Dem KSC-Präsidenten Ingo Wellenreuther wird vorgeworfen, hinter dem starken Zuwachs der Karlsruher CDU im Vorfeld der Nominierung zu stecken.

Karlsruhe - Die Kür des CDU-Kandidaten für die OB-Wahl im Dezember hat die Partei in Karlsruhe mächtig in Schwingung versetzt. „Da wird Skandal gemacht, wo keiner ist“, sagt Ingo Wellenreuther. Dem Bundestagsabgeordneten und OB-Anwärter wird vorgeworfen, hinter dem starken Zuwachs der Karlsruher CDU im Vorfeld der Nominierung am kommenden Donnerstag zu stecken. Um die 400 Neuzugänge verbuchte der bisher knapp 1600 Mitglieder zählende Kreisverband, dessen Vorsitzender Wellenreuther ist, in den vergangenen Wochen.

 

Aus dem Kreisvorstand wird berichtet, die Liste der CDU-Novizen seien im Führungsgremium der Partei in zwei Tranchen behandelt worden. Beim ersten Mal habe es sich um 80 Neuzugänge gehandelt, die sich in etwa pari auf Wellenreuther und die zweite Kandidatin, die Erste Bürgermeisterin Margret Mergen, verteilten. Bei der zweiten Tranche von 320 Neumitgliedern sei hingegen der bei Weitem größte Teil auf potenzielle Wellenreuther-Unterstützer entfallen. Vor allem der Karlsruher SC, dessen Präsident der Abgeordnete ist, soll bei dem wundersamen Mitgliederzulauf eine große Rolle gespielt haben. Dazu gehören der Sportdirektor Oliver Kreuzer und der frühere Spieler Rainer Schütterle. Auch Sponsoren des KSC sind dabei, ebenso der Immobilienentwickler Holger Siegmund-Schultze, der schon an den Planungen für ein neues Stadion beteiligt war. Der hohe Anteil der dem KSC zuzurechnenden Neumitglieder sei schon auffällig, moniert ein Vorstandsmitglied. „Ich halte das nicht für richtig.“ Es bestehe ein wesentlicher Unterschied, ob man einer Partei aus innerer Überzeugung und Übereinstimmung mit deren Grundlinie beitrete – oder ob allein das Kalkül verfolgt werde, die Kandidatenkür zu beeinflussen. „In der Partei herrscht große Unruhe.“

Immer wieder kommt es zu Eintrittswellen vor Wahlen

Wellenreuther weist solche Vorwürfe als ehrabschneidend zurück. Aus dem KSC-Mitarbeiterbereich hätten sich gerade einmal sieben von insgesamt 120 neu der CDU angeschlossen. Da könne man nicht sagen, der Präsident missbrauche seine Leute im Verein für die eigenen politischen Ambitionen. Dass die Partei Zulauf bekomme, sei doch eine tolle Sache. „Andere Parteien würden sich glücklich schätzen.“ Auch das Lager von Margret Mergen sei bei der Mitgliederwerbung aktiv. Dagegen wende sich niemand.

Wellenreuther verweist darauf, dass es immer wieder im Vorfeld von Parteinominierungen zur Eintrittswellen komme. Auch in der CDU-Landesgeschäftsstelle kennt man dieses Phänomen, das sich keineswegs auf die CDU beschränke – und kommentiert es entspannt: „Die meisten Neumitglieder bleiben der Partei über Jahre und Jahrzehnte erhalten“, sagt ein Sprecher. „Letztlich kann sich die Partei darüber freuen.“

Mitunter fiel in der Vergangenheit die Mitgliederakquise allerdings auch ziemlich dreist aus. Berühmt ist ein Fall von 1987. Damals verteilte der Burladinger Trigema-Chef Wolfgang Grupp in seiner Firma stapelweise CDU-Mitgliedsanträge. Zur Nominierung des CDU-Kandidaten für die Landtagswahl 1988 ließ er die frischgebackenen Christdemokraten mit dem Bus karren. Übrigens mit Erfolg: Grupps Kandidat Paul Stefan-Mauz stürzte den langjährigen CDU-Mandatsinhaber.

Der Wahlkampf dürfte spannend werden

Ob Wellenreuther KSC-Präsident bleibt, sollte er die OB-Wahl gewinnen, lässt er offen. Der Zweitligaverein steht „im härtesten Abstiegskampf“. Darauf richte er gegenwärtig sein Augenmerk. Die Frage, ob er im Hebst erneut für den Präsidentenjob beim KSC antrete, stelle sich jetzt nicht. Doch hänge sein ganzes Herzblut an dem Verein. Interessenkonflikte zwischen OB-Amt und Vereinsvorsitz sieht er nicht. Der Wahlkampf dürfte spannend werden. Die SPD will mit ihrem Kandidaten, dem Kultusstaatssekretär Frank Mentrup nach mehr als 40 Jahren CDU-Dominanz den Chefsessel im Rathaus erobern. Amtsinhaber Heinz Fendrich (CDU) geht in Pension.