Im Halbfinal-Hinspiel gegen Atlético verblüfft Trainer Guardiola mit einem Offensivtrio ohne die Mentalitätskicker Müller und Ribéry. Die schnelle Münchner „CC“-Flügelzange bleibt in Madrid Atlético stumpf.

Madrid - Kein Müller, kein Ribéry - Pep Guardiola spielte beim Aufstellungspoker für die Champions-League-Kraftprobe gegen Atlético Madrid ein überraschendes Offensivblatt aus - es stach nicht. Mit den schnellen Außenstürmern Douglas Costa und Kingsley Coman sowie Zielspieler Robert Lewandowski im Angriffszentrum wollte der Trainer des FC Bayern das Abwehrbollwerk der Spanier über die Flügel knacken. Der Plan missglückte beim Münchner 0:1 im Estadio Vicente Calderón.

 

In den lange schüchternen Münchner Angriffsversuchen blieb das „CC“-Duo stumpf. Der Brasilianer Douglas Costa verzettelte sich mit Übersteigern und technischen Mätzchen. Er blieb im Dribbling meist an den robusten Gegenspielern hängen. Coman konnte auf dem rechten Flügel kaum in Aktion treten, eine flache Hereingabe landete in den Händen von Atlético-Torwart Jan Oblak (34. Minute).

Tempo nicht ausgespielt

Der 19 Jahre junge Franzose Coman, dessen Startelfeinsatz verblüffte, konnte sein Tempo, seine Eins-gegen-eins-Stärke und seine Flankenstärke nicht ausspielen.

Franck Ribéry und Thomas Müller schauten von außen entgeistert zu. Die Lieblinge der Bayern-Fans dürften die Verkündung der Aufstellung in der Teamsitzung mit Erstaunen und Verärgerung vernommen haben. „Im Moment, wenn ich meine Entscheidung treffe, bin ich sehr kalt in meinem Kopf“, hatte Guardiola unlängst berichtet.

Müllers Bankrolle überraschte besonders. Der Weltmeister spielt eine sehr gute Champions-League-Saison. Er hatte acht Tore in den ersten zehn Spielen erzielt. Und der 26-Jährige war es auch, der im Achtelfinale gegen Juventus Turin mit seinem Kopfballtor in letzter Minute maßgeblich dafür gesorgt hatte, dass Guardiola mit dem FC Bayern überhaupt dieses Halbfinale gegen Atlético erreichen konnte.

Ohne Mentalitätsspieler

Ohne die Mentalitätsspieler Müller und Ribéry und ohne den verletzten Arjen Robben fehlten dem Bayern-Spiel Aggressivität, Leidenschaft, Mut. Guardiola reagierte lange nicht. Müller wärmte sich auf, munterte die Kollegen auf dem Spielfeld auf. Dann kam erst Ribéry (64.) für Coman und kurz darauf auch Müller (70.) für den blassen Thiago. Ribéry rieb sich in Zweikämpfen auf, Müller fand die entscheidende Lücke auch nicht.

Das ersehnte Auswärtstor konnten Peps „Joker“ nicht mehr herbeiführen. Es war für sie - wie für den gesamten FC Bayern - ein frustrierender Europapokalabend.