Cacau spielt wieder für den VfB. Vor seiner ersten Partie mit der zweiten Mannschaft spricht der ehemalige deutsche Nationalstürmer über die Gründe für sein Stuttgarter Comeback und über das, was ihn in der dritten Liga erwartet.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Peter Stolterfoht (sto)

Stuttgart – Am Samstag spielt der VfB II in Würzburg – mit dabei: Cacau. Der 34-Jährige hat 2007 maßgeblich dazu beigetragen, dass der VfB Meister wurde, nun sieht er es als seine Aufgabe an, den Abstieg der zweiten Mannschaft in die Regionalliga zu verhindern. „Aber alleine schaffe ich das nicht“, sagt Cacau.

 
Cacau, Sie werden im März 35 und tragen künftig die 36 auf dem Rücken. Ist Ihre neue Nummer denn der dezente Hinweis darauf, in welchem Alter Sie Ihre Fußballerkarriere beenden werden?
Nein, leider falsch geraten. Der nächste Tipp, bitte.
Vielleicht ergibt sich 36 aus 2 mal die 18, was ja früher immer Ihre Nummer war.
Richtig. Die 18 trägt in der zweiten VfB- Mannschaft schon Max Besuschkow, und bei ihm ist die Trikotnummer sehr gut aufgehoben. Da bin ich eben auf die 36 ausgewichen. Man kann sie ja auch als 3 mal 6 lesen, womit wir auch wieder die 18 hätten. Da bin ich aber nicht selber draufgekommen, sondern der Trainer, nachdem ich mich schon für die 36 entschieden hatte.
Und warum haben Sie sich dafür entschieden, Ihre Karriere bei der zweiten VfB-Mannschaft fortzusetzen?
Ich trainiere ja schon seit meiner Rückkehr aus Japan bei der Zweiten mit. Nachdem die Angebote, die ich in den letzten Wochen und Monaten bekommen habe, irgendwie alle nicht gepasst haben, bin ich auf den Verein zugegangen und habe gesagt, dass ich dem VfB gerne helfen will und mir vorstellen könnte, in der Zweiten zu spielen. Und das passt jetzt auch für meine Familie. Meine Tochter ist in der vierten Klasse, da ist es nicht gut, die Schule zu wechseln. Die Familie hat für mich Priorität.
Auf Sie kommt jetzt aber trotzdem eine große Umstellung zu. Dritte Liga statt erster Liga.
Ich weiß, was auf mich zukommt. Lange Bälle, harte Zweikämpfe und hoch motivierte Gegenspieler.
Die es dem Ex-Nationalspieler und WM-Dritten mal so richtig zeigen wollen.
Ganz genau. Das habe ich auch schon in den Testspielen zu spüren bekommen. Aber wissen Sie was? Wer in den Favelas gekickt hat, hat auf keinem Fußballplatz dieser Welt Angst. Härter wird es nicht mehr als damals. Und ich kann mich wehren.
Das sehen dann aber bei Heimspielen keine 1000 Zuschauer. Fehlt Ihnen da nicht etwas im Vergleich zu früher?
Mir hat vor allem der Fußball unter Wettkampfbedingungen gefehlt. Ich brauche das einfach, diesen Druck. Fußball ohne Druck ist ja gar keiner kein richtiger Fußball. Da ist die Spielklasse gar nicht so wichtig. In meiner Anfangszeit in Deutschland, habe ich mit Türk Gücü München in der Landesliga und in der Bayernliga gespielt. Und das hat mir auch Spaß gemacht.
Und wie gefällt Ihnen Ihre neue Mannschaft.
Wirklich gut. Da sind sehr talentierte Spieler dabei, die ich unterstützen will und für die die dritte Liga eine sehr gute Zwischenstation ist. Ich sehe mich jetzt als eine Art Helfer, der den Jungen mit Rat und Tat zur Seite steht. Außerdem will ich dazu beitragen, den VfB II in der dritten Liga zu halten. Der Klassenverbleib ist für den ganzen Verein sehr wichtig. Aber alleine werde ich das nicht schaffen.
Fühlen Sie sich fit für diese Aufgabe?
Absolut. Das einzige, was mir im Moment noch fehlt, ist der Spielrhythmus. Und der kommt von ganz alleine.
Und wenn der Rhythmus wieder da ist, könnten Sie ja zur Not auch bei der ersten Mannschaft im Bedarfsfall aushelfen.
Auf diese Frage habe ich die ganze Zeit schon gewartet. Mir war ja klar, dass sie kommen wird. Also: ich bin für die zweite Mannschaft geholt worden und alles andere ist Spekulation.
Zum Teil aber auch die Wunschvorstellung einiger Fans.
Ich freue mich sehr darüber, welche Zuneigung mir die Fans entgegenbringen, wie positiv die Leute auf mich reagieren. Ich erinnere sie an eine gute VfB-Zeit. Es braucht aber schon einige Fantasie, mich wieder in der Bundesliga spielen zu sehen.
Realistischer ist, dass der VfB Ihre letzte Station als Profi darstellt.
Das muss nicht sein, das warte ich erst mal ab. Sollte etwas sehr Interessantes kommen, höre ich mir das natürlich weiterhin an.
Es heißt, Sie würden nach der Karriere weiter für den VfB arbeiten.
Das Interesse besteht derzeit auf beiden Seiten. Es gibt da aber noch keine Vereinbarung. Außerdem muss sich erst noch herauskristallisieren, was für eine Tätigkeit für mich in Frage kommt. Das muss alles erst noch in Ruhe ausgelotet werden. Ich lasse es auf mich zukommen.
War es die richtige Entscheidung, 2014 nach Japan zu wechseln. Dort sind Sie mit Cerezo Osaka abgestiegen.
Ich nehme meinen Weg so an, wie er ist. Ich bereue nichts. Ich stelle mir nie die Frage: was wäre gewesen, wenn. . . Ich lebe nicht in der Vergangenheit. Japan war eine wichtige Erfahrung, die ich nicht missen möchte.