Der europäische Markt für Wohnwagen und Wohnmobile leidet unter der Schuldenkrise – die Ausnahme: Deutschland.

Wissen/Gesundheit: Werner Ludwig (lud)

Stuttgart - Trotz deutlicher Absatzrückgänge in vielen europäischen Ländern konnte die deutsche Caravaning-Branche im vergangenen Jahr ihre Erlöse erstmals auf mehr als sechs Milliarden Euro steigern. Insgesamt seien mit dem Verkauf neuer und gebrauchter Wohnmobile und Wohnwagen sowie mit Zubehör 6,27 Milliarden Euro umgesetzt worden – fast neun Prozent mehr als 2011, wie der Präsident des Caravaning Industrie Verbands CIVD, Klaus Förtsch gestern auf der Tourismusmesse CMT in Stuttgart berichtete.

 

Die Neuzulassungen legten 2012 im Inland bei Wohnwagen um 1,8 Prozent auf 17 637 Fahrzeuge zu, bei Wohnmobilen stiegen sie um gut zehn Prozent auf 24 062 Stück. Deutschland ist mit 41 700 neu zugelassenen Freizeitfahrzeugen der mit Abstand größte Markt für Wohnmobile und Wohnwagen in Europa. Bei Wohnmobilen gehe hierzulande rund ein Drittel der neu angemeldeten Fahrzeuge zunächst in die Vermietung und werde deshalb von spezialisierten Vermietungsfirmen sowie von Herstellern selbst zugelassen, sagte CIVD-Vorstandsmitglied Holger Siebert. Der Anteil der Mietfahrzeuge habe sich in den letzten Jahren nicht wesentlich verändert.

Europa bekam die Krise zu spüren

Anders als in Deutschland bekam die Branche im übrigen Europa die Auswirkungen der Schuldenkrise zu spüren. Trotz des hohen Gewichts des deutschen Marktes gingen die Neuzulassungen europaweit bei Wohnwagen um 9,5 Prozent auf rund 73 200 und bei Wohnmobilen um drei Prozent auf 72 400 Fahrzeuge zurück. Vor allem bei den Wohnwagen ging es in vielen Ländern zweistellig abwärts. So wurden davon in Frankreich rund elf und in den Niederlanden gut 14 Prozent weniger verkauft. In Belgien wurde sogar ein Minus von mehr als 25 Prozent verzeichnet.

Den deutlich geringeren Absatzrückgang bei Wohnmobilen erklärt der CIVD mit der Zielgruppe, die im Durchschnitt kaufkräftiger und damit weniger konjunktursensibel sei als Wohnwagenkäufer. Kosteten die in Deutschland 2012 neu angemeldeten Wohnwagen nach Verbandsangaben im Durchschnitt rund 17 500 Euro, investierte der durchschnittliche Wohnmobilkäufer rund 62 600 Euro. Wer es gerne etwas komfortabler hat, kann aber auch problemlos mehr als 100 000 Euro loswerden. Ein Vielfaches kosten Mega-Wohnmobile mit Designerküche, Sauna und integrierter Kleinwagengarage. Dabei handle es sich aber um ein winziges Marktsegment heißt es beim CIVD.

Deutsche Branche besorgt um die Lage Europas

In Deutschland sieht Verbandspräsident Förtsch, der zugleich Chef des bayerischen Wohnwagenbauers Fendt ist, im laufenden Jahr „Vorzeichen für eine weiterhin positive Marktentwicklung“. Zusätzliche Nachfrageimpulse soll eine millionenteure TV-Kampagne bringen. Sorge bereitet der Branche das restliche Europa. „Die Schwäche der europäischen Märkte birgt auch für die deutsche Caravaning-Industrie Gefahren“, sagte CIVD-Geschäftsführer Hans-Karl Sternberg. Der Exportanteil belief sich zuletzt bei Wohnmobilen auf rund 50 und bei Wohnwagen auf 60 Prozent. Sollte die Flaute in Europa anhalten, seien auch hierzulande „Produktionsanpassungen unvermeidlich“, so Sternberg.

Anders als viele deutsche Autohersteller kann die Freizeitmobilbranche das schwache Europa-Geschäft nicht durch Zuwächse in Asien oder den USA ausgleichen. Beide Regionen spielen für die hiesigen Hersteller bislang praktisch keine Rolle. Die USA sind weltweit zwar der größte Markt für Freizeitmobile. Doch die strenge Produkthaftung und die starke Marktposition der dortigen Anbieter erschwerten das Geschäft, sagte CIVD-Vorstand Sieber.