Die Stadt Geislingen will die endgültige Trennung von den Dauercampern. Selbst eine drohende Schlappe vor Gericht lässt sie von diesem Kurs nicht abrücken. Doch setzt sie dabei auch auf Intrigen?

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Geislingen - Trotz einer drohenden juristischen Niederlage bleibt die Stadt Geislingen im Streit mit ihren Dauercampern im Längental hart. „Der Gemeinderat ist der Meinung, dass wir nach wie vor die Kündigung des Pachtvertrags mit dem Betreiberverein verfolgen sollen“, sagt der Bauamtsleiter Karl Vogelmann. Den entsprechenden nichtöffentlichen Gemeinderatsbeschluss teilte er inzwischen dem Geislinger Amtsgericht mit. Dort läuft ein Zivilverfahren zwischen der Stadt und dem von den Dauercampern gegründeten Betreiberverein, in dem es um die Auflösung des Pachtvertrags geht.

 

Die Stadt ist der Meinung, dass sie schon vor einem Jahr das Pachtverhältnis mit dem Verein im gegenseitigen Einvernehmen beendet hat. Doch bisher zeigt die zuständige Zivilrichterin Irina Geiger-Lorenz wenig Neigung, dieser Version zu folgen. Der Vereinsvorsitzende, der damals den strittigen Auflösungsvertrag unterschrieb, habe kurz vor der Ablösung gestanden. Zudem hätte er ohne Votum der Mitgliederversammlung einen solch weitgehenden Vertrag gar nicht unterzeichnen dürfen, so die Richterin. Schließlich sei es um den wesentlichen Vereinszweck gegangen.

Ein dicker Aktenordner mit Vorkommnissen

Das endgültige Urteil dürfte in den nächsten Tagen ergehen, wenn die Richterin aus dem Urlaub zurückgekehrt ist. Doch die Stadt lässt sich von der zu erwartenden Schlappe nicht aus dem Konzept bringen. Mittlerweile verschickte Vogelmann erneut eine fristlose Kündigung des noch acht Jahre laufenden Pachtvertrags an den neuen Vereinsvorsitzenden Peter Hadrysiewicz. Eine weitere Zusammenarbeit mit dem Pächterverein sei unmöglich. „Wir haben einen dicken Aktenordner mit lauter Vorkommnissen“, sagt Vogelmann.

Für die Dauercamper ist das allerdings längst Geschichte. „Seit der alte Vorsitzende nicht mehr auf dem Platz ist, hat es keine Sabotage mehr gegeben“, sagt Hadrysiewicz. Stattdessen sei es gelungen, den Platz auf Vordermann zu bringen. „Ich bin stolz darauf, was wir im vergangenen halben Jahr geschafft haben.“

Schlösser werden ausgewechselt

Der Bauamtsleiter Vogelmann hat da andere Informationen. Demnach gebe es nach wie vor Ärger und Sachbeschädigungen. Hadrysiewicz ist allerdings nur ein Fall bekannt: „Wir mussten den Stromkasten aufbrechen und ein neues Schloss anbringen.“ Der von der Stadt angestellte Platzwart habe sich geweigert, den betreffenden Schlüssel herauszurücken. So aber habe der Verein weder mit abziehenden Dauercampern noch mit Gästen abrechnen können, sagt der 65-jährige ehemalige Spediteur.

Natürlich habe der Platzwart sofort einen neuen Schlüssel erhalten. Trotzdem habe der Mann das Schloss schon am nächsten Tag erneut auswechseln lassen. „Ständig sind es solche Spielchen“, schimpft Hadrysiewicz, dem sich allmählich der Gedanke aufdrängt, „dass man mit allen Mitteln versucht, uns zu schädigen“.

Die Stadt hält Gäste absichtlich fern

Dazu passt, dass die Stadt schon seit geraumer Zeit auf ihrer Homepage wahrheitswidrig verkündet, dass der Campingplatz „wegen Planungsarbeiten“ geschlossen sei. Somit sei es kein Wunder, dass sich kaum noch Durchgangscamper ins Längental verirrten, sagt Hadrysiewicz.

Während die Stadt auf einen Neuanfang mit einem privaten Betreiber setzt und dazu auch eine Neugestaltung des Campingplatzes vorbereiten möchte, wollen sich die Dauercamper noch nicht geschlagen geben. Auch gegen die neuerliche Kündigung werde wohl geklagt, sagt Hadrysiewicz. Dem Bauamt dürfte es Recht sein. Schließlich gewinnt es auf diese Weise Zeit. Bisher gibt es nämlich noch keine konkreten Planungen, wie der Platz künftig aussehen soll.