Der CDU-Kreischef Stefan Kaufmann hat sich mit seinem Vorschlag, Sebastian Turner als OB-Kandidaten zu nominieren, angreifbar gemacht.

Stuttgart - Am kommenden Samstag wird im Straßenbahnerwaldheim in Degerloch entschieden, wer die CDU im Oberbürgermeisterwahlkampf vertritt. Zur Wahl stehen das Parteimitglied Andreas Renner und der parteilose Sebastian Turner. Nach dem Stand der Dinge könnte es aber auch um die politische Zukunft des Kreisvorsitzenden Stefan Kaufmann gehen. Verlöre der Seiteneinsteiger Turner, würde diese Niederlage zwangsläufig auf seinen größten Sympathisanten durchschlagen, heißt es in der Partei: Der Kreischef Kaufmann hatte bekanntlich im Alleingang den Berliner Unternehmer ausgesucht und seine Parteifreunde in der Findungskommission vor vollendete Tatsachen gestellt.

 

Es ist kein Geheimnis, dass das Umfeld des Mitbewerbers Andreas Renner in Anbetracht dieser merkwürdigen Vorgeschichte den Kreisvorsitzenden für ungeeignet halten würde, ihren Mann im harten OB-Wahlkampf gegen den Grünen Fritz Kuhn adäquat zu unterstützen. Kaufmann gehe es deshalb bis Samstag in erster Linie darum, mit allen Mitteln seinen Posten an der Kreisparteispitze zu sichern – und natürlich auch seine Zukunft als Bundestagsabgeordneter, heißt es in einem Schreiben.

Das hätte gar nicht anonym an die Presse verschickt werden müssen, denn die Haltung, Kaufmann drohten bei einer so deutlichen Vorfestlegung bei einer Niederlage Turners auch persönliche Konsequenzen, hat der Mail-Schreiber nicht exklusiv. In der Partei, aber auch in der Ratsfraktion ist längst Kritik an Kaufmanns Vorgehen laut geworden. Man stellt sich die Frage, ob auf Knopfdruck Einigkeit verordnet werden könnte. Der Betroffene sieht keinen Zusammenhang zwischen der Entscheidung am kommenden Samstag und seiner politischen Zukunft. Das sei „völlig aus der Luft gegriffen“, so seine Reaktion auf die Kritik.

Kaufmann weist Vorwürfe zurück

Der Zweikampf zwischen Renner und Turner in den nicht öffentlichen Veranstaltungen der örtlichen CDU war bisher von begrenztem Unterhaltungswert. Die Unterstützerkreise tun sich schwer, Haare in der Suppe zu finden. Renner musste einräumen, seine Vita mit einem Masterabschluss bei der Führungsakademie aufpoliert zu haben. Turner hat der Basis vorgegaukelt, mit der Schulbürgermeisterin Susanne Eisenmann Bildungsthemen erörtert zu haben. Das war auch nicht besonders schlau, da sie bekanntlich den Konkurrenten Renner präsentiert hatte.

So bereitet jetzt eben die anonyme Mail etwas Aufregung, weil sie gegen Kaufmann gerichtet ist. Er soll seinem Bewerber ermöglicht haben, die Räume und das Personal der Kreispartei zu nutzen, außerdem würde sein Büroangestellter Philipp Hahn für Turner Wahlkampf machen, anstatt das Abgeordnetenbüro in Berlin zu verwalten. Der Unterstützerkreis würde Namen auf seine Sympathisantenliste nehmen, ohne deren Zustimmung einzuholen.

Stefan Kaufmann hat diese Vorwürfe am Montag zurückgewiesen. Richtig sei zwar, dass Sebastian Turner in den ersten Tagen „einige wenige Stunden an meinem Schreibtisch gesessen hat, um Korrespondenz zu erledigen“, aber er dürfe die Kreisgeschäftsstelle und deren Infrastruktur nicht nutzen. Er widerspricht auch dem Vorwurf, die Kreisgeschäftsstelle habe Turner und seinem Team eine Liste mit allen 3250 Namen zur Verfügung gestellt, damit diese angerufen werden könnten. Was die Unterstützerliste angeht, verweist er auf die Verantwortlichen – die ehemalige Presseamtsleiterin Susanne Wetterich und ihren Nachfolger Stefan Schorn. Er könne sich nicht vorstellen, dass etwas nicht korrekt gelaufen sei, so der Kreischef.

Kaufmanns Mitarbeiter Philipp Hahn sah sich zu einer persönlichen Stellungnahme aufgefordert: Aus persönlichen Gründen arbeitete er nun überwiegend von Stuttgart aus. Das sei ein übliches Verfahren. Der Ortswechsel habe nichts mit der Kandidatur Turners zu tun.