Campuskind-Gastautorin Marie Hertfelder wagt, was man sich in der heutigen Zeit kaum noch vorstellen kann: eine Woche ohne Internet auskommen. Schon am ersten Tag vermisst sie das weltweite Netz – wegen der Fahrplanauskunft.

Campuskind-Gastautorin Marie Hertfelder wagt, was man sich in der heutigen Zeit kaum noch vorstellen kann: eine Woche ohne Internet auskommen. Schon am ersten Tag vermisst sie das weltweite Netz – wegen der Fahrplanauskunft.

 

Tübingen - Im Bus zur Uni sitzt mir eine Gruppe Jungen gegenüber. Allesamt so um die zehn bis zwölf Jahre alt, schätze ich. Anstatt ausgelassen miteinander zu plaudern, ist jeder in sein Smartphone vertieft. In Reih und Glied sitzen sie da, mucksmäuschenstill, der Traum eines jeden Grundschullehrers. Sie spielen Online-Games oder schicken einem Kumpel per WhatsApp eine Nachricht zu, der nur zwei Reihen entfernt sitzt.

Auf diesen Bus musste ich vierzig Minuten warten. Dass der an diesem Tag nur zur vollen Stunde verkehrt, wüsste ich, wenn ich wie einer der Jungs mein Smartphone zur Rate gezogen hätte. Oder mit einigen wenigen Klicks zu Hause die Fahrplanauskunft im Internet befragt hätte. Stattdessen bin ich auf gut Glück an die Bushaltestelle gegangen und habe auf den Aushangfahrplan geschaut. Von der Streckenstörung stand da aber auch nichts, solche Informationen gibt es nur online. Beim Kioskbesitzer von gegenüber erfahre ich mehr. Der hat nur mitleidige Blicke für mich übrig.

Eine Woche ohne Internet kann doch nicht so schwer sein

Denn ich will wagen, was man sich in der heutigen Zeit kaum noch vorstellen kann: eine Woche ohne Internet auskommen. Reflexartig greife ich in die Tasche, nach meinem Telefon, um diese wahnwitzige Idee sofort mit meiner gesamten Facebook-Freundeliste zu teilen. Ach nein, da war was.

Bei mir sind es manchmal zwei, öfter vier, bis zu sechs Stunden am Tag, die ich am Computer verbringe. Online bin ich eigentlich immer, selbst wenn das Smartphone mal in der Tasche steckt oder das Laptop aus bleibt. Immer erreichbar. Fakt ist: es ist ein wichtiger, wenn nicht sogar der wichtigste Bestandteil unseres alltäglichen Lebens. Trotzdem: Sieben Tage ohne Internet – kann ja eigentlich nicht so schwer sein. Oder?

Die Autorin Marie Hertfelder, 22, studiert Politikwissenschaft und Medienwissenschaft an der Universität Tübingen. In den kommenden Tagen veröffentlichen wir weitere Teile ihres Erfahrungsbericht zum selbstauferlegten Internet-Entzug.