Der Kampf mit den Prüfungen, der Kampf gegen die Ausreden. Wenn alles für unser Campuskind auf einmal wichtiger wird als Lernen - dann ist Prüfungszeit.

Es ist immer das Gleiche: Die ganze Zeit freut man sich auf das Ende des Semesters - und wenn es dann da ist, wünscht man sich wieder in der Zeit zurück. Oder am besten vor – Hauptsache die Prüfungszeit irgendwie vermeiden. Aber dass das nicht geht ist so klar wie Kloßbrühe. Deshalb Augen zu und durch.

 

Ausrede um Ausrede

Jedes Jahr, wenn es heißt „Die Prüfungen rücken immer näher“, dann entspringt irgendwie aus einem dreckigen und tiefen Winkel dieser Erde eine Blume namens „Ausreden“. Sie ist so schön und kreativ, sie lenkt total vom wirklichen Leben ab und zieht alle Studenten in ihren Bann. Man muss sie sich vorstellen wie diese schönen Pflanzen aus Fantasy-Animations-Filmen. Am besten pink, auch wenn ich die Farbe absolut nicht ausstehen kann. Und sie glitzert in der Sonne, etwa so wie Vampir Edward aus Twilight. Und dann, wenn man sie berührt, wird sie plötzlich riesengroß und schwingt wild umher, öffnet ihr Maul und da wird es einem klar: Sie ist eine fleischfressende Pflanze. Doch da ist es schon zu spät. Einmal mit der Pflanze der Ausreden in Berührung gekommen, ist man quasi infiziert. Alles beginnt mit einem harmlosen „Ich bin zu müde um zu lernen“ und endet in den meisten Fällen böse.

Wenn man dann erstmal infiziert ist, dann scheint einem alles wichtiger. Den Müll runterzubringen, obwohl man dazu sonst nie Lust hat. Das hat auch meine Mitbewohnerin in der letzten Woche für sich entdeckt und dann nach zehn Minuten unnötigem Müllzusammenpackens festgestellt: „Oh man, jetzt mach ich ja doch wieder was Anderes anstatt zu lernen“. So ist das. Staubsaugen, Putzen, Bügeln, Waschen, Aufräumen, Schlafen, Essen, auf die Toilette gehen, nochmal auf die Toilette gehen, das vorher Gegessene verdauen, Mittagsschlaf und und und. Die Blume der Ausreden setzt unseren Ausreden keine Grenzen. Im Gegenteil, sie sorgt dafür, dass die Dinge unsere Ausreden werden, für die wir zuvor immer kräftig am Ausreden gesucht haben.

Die Gewissensbisse

Jaja, die Prüfungszeit stellt alles auf den Kopf. Und wahrscheinlich entdecken einige Menschen in dieser Zeit erst, dass sie ein Gewissen haben. In den Momenten, in denen die nächste schlechte Assi-TV-Sendung im Fernsehen beginnt und die Lernzettel immer noch unberührt neben einem liegen. Doch sie liegen da nicht einfach rum, nein. Plötzlich bekommen sie diese Wackelaugen, die man im Bastelladen kaufen kann, und mit denen starren sie einen an. Mitten ins Gewissen.

Nun soll es ja diese Leute geben, denen das Lernen völlig egal ist. Ich muss zugeben, das ist es mir nicht, schließlich will ich was leisten und dafür belohnt werden. Aber wenn sich eine ausgezeichnete Möglichkeit bietet, etwas anderes zu tun, dann nutze ich diese natürlich. Die Prüfungszeit aktiviert einen für ziemlich viele Dinge, außer für das Lernen. Dafür muss man erst gegen den Endgegner kämpfen: die Ausreden-Blume. Ein Sieg bedeutet Lernen. Diese gewonnene Lernzeit kann von kurzer oder etwas längerer Dauer sein. Und dann heißt es wieder kämpfen, mit dem Gewissen im Rücken.

Und irgendwann, spätestens am Abend vor der Prüfung sieht man dann ein, dass kein Müll mehr runtergebracht werden muss, dass man heute schon zu oft gegessen hat, dass alles gewaschen ist und es irgendwie nicht mehr allzu viel zu tun gibt. Und für diese Erkenntnis braucht man zwar einige Tage und vor jeder Prüfung muss man sie wieder neu erfahren, doch wie sagt man so schön: „Besser spät als nie.“ Ausreden, ich sage euch den Kampf an!