Campuskind-Gastautorin Marie Hertfelder hat es fast hinter sich, das Projekt „Sieben Tage offline“. Die Wochenendplanung klappt erstaunlicherweise auch ohne WhatsApp. Und der Sonntag fühlt sich ohne Internet seltsam entspannt an.

Campuskind-Gastautorin Marie Hertfelder hat es fast hinter sich, das Projekt „Sieben Tage offline“. Die Wochenendplanung klappt erstaunlicherweise auch ohne WhatsApp. Und der Sonntag fühlt sich ohne Internet seltsam entspannt an.

 

Tübingen - Es ist Wochenende. Endlich kann ich dem Gefühl, dauernd irgendeine wichtige Info zu verpassen, mal entgehen und meine Freizeit genießen. Von wegen. Samstag ist erfahrungsgemäß der Tag, an dem man sich abends voll die Kante gibt, um dann den nächsten Tag mit dem Kater im Bett zu verbringen. Doch auch was die Abendplanung betrifft ist man voll vernetzt. In Online-Gruppen über WhatsApp wird das Freizeitprogramm gestaltet. Statt dem üblichen „Ping“ meines Telefons, das normalerweise im Sekundentakt eine ankommende Nachricht ankündigt, in der dann die Vor- und Nachteile sämtlicher Clubs jedes Wochenende aufs Neue durchgehechelt werden, muss ich jetzt also rumtelefonieren. Am Ende ist der Akku leer, geklappt hat es aber irgendwie trotzdem und das Abendprogramm steht.

Spätestens nach dem zweiten Glas Wein werden dann Fotos geknipst, die wiederum auf Facebook, Twitter oder Instagram hochgeladen werden – damit auch ja jeder weiß, dass wir ganz viel Spaß haben. Vor nicht allzu langer Zeit fand ich „Hashtags“ noch ziemlich affig. Heute ertappe ich mich manchmal selbst dabei, wie ich unter besagte Partybilder #WGparty, #fun, #girls einfüge, nachdem ich zuvor noch kurz mein Abendessen mit beschönigendem Filter (#healthy, #dinner, #instafood) hochgeladen habe. Während um mich herum alle eifrig nach den passenden „Hashtags“ suchen, denke ich mir nur eins: #offline.

Wie zu erwarten, ist der darauffolgende Sonntag ruhig. Sogar ruhiger als sonst, denn es müssen ja keine Mails beantwortet werden und auch das stundenlange, belanglose Internetsurfen fällt weg. So viel Zeit. Ich fühle mich wie im Urlaub.

Die Autorin Marie Hertfelder, 22, studiert Politikwissenschaft und Medienwissenschaft an der Universität Tübingen. Sie hat ausprobiert, was man sich in der heutigen Zeit kaum noch vorstellen kann: sieben Tage lang aufs Internet zu verzichten. In den vergangenen Tagen haben wir ihre Erfahrungsberichte veröffentlicht:

Teil 1: Sieben Tage offline – ein Selbstversuch

Teil 2: Das Netz fehlt jetzt schon

Teil 3: Verloren im Bibliotheken-Nirwana

Teil 4: Eine Süchtige auf Entzug

Teil 5: Der Professor und das Smartphone