Noch bis Sonntag wird auf dem Frühlingsfest gefeiert. Die Veranstalter ziehen derweil die erste Bilanz: Die Zahl der Straftaten ist gesunken und die Mischung der Besucher von jung bis alt entspricht den Vorstellungen von einem Familienfest.

Stuttgart - Noch ist es ruhig an diesem Freitagvormittag auf dem Cannstatter Wasen. In den Festzelten huschen die Mitarbeiter zwischen den Tischreihen hindurch, reinigen Tische und Bänke, ordnen die Speisekarten an. Die Verkaufsstände haben die Rollläden noch geschlossen, während an den Fahrgeschäften langsam die Motoren angeworfen werden.

 

Die Wasen-Belegschaft macht sich bereit für die letzten drei Tage Frühlingsfest – und alle hoffen auf ein Rekordwochenende. „Wir sind heute bei den Besucherzahlen des Vorjahres angekommen“ , sagt Andreas Kroll, Geschäftsführer des Veranstalters In Stuttgart, bei der Abschlusspressekonferenz auf dem Cannstatter Wasen. Rund zwanzig Prozent, so seine Schätzung, könnte das Besucheraufkommen über dem Vorjahr liegen: „Wir sind dabei, die Schallmauer von 1,5 Millionen zu durchbrechen.“ Nun hänge alles vom Wetter am Wochenende ab.

Zu Beginn des Frühlingsfestes hätten viel Sonnenschein und die Osterferien eine besonders magnetische Wirkung entwickelt, auch und vor allem für Familien. „Nicht nur an unseren speziellen Familientagen, auch an allen anderen hatten wir sehr viele Kinder auf dem Cannstatter Wasen“, sagt Kroll.

Veranstalter wollen an der Lautstärkeregelung festhalten

Zufrieden sei man in diesem Jahr mit der Lautstärkeregelung. Auch wenn es anfangs Kritik gab: fast alle hätten sich an die zulässigen Grenzwerte gehalten. Diejenigen Betriebe, die sich den Lärmschutzbestimmungen widersetzt hatten, seien verwarnt worden. „Man wurde in diesem Jahr nicht mehr kreuz und quer beschallt. Wir halten das für eine gute Lösung, an der wir festhalten möchten“, kündigt Kroll an.

Nico Lustnauer vom Landesverband Schausteller und Marktkaufleute Baden-Württemberg vermutet, dass sich die Lautstärkeregelung positiv auf die allgemeine Stimmung ausgewirkt haben könnte: „Wir hatten den Eindruck, dass das Aggressionspotenzial auf dem Platz abgenommen hat. Die Feststimmung war deutlich ruhiger als sonst.“

Die Zahlen von Thomas Engelhardt belegen seine Vermutung nur zum Teil. 870 Straftaten vermeldet der Leiter des Polizeireviers 6. „Das sind, gemessen an der Besucheranzahl, 18 Prozent weniger als im Vorjahr“, sagt er. Ganz rapide gesunken seien die Eigentumsdelikte. Die Taschendiebstähle seien um fast 70 Prozent zurückgegangen, was Engelhardt und seine Kollegen auf eine erfolgreiche Präventionsarbeit zurückführen. So hängen etwa an den Zugängen auf das Gelände nicht zu übersehende Banner, die vor Taschendieben warnen.

„Realschulabschlusstag“ friedlicher als sonst

Leicht gestiegen seien dagegen die Fälle von Körperverletzung, vor allem der gefährlichen. Darunter fallen zum Beispiel Platzwunden. „In diesem Jahr fliegen mehr Bierkrüge durch die Festzelte“, sagt Engelhardt. Die Bundespolizei hat 16 Schlägereien an den Bahnhöfen eindeutig Besuchern des Frühlingsfestes zugeordnet. Der oft als kritisch gesehene „Realschulabschlusstag“ auf dem Cannstatter Wasen ist nach Angaben der Mobilen Jugendarbeit Stuttgart im Vergleich zu den Vorjahren einigermaßen ruhig verlaufen. Die statistische Zahl dazu: insgesamt 53 Kotztüten seien gereicht worden. „Es gab auch in diesem Jahr Ausfälle, doch die Prävention hat dazu beigetragen, dass der Tag friedlicher als sonst verlaufen ist“, sagt Marcus Christen, der als Abteilungsleiter bei In Stuttgart für den Wasen verantwortlich ist.

Alles in allem sieht Christen das Ziel erreicht, das sich die Veranstaltungsgesellschaft vor zehn Jahren mit der Übernahme der Organisation vorgenommen habe: „Wir wollten immer ein Familienfest. Dass junge Menschen zum Feiern kommen, aber auch der Opa mit seinem Enkel zum Karussellfahren.“