Der neue In-Grieche Cavos ist zurzeit die Partyadresse der Stadt. Essen kann man dort auch, gut sogar.

Stuttgart - Zur Eröffnung des Cavos im Oktober ist ein Bus mit Münchener Stammgästen angerollt. Das braucht’s nicht mehr: Wer im hiesigen Ableger des Kultlokals am Wochenende einen Platz ergattern will, muss früh reservieren. Es hat sich herumgesprochen, dass man in der Lautenschlagerstraße zu späterer Stunde bei krachendem Sirtaki-Pop so richtig loslassen kann. Zwischen haufenweise weißen Servietten tanzen Stadtschönheiten, Schalträger, DJs, Zahnärzte – ein Multikultivolk.

 

„Wir sind ein Restaurant“, betonen derweil trocken die Betreiber Florian Faltenbacher und Petros Bakirtzis. Und tatsächlich: am frühen Freitagabend sind die Gäste im Cavos, so sie nicht lässig an der Bar lehnen, mit Essen beschäftigt. Der Athener Designer Panagoitis Desfiniotis hat dem 800-Quadratmeter-Schlauch dank verschiedener Ebenen, indirekter Beleuchtung und einer schlichten auf Weiß, Beige, Hellgrau beschränkten Ausstattung ein Rundum-sorglos-Paket verpasst. Wir sitzen auf Holzstühlen mit Bastgeflecht, auf den Tischen liegt Packpapier, jetzt fehlt noch die Brandung zum Tavernenglück. Zum Trost tragen die Kellner die blütenweißen Hemden schön offen am Hals.

Ambitionierte Tageskarte

Die Karte zählt die griechischen Klassiker auf, gerne einzeln aber auch als Kombination. Die warme gemischte Vorspeise vereint Zucchini als Puffer und Chips, gebackenen Feta und gefüllte Paprika mit einem sahnigen Zaziki (10,80 Euro). Zum Tunken gibt’s Pitabrot mit Knoblauch (1,80 Euro). Der Oktopus vom Grill (10,80 Euro) erweist sich als ein einziger butterweicher und fein gewürzter Tentakel.

Ambitionierter fällt die Tageskarte aus: Das samtige Thunfischtatar passt zum nussigen Avocadomousse und dem rezenten Kohlrabicarpaccio (12,50 Euro). Auch bei den Hauptspeisen haben wir wenig zu mäkeln, nur wärmer hätten sie sein dürfen. Ungewöhnlich ist die Kombination aus Gyros und Babycalamares vom Lavasteingrill, dazu gibt’s tomatiges Schmorgemüse oder einen Salat. Für Fischteller mit Scampi, Calamari, Wolfsbarschfilet und kurz gebratenem Thunfisch ( 21, 90 Euro) müssten wir andernorts für diese Qualität vermutlich das Doppelte bezahlen. Trotz der ordentlichen Portionen probieren wir tapfer eine Nachspeisenauswahl: Baklava mit griechischem Joghurt und Baba mit Mascarpone und Kirschen – sündhaft lecker.

Ort für die große Show

Als wir gehen, ist der Kellner unser Freund geworden. Er hat uns umsichtig und zuvorkommend bedient. Hat uns mit Hilfe des Barchefs den weißen Santorini (30,50 Euro die Flasche) als „vollmundig“ empfohlen und mit uns und einem Ouzo aufs Haus angestoßen. Inzwischen zeugen die gläsernen Flaschenkühler auf allen Tischen davon, dass man hier nicht bloß Schorle trinkt. Das Cavos ist der Ort für die große Show, die Kellner sind die Animateure für den Kurztrip durch die Nacht. Nächstes Mal bleiben wir zur Party, jamas!

Taverna Cavos, Lautenschlagerstraße 20, 70173 Stuttgart, Telefon 3 05 80 50, www.cavos-stuttgart.de. Täglich geöffnet von 17 Uhr an.

Die Bewertung:

Küche ****

Service ****

Ambiente ***

Die Beurteilung berücksichtigt auch das Preis-/Leistungsverhältnis. Das günstige Lokal um die Ecke wird nach anderen Kriterien bewertet als ein Sternerestaurant. Der Test gibt Aufschluss über die Tagesform der Küche.