Siegfried Kauder sitzt seit 2002 im Bundestag. Bei der Bundestagswahl im nächsten Jahr wollte er erneut antreten. Doch seine Partei hat ihm die Gefolgschaft verweigert. Thorsten Frei ist der klare Sieger.

Bräunlingen - Thorsten Frei hat nach monatelangem parteiinternem Streit gegen Siegfried Kauder die Nominierung als CDU-Bundestagskandidat gewonnen. In der kommenden Legislaturperiode soll der 39-jährige Oberbürgermeister von Donaueschingen den Wahlkreis Schwarzwald-Baar und Oberes Kinzigtal für die Christdemokraten im Bundestag vertreten. Für Frei, der auch stellvertretender CDU-Landesvorsitzender ist, stimmten in der Stadthalle von Bräunlingen 502 der 748 wahlberechtigten Mitglieder. Der umstrittene Bundestagsabgeordnete Siegfried Kauder vereinigte mit 230 Stimmen gerade noch knapp ein Drittel der anwesenden Mitglieder auf sich.

 

Der Bruder von Unionsfraktionschef Volker Kauder sitzt seit 2002 für die CDU im Bundestag. Er ist Vorsitzender des Rechtsausschusses. Bei der Bundestagswahl im kommenden Jahr wollte er erneut antreten. Doch weite Teile seiner Partei stellten sich jedoch gegen ihn.

„In dieser Deutlichkeit habe ich nicht mit einem Ergebnis gerechnet“, sagte Frei. Er rief die CDU-Basis auf, die Streitigkeiten hinter sich zu lassen und sich wieder zu vereinen, um für das „gemeinsame Ziel“ zu kämpfen, auch 2013 wieder das Direktmandat im Wahlkreis 285 zu erreichen. Es gehe darum, gerade den jüngeren Wählern zu signalisieren, dass die CDU eine „starke und vitale Partei“ sei. Seinen Posten als Oberbürgermeister werde er bis zur Bundestagswahl behalten. Kreisvorsitzender seiner Partei wollte er nicht werden. Diesen Posten hat seit 1993 Kauder inne.

Kauder stand monatelang in der Kritik

Kauder äußerte sich nicht. Er verließ den Parteitag, kurz bevor der Sieg seines Gegenkandidaten verkündet wurde.

Der Abstimmung war eine über mehrere Monate währende Diskussion über den 14 Monate jüngeren Bruder von Volker Kauder – der als Vertrauter von Bundeskanzlerin Angela Merkel gilt – vorausgegangen. Dem 61-jährigen Rechtsanwalt hatten seine Gegner an der Basis einen unnahbaren und autokratischen Führungsstil sowie Kritik- und Kommunikationsunfähigkeit vorgeworfen. Im Juli hatte die Basis ihm bei einer ersten Nominierungsversammlung in St. Georgen bereits die Gefolgschaft versagt und sich in den Herbst vertagt. Eine parteiinterne Schlichtung unter Führung des früheren baden-württembergischen Ministerpräsidenten Erwin Teufel (CDU) scheiterte im Oktober.

In Bräunlingen versprach Kauder den Mitgliedern, sich ändern zu wollen und den Posten des Kreisvorsitzenden sowie verschiedene Ehrenämter abzugeben. Doch folgte die Basis nicht seinem Werben, sondern dem seines Herausforderers Frei.