Sobald unser Campuskind eine Kamera in der Hand hat, wird sie zum Paparazzo und macht Jagd auf Familie und Freunde. Durchaus ein Vorteil - wenn keiner mehr so wirklich weiß, was an dem Abend zuvor passiert ist.

Ich habe da so ein neues Baby. Und darauf musste ich nicht etwa neun Monate warten, sondern eine gefühlte Ewigkeit. Man kann schon sagen, dass es eine schwere Geburt war. Aber im Endeffekt ging doch alles ganz schnell. Mein kleines Baby: eine Spiegelreflexkamera.

 

Jeder kennt Benjamin Blümchen oder Bibi Blocksberg, und mein Vorbild war dort immer Karla Kolumna, die rasende Reporterin. Meine besten Freundinnen und ich haben immer Scherze darüber gemacht, dass ich irgendwann auch mal so eine rasende Reporterin sein werde. Und siehe da, ich schreibe Kolumnen. Und jetzt habe ich auch noch so eine Kamera, die mich automatisch zum Paparazzo macht. Nicht so einer, der die Prominenten jagt, aber doch einer, der pausenlos Fotos macht. Macht ja auch Spaß. Und wenn man schon eine rasende Reporterin ist, dann ja wohl richtig rasend. Fehlt nur noch der Motorroller zu meinem Glück.

Es war einmal…

Zurück zu der Kamera. Und mal zurückspulen in meine Vergangenheit mit den Geräten, die Momente für die Ewigkeit festhalten können. Mal mehr und mal weniger so, wie sie dann wirklich aussehen. Ich erinnere mich noch an eine Städtereise nach London mit meiner Mutter, meinem Bruder und Freunden von uns. Mit dabei: mein zu dieser Zeit super moderner und analoger Filmapparat. Ich fotografierte wie wild alles, was mir vor die Linse kam. Aber ich musste ja auch sparsam sein, schließlich gab es nur eine begrenzte Anzahl von Bildern, die geschossen werden konnten. Also ein paar Sehenswürdigkeiten: der Big Ben, der Nullmeridian in Greenwich und der Buckingham Palace. Aber auch ein einfacher Moment der Entspannung: meine Mutter und mein Bruderherz auf dem Bett im Hotelzimmer. An dieses Foto erinnere ich mich noch ganz besonders. Denn als die Fotos dann entwickelt waren, stellte sich raus, dass der Apparat die ganze Zeit auf  Panoramafunktion eingestellt war. Bei den Sehenswürdigkeiten war das okay. Doch die wahre Sehenswürdigkeit wurden dann Mutter und Bruder auf dem Hotelbett – als Panorama, herrlich.

Irgendwann hatte ich dann meine erste Digitalkamera – rot, wie die Liebe. Die warnte mich zumindest vor, wenn ich dabei war Fotos im Panoramamodus aufzunehmen. Und dann eine in grün, weil das meine Lieblingsfarbe ist. Und mit der grünen Kamera begann die Zeit, in der ich abends öfter wegging – stets die Kamera dabei. Ich kann nicht mehr mitzählen, wie viele lustige Videos ich damit gefilmt habe, wie viele Fotos entstanden sind, von denen am nächsten Tag niemand mehr etwas wusste. Aber jedes Mal war es ein Erlebnis für sich, die Kamera in die Hand zu nehmen und das Geschehene noch einmal Revue passieren zu lassen. Da waren Menschen, die niemand kannte. Es wurden Grimassen festgehalten, von denen wir nicht einmal wussten, dass wir dazu fähig waren. Die grüne Kamera war bei meinem Auslandsjahr in Italien immer dabei, auf Konzerten nahm sie Videos auf, auf denen man oft nur meinen schrecklichen Gesang hören konnte, und sogar das Holi-Festival überstand sie mit nur wenigen Narben.

Da muss dann wieder die Familie ran

Aber immer träumte ich von mehr. Und sobald ich eine Spiegelreflexkamera in die Hand nahm, wurde aus mir die rasende Reporterin. Die, die ich schon immer werden wollte. Und der ich jetzt ein Stück näher gekommen bin. Also aufgepasst, liebe Stuttgarter. Die rasende Reporterin Wiebke aka Campuskind ist los. Und knipst alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Die 32-Gigabyte-Speicherkarte ist jetzt schon voll mit Selfies, Selbstauslöser-Fotos oder ganz normalen Bildern – hinter der Linse sind mir keine Grenzen gesetzt. Freunde und Familie können das bestätigen. In besonderen Fällen auch unser Hund.