwerfen. Hawel betrachtet allerdings lediglich temporär besetzte Zweigstellen wegen fehlender Verlässlichkeit nicht als Erfolgsmodell. Die Gewerkschaft werde auch künftig darauf achten, dass Stellen sozial verträglich abgebaut würden.

Die Bank spricht in ihrer Mitteilung davon, in Stuttgart künftig noch „an rund 50 Standorten“ eine persönliche Beratung anbieten zu wollen. Heute gebe es 66 Filialen. Das bedeutet nicht, dass das Angebot täglich offeriert wird. Es gibt zwar weiter Filialen mit komplettem Programm – von der Kasse samt Kassierer, der auch Fremdwährung ausgibt, bis zum Schließfach und einem Beraterteam. Es werden aber eben auch Beratungszentren eingeführt, die nur ab und zu von einem Bankangestellten betreut werden. Außer den 50 Standorten mit Beratung soll es noch einmal 50 mit Selbstbedienungsautomaten geben (heute sind es 30). Die BW-Bank teilte übrigens noch nicht mit, welche Filialen dicht gemacht werden.

70 Prozent der Kunden sehen keine Filiale von innen

Der Umbau zur „Multikanalbank“ wird damit begründet, dass nur ein Drittel der Kunden überhaupt noch eine Filiale aufsuche und 40 Prozent ihre Bankgeschäfte ausschließlich übers Internet abwickelten. Auch ältere Menschen schätzten den Rund-um-die-Uhr-Service.

Der Gemeinderat reagiert besorgt auf die Ausdünnung des Filialnetzes, das danach immer noch das dichteste in der Stuttgarter Bankenlandschaft bleibt – die Konkurrenz hat den Kahlschlag ja längst hinter sich. „ Uns Grünen gefallen die Filialschließungen der BW-Bank nicht“, sagte etwa Stadträtin Andrea Münch. „Die Möglichkeit einer persönlichen Beratung ist für uns insbesondere bei komplexen Sachverhalten und in der älter werdenden Gesellschaft wichtig.“ Der Trend gehe aber weg von der Filiale. Wichtig sei, dass die gute Ausbildung erhalten bleibe und die Bank bei Auszügen mit der Stadtverwaltung zwecks einer Nachnutzung abstimme.

SPD-Fraktionschef Martin Körner kündigte einen Antrag an, in dem er Klarheit über die Ausgangssituation einfordert. Nur dann ließen sich die Auswirkungen bewerten. Hannes Rockenbauch (SÖS-Linke-Plus) will auch nicht jede Filiale erhalten. Aber wie alle anderen Kreditinstitute allein die digitale Strategie zu verfolgen, hält er für allzu kurzsichtig. Rockenbauch präferiert eine kompetente Beratung, unter anderem für nachhaltige und das Gemeinwohl fördernde Anlageprodukte.