Schwule sollen sich beim Flirten auf dem Oktoberfest zurückhalten, empfiehlt ein Internetportal. Ein Vertreter der Homosexuellen-Szene in Stuttgart kann die Empfehlungen nicht nachvollziehen.

Stuttgart - Nicht jeder Besucher des Oktoberfests sei so tolerant, dass er sich über schwule Männerpaare freuen kann, schreibt das „oktoberfestportal.de“ auf seiner Webseite und sorgte damit für Empörung. Auch in Stuttgart hat man für diese Empfehlungen nur wenig Verständnis: Theo von Pagliarucci, Macher der Gaydelight-Partys für alle sexuellen Orientierungen, kann die Hinweise nicht nachvollziehen und empfindet die öffentliche Kritik als gerechtfertigt.

 

„Wenn es zu körperlichen Annäherungen kommt – egal ob von homosexuellen oder heterosexuellen Paaren – dann ist das für Außenstehende nie attraktiv“, sagt von Pagliarucci. Entscheidend sei also nicht, ob das Paar gleichgeschlechtlich ist oder nicht. Vielmehr hätten bestimmte intime Handlungen in der Öffentlichkeit schlicht nichts verloren.

Von Pagliarucci organisiert seit 20 Jahren seine Gaydelight-Partys für alle sexuellen Orientierungen und es habe noch nie Probleme gegeben. „Die Partys werden vielmehr als Kulturveranstaltungen gesehen, zu denen gerade auch Frauen kommen“, so der Veranstalter. Die nächste Gaydelight-Festzelt-Party findet am 5. Oktober im Festzelt „Zum Wasenwirt“ statt.

Verhaltenstipps für Homosexuelle lösen Debatte aus

Die Betreiber des Oktoberfestportals haben wahrscheinlich nicht damit gerechnet, dass ihre „Tipps und Verhaltensregeln für schwule und lesbische Wiesnfans“ solche Wellen schlagen. Unter der Rubrik „Rosarot“ raten die Betreiber der Internetseite, dass sich schwule und lesbische Paar auf der Wiesen zurückhalten sollen. Das Bierzelt sei nicht der richtige Ort, um den Menschen Begriffe wie „Toleranz“ und „Gleichberechtigung“ zu erklären. Dabei steht die Rubrik „Rosarot“ für gleichgeschlechtliche Beziehungen und informiert unter anderem über Partys für Homosexuelle.

Für eine Stellungnahme hat das Oktoberfestportal bei dem ganzen Wiesn-Trubel keine Zeit. Auf der Internetseite schreiben die Betreiber, dass sie sich über jede Diskussion freuen, vor allem dann, wenn sich Schwule und Lesben beteiligen. Genau so solle es sein, denn eine lebendige Diskussion mit konträren Meinungen sei die Grundlage einer bunten Gesellschaft.