Dieter Hofmann hat die BW-Bank-Filiale in Stuttgart-Kaltental 38 Jahre lang geleitet. Die Filiale wird nun zu einem SB-Servicecenter umgewandelt. Hofmann geht in den Vorruhestand.

Kaltental - Traurig wirkt Dieter Hofmann keineswegs. Auch wenn er in den kommenden Wochen und Monaten den Beruf hinter sich lassen wird, den er so gerne gemacht hat. „Da stellt sich das ganze Leben auf den Kopf “, sagt der 62-Jährige. Seit 1979 ist Hofmann der Filialleiter der Baden-Württembergischen Bank (BW-Bank) in Kaltental. Die Filiale wird nun mit der in Stuttgart-Vaihingen zusammengelegt. Die Folge: von der nächsten Woche an gibt es in Kaltental keinen persönlichen Berater mehr, nur noch Automaten. Und Hofmann muss seine Kunden, mit denen er einen „immer intensiveren Kontakt“ aufgebaut hat, nun nach Vaihingen schicken. Im Mai geht er in den Vorruhestand.

 

Noch hat der Filialleiter sein Büro in der kleinen Bank an der Böblinger Straße. Ordentlich stehen Ordner und Bücher teils auf dem Tisch, teils auf dem Boden. Neben seinem Schreibtisch hat er einen kleinen runden Tisch für Kundengespräche. An der Wand hängen vereinzelt Bilder und ein kleiner bunter Zettel, auf dem das Wort „Chef“ steht. In der nächsten Woche wird Hofmann seine Kisten packen und alles in die Filiale nach Vaihingen bringen. Er trägt ein blaues Hemd, eine blau-schwarz gestreifte Krawatte und ein breites Lächeln im Gesicht. Er scheint zufrieden zu sein. Glücklich mit dem, wie es war und gespannt auf das, was da noch kommen mag.

Konkrete Pläne für den Ruhestand gibt es noch keine

Die Arbeit des Filialleiters bestand darin, Kunden zu den Themen Geldanlage, Vorsorge und Finanzierung zu beraten. Außerdem war Hofmann zuständig für die Mitarbeiterführung. „Kein Tag war wie der andere und die Arbeit war nur zu einem kleinen Teil berechenbar“, sagt Hofmann begeistert, „es gab keinen Tag, an dem ich nicht gerne ins Geschäft gegangen bin.“

Bis Ende April wird Dieter Hofmann in der Vaihinger Filiale seine Kunden an die neuen Berater heranführen. „Ich stelle mir das so vor, dass wir uns zu dritt treffen und ich mich nach den ersten Minuten aus dem Gespräch zurückziehe“, sagt er. Von Mai an wird der 62-Jährige dann nicht mehr in der Bank anzutreffen sein. Konkrete Pläne für den Ruhestand habe er zwar noch nicht, aber es gebe etwas Arbeit im Garten und er müsse im Haus einiges renovieren. Außerdem will Hofmann seinem alten Hobby wieder intensiver nachgehen – dem Keyboardspielen. Bisher war der gelernte Bankkaufmann in seiner Freizeit gerne im Wald zum Joggen oder ab und zu im Fitnessstudio. Viel Zeit für seine Hobbys habe er aber nie gehabt, sagt Hofmann. „Leider muss ich sagen, dass mein Beruf immer an erster Stelle stand“, gibt er zu, „aber meine Familie hat sich nie beschwert, wenn ich abends spät nach Hause gekommen bin. Das hat mir geholfen.“

Es ist ideal, in Kaltental zu wohnen

Dieter Hofmann ist in Heslach aufgewachsen und besuchte dort erst die Volksschule und dann ein Gymnasium. „Das habe ich nach der 10. Klasse mit der Mittleren Reife verlassen, weil ich etwas anderes machen wollte“, sagt er. Die Ausbildung zum Bankkaufmann hat er 1971 angefangen, sein erstes Lehrjahr hat er in Kaltental, die darauffolgenden in Vaihingen verbracht. Nachdem er knapp zwei Jahre als Kundenberater der Landesgirokasse tätig war, hat er von 1976 an die Landessparkasse in Rohr geleitet. „Früher konnte man noch ohne Abitur durch die Qualität der Arbeit punkten“, stellt Hofmann fest. Mit dem Antritt seiner Stelle als Filialleiter der BW-Bank in Kaltental ist er dann auch mit seiner Frau dorthin gezogen. „Damals war es eine Voraussetzung, im Ort zu wohnen“, erklärt Hofmann. Außerdem fühle er sich sehr wohl im Stadtteil. „Kaltental hat einen leicht dörflichen Charakter, und man ist sofort in der Stadt. Eigentlich ist es ideal“, sagt er.

Seine Kunden sind und waren Hofmann immer sehr wichtig. „Mein Motto ist: Ich will den Kunden immer so beraten, dass ich ihm danach noch in die Augen sehen kann“, sagt er. Bei der Frage, welches sein schönstes Erlebnis als Filialleiter war, kann sich Hofmann gar nicht entscheiden. „Es gab extrem viel Schönes, sonst wäre ich nicht so lange hier gewesen“, sagt er und lacht.