Die Musik ist nicht ihr Geschmack und auf der Uniparty sind viel zu viele Leute - was dann? So ist es, wenn unser Campuskind in Stuttgart feiern will und dieser eine Song nicht läuft. Also: Flüchten und ab auf die Theo Heuss.

„Am 06.11.2014 ist es soweit. Das Studentenfernsehen der Hochschule der Medien stufe.tv lädt euch ein ordentlich steil zu gehen! Alle sind eingeladen. Ob HdMler oder nicht, völlig egal. Wir wollen alle nur gemeinsam abfeiern und Spaß haben“ Na das lassen wir uns doch nicht entgehen. Wenn hier einer eskaliert, dann ja wohl meine Kommilitoninnen und ich.

 

Auch wenn das nicht immer so war. Da muss ich jetzt leider mal Klartext sprechen und ehrlich sein: Die ersten zwei Semester waren sie, was Party anging, doch etwas luschig. Aber die Hauptsache ist doch, dass sie im dritten Semester aufgewacht sind. Besser spät als nie und deshalb sind wir natürlich bei der Stufe-Party im Zwölfzehn dabei. Das erste Mal im Zwölfzehn nach einem Jahr in Stuttgart – das wurde aber auch höchste Zeit. Und wir lassen uns die Laune nicht verderben – weder vom Bahnstreik, noch vom neuen Whatsapp-Update. Denn wir fahren Auto und das Handy bleibt in der Tasche – außer für Selfies natürlich.

Ich will tanzen, lass mich endlich tanzen

Kennt ihr diese Abende, auf die man sich richtig freut und die dann ein totaler Reinfall werden? Ja, genau von dieser Sorte schien unser Abend einer zu werden. Irgendwie habe ich aber auch nie Glück, wenn ich auf hochschuleigene Partys gehe. Die Musik war absolut nicht unser Geschmack, da wollten sich die Füße einfach nicht heben und wieder senken. Und um dann noch die Hände dazu im Takt zu wippen, war die Songauswahl eindeutig nicht abwechslungsreich genug. Da steht man also im kleinen Club mit extrem vielen Menschen und alle scheinen sich zu freuen. Vielleicht sind sie aber auch einfach nur betrunken genug, um zu tanzen. Wir jedenfalls nicht und wir wollen auch nicht tanzen, wenn die Musik uns nicht dazu animiert. Aber dann, das. Es kommt einem schon fast vor, wie eine Verirrung – ein Lied, das wir kennen. Wir tanzen, saugen es auf und hoffen, dass es nicht gleich wieder vorbei ist. Doch wir können es nicht festhalten. Also tanzen wir bis zum letzten Beat. Aber anschließend wollen wir doch nicht wieder zehn Lieder abwarten, bis wir ein elftes feiern können.

Wir wollen YMCA, wie wir es zur Einstimmung vorher auf dem Sofa getanzt und lauthals mitgeschrien haben. Der Party-Kracher überhaupt. Vielleicht hätte ich es auf die Song-Wunschliste schreiben sollen, die am Eingang auslag. Doch ehrlich gesagt habe ich mich einfach nicht getraut. Aber beim nächsten Mal werde ich die Chance nutzen. Denn YMCA rettet jede Party und das, egal wie scheiße sie ist. Aber dieses Mal verlassen wir ohne YMCA den Club und auch ohne den Glauben an einen super Abend. Einfach nur raus aus dem Gedränge – rein ins wirkliche Highlight des Abends.

Daddy-Power

Es ist Donnerstagabend und im 7grad ist scheinbar jeder, der nicht ins Zwölfzehn gehen wollte oder durfte. Von alt bis sehr, sehr alt, von Mafioso bis Drogenboss, von Kleinkind bis tanzender Daddy – alle sind sie da. Und mittendrin: WIR. Ich für meinen Teil liebe es, komische Menschen zu treffen und mich über sie zu amüsieren, das könnte ich stundenlang tun. Allein dafür lohnt sich jedes Mal der Besuch im 7grad.

Am Ende hätte ich einfach gerne den Türsteher umarmt und von ihm gehört, dass alles gut wird. Alles gut zwischen den hüftschwingenden Mädels, dem Rosenverkäufer, der einfach nicht locker lassen will, den Chefs der Hood und auch zwischen den Daddys. Einer von ihnen hat es wirklich drauf und legt voller Elan einen Robotertanz aufs Parkett. Aber der andere… Ich stelle mir meinen Vater so tanzend in der Disco vor und wünschte sofort, ich hätte diesen Gedanken nicht gehabt. Lustige Vorstellung, aber viel zu peinlich.

Alles gut, denke ich mir. Mein Vater geht so nicht in der Disco tanzen. Außer es läuft YMCA. Und dann kann ich es meinem Vater nun wirklich nicht verübeln. Sind wohl die Gene. Happy End also. Mit YMCA.