Der CDU-Spitzenkandidat Guido Wolf wehrt sich im StZ-Interview gegen den Vorwurf, er habe Fraktionschef Peter Hauk im Kampf um Macht und Amt übervorteilt. Und er mahnt: der politische Gegner seien Grüne und SPD, nicht die eigenen Leute.

Stuttgart - Nein, sagt Guido Wolf, er sei kein Kretschmann-Imitat. Und schon gar nicht trage er autoritäre Züge, wie christdemokratische Parteifreunde kolportieren. Der frisch gekürte Spitzenkandidat für die Landtagswahl hat mit dem Griff nach dem Vorsitz der Landtagsfraktion seine Machtbasis gesichert – auch wenn es noch Nachhutgefechte gibt.

 
Herr Wolf, ist Politik nicht ein verlogenes Geschäft, jetzt erst wieder zu besichtigen, wo drei Spitzenpolitiker auf Landesebene knallhart um Macht, Ämter und manchmal auch noch um den Dienstwagen ringen, dabei aber ohne Rotwerden behaupten, es ging um das Wohl der Partei oder gar des Landes?
Diese Frage blendet aus, was uns in der CDU in den vergangenen Wochen und Monaten gelungen ist: aus einer Ausgangssituation mit mehreren Persönlichkeiten, die in der Partei Verantwortung tragen, zu dem gemeinsamen Ziel zu kommen, einen Spitzenkandidaten zu nominieren – und das alles ohne Verwundungen. Das ist doch zunächst einmal ein großer Erfolg.
Aber bleibt nicht ein schales Gefühl, wenn man als Politiker meint, eine Einigkeit vorspielen zu müssen, die gar nicht da ist?
In solchen Entscheidungssituationen mag es Holprigkeiten geben. Aber am Schluss steht das gemeinsame Ergebnis. Das haben wir hinbekommen – schneller, als uns dies viele zugetraut hatten.
Wenn denn tatsächlich alle Akteure ein gemeinsames Ziel verfolgen – den Erfolg bei der Landtagswahl 2016 – , weshalb müssen dann Spitzenkandidatur, Fraktions- und womöglich auch Parteivorsitz in eine Hand?
Als Spitzenkandidat brauche ich das notwendige Rüstzeug, um mich in den kommenden Monaten mit dem Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann auf Augenhöhe auseinandersetzen zu können. Die Bühne ist der Landtag von Baden-Württemberg. Da liegt es nahe, dass sich der Herausforderer als Fraktionsvorsitzender wiederfindet.
Ist das nicht altes CDU-Denken: einer bestimmt, die anderen folgen?
Überhaupt nicht. Die Parteimitglieder erwarten nach dem Basis-Entscheid von mir, dass ich meiner Verantwortung auch gerecht werde. Sie erkennen an meinem entspannten Umgang mit der Frage, wie es mit dem Parteivorsitz weitergeht, dass ich weit davon entfernt bin zu glauben, es käme jetzt nur noch auf mich an. Ganz im Gegenteil. Wir brauchen jetzt eine geschlossene Formation. Wir entscheiden aber nicht in Eile und schon gar nicht in Hektik, sondern wir entscheiden vernünftig und mit dem notwendigen Maß an Übereinstimmung.
Wäre es nicht ehrlicher gewesen, schon im vergangenen April bei der regulären Vorstandswahl der Fraktion gegen Peter Hauk zu kandidieren?
Das hat nichts mit mangelnder Ehrlichkeit zu tun, sondern mit Besonnenheit. Wir hatten uns damals vorgenommen, nicht innerhalb der Fraktion die Auseinandersetzung zu suchen. Wir wollten eine Rollenteilung finden, in der nicht die eigenen Leute der Gegner sind, sondern Grün-Rot.
Immerhin wird Ihnen – mal offen, mal verdeckt – Wortbruch vorgeworfen.
Es gibt keinen Wortbruch, wie Peter Hauk es selbst sagt. Und ich bin kein Freund von Legendenbildungen. Es wird etwas nicht richtiger, wenn es ständig erneut behauptet wird. Es gab in Ulm die Übereinkunft, dass ich nicht gegen den Fraktionsvorsitzenden Peter Hauk antrete – was nicht wenige in meiner Fraktion seinerzeit erwartet hatten. Gleichzeitig war es der Fraktion wichtig, zum damaligen Zeitpunkt zum Ausdruck zu bringen, dass ich mit dem Rückenwind der Landtagsfraktion in den Wettbewerb um die Spitzenkandidatur gehen soll. Insofern ist alles, was jetzt zusätzlich hinein geheimnisst wird, eine Legende. Die Fraktion hat immer zum Ausdruck gebracht: Wenn einer von uns Spitzenkandidat wird, dann muss er die notwendige Position dazu bekommen.