Marc Biadacz will das Direktmandat verteidigen, das die CDU im Wahlkreis Böblingen seit 1976 inne hat. Er sagt, dass gewählte Vertreter nicht immer perfekt sein müssen. Der 37-Jährige fordert ein Ministerium für die digitale Entwicklung.

Böblingen - Am Murkenbach fing für Marc Biadacz alles an. Dort ging er in die Grundschule und besuchte die Albert-Schweitzer-Realschule. Gerne setzt er sich auch noch jetzt auf die Stufen des Böblinger Schulzentrums, die für ihn sowohl eine Leidenszeit markieren, als auch letzten Endes den Ort, an dem er sich besann und seinen weiteren Werdegang in Angriff nahm. „Ich habe in der Schule erst etwas später Gas gegeben“, verrät der 37-Jährige.

 

Nun geht er im Wahlkampf in die Vollen, möchte für die CDU in den Bundestag einziehen und seinen Vorgänger Clemens Binninger beerben, der dem Parlament seit dem Jahr 2002 angehört und aus persönlichen Gründen nicht mehr bei der nächsten Bundestagswahl antritt.

Karriere in der Digitalisierung

Nach Berlin pendelt Marc Biadacz bereits seit drei Jahren, als Mitglied des Managementteams der Firma Bonial (Axel Springer SE) und Verantwortlicher für Institutionen und Verbände, die er mit digitalen Informationen und Werbeplattformen versorgt. Es geht in dem Unternehmen darum, die Digitalisierung noch schneller und energischer voranzutreiben. Genau das hat sich Marc Biadacz auch für den Kreis Böblingen und nicht zuletzt in Berlin auf seine Fahne geschrieben.

Er möchte sich dafür einsetzen, dass ein Ministerium geschaffen wird, das die Digitalisierung fördert. Er will sich für die Wirtschaft engagieren, damit der Kreis seinen Ruf behält, ein starker Standort zu sein. Und nicht zuletzt auch für die Menschen und deren Lebensqualität vor Ort, die Arbeitsplätze benötigen und auf den Straßen nicht ständig im Stau stehen wollen. Der Ausbau des Herman Hollerith Zentrums mit IT-Nachwuchskräften sowie die Förderung von Start-up-Unternehmen liegt ihm genauso am Herzen wie ein flüssiger Verkehr auf der Autobahn 81 und den Nebenstrecken. Geht es nach ihm, sollte der Streit der Fernstraßenplaner um den Flüsterasphalt, der aus Kostengründen nun doch nicht zum Zuge kommen soll, so schnell wie möglich beigelegt werden. „Höhere Lärmschutzwände“, meint Biadacz, „sind die beste alternative Lösung.“

Mit Nachdruck will er dafür sorgen, dass die sechsspurige Erweiterung mit den Standstreifen sowie dem Lärmschutztunnel so rasch wie möglich beginnt. Beim öffentlichen Nahverkehr sei der Kreis dagegen bereits gut aufgestellt, jetzt kommen auch noch die Elektrifizierung und der Streckenausbau der Schönbuchbahn dazu. „Das wird teuer, das Land sollte einen Zuschuss für die neuen Fahrzeuge geben. Schließlich profitieren wir alle davon.“

Zwei Jahre lang war Biadacz bei der Mercedes-Benz Technology Group (MBtech) beschäftigt, einer hundertprozentigen Tochter der Daimler AG, wo es um die Zukunft des Automobils ging. „Wir müssen aufpassen, dass wir beim emissionsfreien Fahren nicht von anderen Ländern abgehängt werden“, warnt er. Für unrealistisch hält er es jedoch, vom Jahr 2030 an keine neuen Verbrennungsmotoren mehr zuzulassen, wie es die Grünen fordern. Stattdessen fragt der Böblinger, was eigentlich aus der Entwicklung der Brennstoffzelle geworden sei. „Wo ist diese Technik geblieben?“ Sie solle künftig auf jeden Fall ins Kalkül gezogen werden.

„Politiker können nicht immer perfekt sein“

Aber Manager wie auch Politiker seien per se nicht fehlbar, räumt der 37-Jährige ein und plädiert für mehr Menschlichkeit. „Politiker können nicht immer perfekt sein, wir müssen eine Fehlerkultur zulassen.“

Und was die Managergehälter anbetreffe, müsse es Grenzen geben, sagt der Bundestagskandidat, der aus eher kleinen Verhältnissen stammt und in den Schulferien stets Ferienjobs annahm, um sich sein Taschengeld selbst zu verdienen.

Marc Biadacz, der gerne Musik der Rockgruppe Queen und von deren Sänger Freddie Mercury hört, geht besonders gerne in Jugendhäuser oder in Schulen und besucht Jugendgemeinderatssitzungen, um für politisches Engagement zu werben. Und um kundzutun, dass sich Leistung lohnt, „dass jeder etwas aus sich machen und die Geschehnisse mitgestalten kann“. Er selbst ist ein gutes Beispiel dafür.

Marc Biadacz, dem nichts in den Schoß gelegt wurde, hat eine Wahlkampfmanagerin, die seinen Tür-zu-Tür-Wahlkampf organisiert. Denn im traditionell schwarzen Wahlkreis macht er sich nichts vor: „Es wird bei der Wahl auf jede Stimme ankommen.“