Ausgerechnet vor dem Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid sucht der FC Bayern nach seiner Form. Das Starensemble von Pep Guardiola scheint verunsichert.

Madrid - Der eine oder andere Einwohner Madrids wird sich am Dienstag vermutlich verwundert die Augen gerieben haben ob der merkwürdigen Besucher mit den komischen T-Shirts. Gemeint sind nicht die Anhänger des FC Chelsea, die sich ebenfalls in der spanischen Hauptstadt aufgehalten haben. Es geht um die Fans des FC Bayern. Pünktlich zum Halbfinal-Hinspiel in der Champions League bei Real Madrid am Mittwoch (20.45 Uhr/ZDF) hat der deutsche Fußball-Rekordmeister neue Fanartikel auf den Markt geworfen, die Brust der roten T-Shirts ziert der schwarze Schriftzug: „La Bestia Negra“.

 

Immer, wenn die Münchner gegen Real Madrid spielen, kommt das Gerede von der schwarzen Bestie auf. Der Ausdruck ist seit einiger Zeit markengeschützt, die Rechte wurden den Münchnern aber inzwischen von einer wohlgesinnten Rechtsanwaltskanzlei geschenkt. Die Bayern, die Real zuletzt vor zwei Jahren im Halbfinale der Champions League im Elfmeterschießen niederrangen, halten den Ausdruck für einen Ehrentitel der spanischen Presse. Es gibt sogar einen Bayern-Fanclub gleichen Namens. Dabei bedeutet „bestia negra“ übersetzt ins Deutsche einfach nur: „Angstgegner“, eine allgemeine Bezeichnung also, die mitnichten exklusiv für den FC Bayern München reserviert ist. Trotzdem fordert etwa der Clubboss Karl-Heinz Rummenigge: „Wir müssen unter Beweis stellen, dass wir wieder la bestia negra sind.“

Die Bayern haben ihre gute Form verloren

Üblicherweise sollte es einen solchen Appell des Vorstandsvorsitzenden der Münchner gar nicht brauchen. Beim königlichen Angstgegner FC Bayern allerdings, der vor vier Wochen in Berlin seine starke Form gegen die 24. Meisterschaft eintauschte, geht offenbar die Angst um, dass man die bislang herausragende Saison durch ein vorzeitiges Scheitern der Mission Tripel-Verteidigung arg trüben könnte. Zumal ein Aufwärtstrend zuletzt nicht zu erkennen war, auch nicht am Karsamstag beim 2:0 beim „Verletzungsverhinderungsfußball“ („Süddeutsche Zeitung“) bei Eintracht Braunschweig.

Um sich aber trotzdem vor dem Hinspielduell mit Real Mut einzuflößen, hat man an der Säbener Straße ein altbewährtes Rezept ausgegraben: Die Mia-san-mia-Bayern reden sich stark. Wortführer der Kampagne ist – neben Rummenigge – der Mannschaftskapitän Philipp Lahm. Der 30-Jährige ist seit der deutlichen Niederlage gegen den Erzrivalen Dortmund (0:3) immer wieder gefragt worden, ob die seit vier Wochen munter durch die Liga eiernden Bayern für die Champions League den Schalter von heute auf morgen umlegen und Körper und Geist wieder in den Wettkampfmodus hieven können.

Manche Stimmen klingen nicht sehr zuversichtlich

Lahm bejaht die Frage stets, er hat dafür keinen besonderen Grund – außer jenem, dass die Bayern es (angeblich) einfach können. „Die Mannschaft hat in der jüngsten Vergangenheit immer gezeigt, dass sie in den wichtigen Spielen da ist“, sagte Lahm im Pressemitteilungston. Es gibt allerdings durchaus Stimmen in der Mannschaft der Münchner, die nicht ganz so zuversichtlich klingen, und auch der Bayern-Trainer Pep Guardiola räumt umschweiflos ein: „Wir fliegen nach Madrid und sind nicht auf unserem Topniveau. Das ist nicht gemütlich für uns.“

Der Katalane zog zuletzt die Zügel wieder etwas an, zudem bat er den einen oder anderen Spieler zum Gespräch. Am Ostersonntag redete Guardiola in der letzten öffentlichen Trainingseinheit vor dem Kräftemessen mit dem frischgebackenen spanischen Pokalsieger eine halbe Stunde lang intensiv auf die Innenverteidiger Dante und Jérôme Boateng ein. Sollte Real, die „neben Dortmund beste Kontermannschaft der Welt“ (Guardiola), wider Erwarten auf seine angeschlagene Flügelzange Cristiano Ronaldo und Gareth Bale verzichten müssen (was sich erst im Verlauf des Spieltages entscheiden wird), dürfte das die Sache für die Bayern erleichtern.

Ob Manuel Neuer spielen kann, ist noch offen

Die Münchner bangen allerdings ihrerseits noch um den Einsatz von Manuel Neuer, der nach seiner Wadenverhärtung erst am Ostersonntag wieder auf den Trainingsplatz zurückgekehrte. Ob der Welttorhüter wirklich topfit ist, erscheint zumindest fraglich. Für Pep Guardiola, der als Trainer noch nie in Madrid verlor, ist es eine ungemütliche Unbekannte mehr.