Die Stimmung in der Camping-Branche hellt sich deutlich auf, der Umsatz steigt. Es gibt einen Trend zu Nostalgie, aber auch zu Luxuslinern.

Düsseldorf - Die deutschen Hersteller von Wohnwagen und Reisemobilen haben die Krise hinter sich. Die Stimmung beim diesjährigen Caravan-Salon, dem fünfzigsten seit 1962, sei deutlich besser als in den vergangenen zwei Jahren, sagte Klaus Förtsch, der Präsident des Caravaning Industrie Verbands zum Auftakt der Messe in Düsseldorf. Mehr als hundert Neuheiten werden dort bis zum 4. September präsentiert. 571 Aussteller sind dabei und es werden rund 160.000 Besucher erwartet. Zum ersten Caravan-Salon waren 61 Aussteller gekommen.

 

Er fand damals noch in Essen statt und in den Hallen dominierten schlichte weiße Wohnwagen. Eine kleine Ausstellung von Oldtimern erinnert in Düsseldorf an die bescheidenen Anfänge der Branche, darunter ein Faltcaravan von Klepper und ein Wohnmobil von Lloyd mit 19 PS. Manches davon ist heute wieder gefragt, wie der Mini-Wohnwagen Schwalbennest von Knaus Tabbert. Ein vergrößerter Nachbau des rollenden Wohn-Eis von 1961 findet für knapp 6500 Euro großes Interesse. Heute wird dem Auge des Besuchers in Form und Farbe deutlich mehr geboten, auch bei Technik und Komfort.

Die Branche liegt auf Wachstumskurs

Reisemobile im Busformat lassen keine Wünsche offen, kosten aber auch schon mal mehr als 100.000 Euro. Solche "Liner" lägen jetzt wieder im Trend, sagte Frötsch, und er freut sich, dass sie Branche deutlich auf Wachstumskurs liege. Der Umsatz ist im ersten Halbjahr um 27 Prozent auf knapp 3,1 Milliarden Euro gewachsen. Mit Neufahrzeugen wurden sogar 29 Prozent mehr erlöst, knapp 1,6 Milliarden Euro. Zur Steigerung des Gesamtumsatzes trugen auch Gebrauchsfahrzeuge und Zubehör für Wohnwagen und Reisemobile bei.

Die Zulassungen von neuen Wohnwagen und Reisemobilen nahmen ebenfalls zweistellig zu. Die Wachstumsraten der abgesetzten Mengen lassen aber darauf schließen, dass die Preise der neuen Modelle deutlich gestiegen sind. Die Hersteller hätten die Krise der vergangenen Jahre dazu genutzt, Ballast abzuwerfen, sagte Frötsch.

Ein Caravan kann mehrere Tage ohne Netzanschluss stehen

Hymer stellt in Düsseldorf das erste Wohnmobil mit einem Hybridantrieb aus, das zusammen mit Alko entwickelt worden ist und bei dem die Vorderachse von einem Dieselmotor und die Hinterachse elektrisch angetrieben wird. Bis zu einer Geschwindigkeit von 35 Kilometern in der Stunde kann es mit Elektromotor fahren.

Knauss Tabbert bietet ein Zusatzaggregat für Wohnwagen an, mit dem beim Fahren Strom erzeugt und gespeichert wird. Ein Caravan kann damit mehrere Tage ohne Netzanschluss stehen, ohne auf Strom verzichten zu müssen. Zu sehen sind außerdem ausziehbare Wohnwagen und doppelstöckige, solche mit Betten, die unter die Decke gezogen werden können, und auch ein Wohnwagen, der schwimmen kann. Dieser hat sogar einen elektrischen Außenbordmotor. Familientauglich und bequem ist der "Sealander" jedoch nicht.

Urlaubsform mit Zukunft

Viele Menschen seien zu Hause und in der Natur glücklich, und Caravaning verbinde diese Trends, sagt die Tourismusexpertin Susanne Köhler vom Zukunftsinstitut in Kelkheim. Sie hält das Verreisen mit Wohnwagen oder Wohnmobilen für eine Urlaubsform mit Zukunft. Auch der Wellnesstrend breitet sich aus. Ein Reisemobil von Euro Mobil bietet Gesundheitsmatratzen mit Massagefunktion und eine Infrarot-Kabine, die das Immunsystemstärken soll.

Die Branche sei gestärkt aus der Krise gekommen, meint Hans-Karl Sternberg, der Generalsekretär des Europäischen Caravan Verbands ECF. Das Wachstum sei in diesem Jahr stärker gewesen als die Prognosen. Auch 2012 werde mit weiterem Wachstum gerechnet, stellte er in Aussicht. Kompakte Fahrzeuge unterhalb von 3,5 Tonnen Gewicht seien besonders beliebt.

Die Caravanbranche bemüht sich auch, noch umweltfreundlicher zu werden. Neue Werkstoffe sollen das Gewicht und damit den Energieverbrauch vermindern. Es wird Zubehör angeboten, mit dem Sonnenenergie genutzt werden kann, und auch über die Nutzung von Regenwasser wird nachgedacht.

Rege Nachfrage nach Behausungen auf Rädern

Wohnwagen: In Deutschland wurden in den ersten sechs Monaten dieses Jahres rund 22900 Wohnwagen produziert, 5,6 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2010. Mit rund 13.300 Stück wurden davon deutlich mehr als die Hälfte in das Ausland verkauft.

Reisemobile: Die Hersteller von Reisemobilen produzierten mit 20.400 Einheiten rund 26 Prozent mehr. Davon wurden 9900 exportiert. Der Export nahm um fast 22 Prozent zu. Damit haben die deutschen Hersteller ihren Anteil am europäischen Markt vergrößert.

Prognose: Die meisten neuen Fahrzeuge werden traditionell im ersten Halbjahr zugelassen. Nach den bisherigen Ergebnissen rechnet die Branche bis zum Ende des Jahres mit einem satten Wachstum sowohl bei Wohnwagen als auch bei den Reisemobilen.