Drama in München: Die Bayern unterliegen FC Chelsea. Nach 120 Minuten hatte es 1:1 gestanden.

 München - Schockstarre in München - der Traum vom historischen Heim-Triumph in der Champions League ist jäh geplatzt. Trotz klarer Feldvorteile und hochkarätiger Chancen verlor der FC Bayern am Samstag das Finale vor heimischem Publikum gegen den FC Chelsea mit 3:4 im Elfmeterschießen und verpasste damit seinen zweiten Erfolg in der europäischen Königsklasse nach 2001.

 

Zwar parierte Torhüter Manuel Neuer gleich den ersten Schuss der Engländer von Juan Mata, doch danach versagten Ivica Olic und Bastian Schweinsteiger im Duell vom Punkt die Nerven. Olic scheiterte an Chelsea-Keeper Petr Cech, Schweinsteiger am Pfosten.

Vor 62.500 Zuschauern waren die Bayern in 120 Minuten nicht über ein 1:1 (1:1, 0:0) hinausgekommen. Zwar hatte Thomas Müller die Gastgeber in der 83. Minute nach Flanke von Toni Kroos mit 1:0 in Führung gebracht, doch zwei Minuten vor dem Ende gelang Didier Drogba per Kopf der nicht mehr erwartete Ausgleich für die Londoner.

Robben verschießt in der 95. MInute

Die große Chance, die Bayern in der dramatischen Verlängerung auf die Siegerstraße zu bringen, vergab Arjen Robben. Wie schon im Bundesligaspiel im April in Dortmund versagten dem Niederländer im entscheidenden Moment die Nerven. Nach einem Foul des Torschützen Drogba an Franck Ribery schoss Robben den Strafstoß in der 95. Minute in die Arme von Chelsea-Keeper Petr Cech. Ribéry musste danach verletzt vom Feld und wurde durch Ivica Olic ersetzt. In der 108. Minute verfehlte der Kroate das Chelsea-Tor um Haaresbreite.

Anders als vor Wochenfrist beim DFB-Pokal-Debakel gegen Dortmund gingen die Bayern getragen vom heimischen Publikum in ihrem vierten Königsklassen-Endspiel hoch konzentriert und engagiert zur Sache. Mit der Choreographie „Unsere Stadt, unser Stadion, unser Pokal“ hatten die Fans ihre Mannschaft auf die Partie eingestimmt. Doch die vor allem aufs Zerstören bedachten Londoner erwiesen sich als harte Nuss. Die durch die Gelb-Sperren von David Alaba, Holger Badstuber und Luiz Gustavo geschwächte Heynckes-Elf dominierte das Geschehen zwar fast nach Belieben, agierte aber bisweilen kopflos und ging zudem sehr großzügig mit ihren Möglichkeiten um.

Weit mehr als 30 Torschüsse waren Ausdruck der Münchner Überlegenheit, doch Zählbares wollte bis sieben Minuten vor dem Ende einfach nicht herausspringen. Unglücklich im Abschluss war bei allem Engagement Mario Gomez. Der Nationalstürmer, mit zwölf Treffern Zweiter in der Champions League-Torschützenliste hinter Barcelonas Lionel Messi (14), vergab in der 42. Minute seine beste Chance, als er den Ball freistehend über den Kasten der Engländer jagte. Die Bayern-Abwehr mit den Aushilfskräften Anatoli Timoschtschuk und Diego Contento wurde dagegen nur selten ernsthaft gefordert.

Chelsea setzte auf eine Defensivstrategie, wie sie im Halbfinale gegen den FC Barcelona zum Erfolg geführt hatte. Um die Vorstöße von Philipp Lahm zu unterbinden, hatte Coach Roberto Di Matteo den Champions League-Debütanten Ryan Bertrand als zusätzliche Absicherung auf der linken Abwehrseite aufgeboten. Nach vorne kam der vierfache englische Meister lange Zeit nicht über Ansätze hinaus und versuchte es oft mit langen Bällen auf den kopfballstarken Drogba, der womöglich sein letztes Spiel im Trikot der „Blues“ absolvierte.

Abseitstor von Franck Ribery

Die Bayern bemühten sich von Beginn an um druckvolles Spiel, doch schon früh zeigte sich, dass gegen das Abwehrbollwerk der Gäste Geduld gefragt war. Distanzschüsse von Bastian Schweinsteiger (4.), der kurz zuvor wegen eines überflüssigen Handspiels im Mittelfeld die Gelbe Karte gesehen hatte, und Toni Kroos (5.) waren zunächst die ganze Ausbeute. In der 19. Minute trat Mario Gomez nach Müllers Rückpass aus aussichtsreicher Position am Ball vorbei. Dann vereitelte Chelsea-Keeper Cech mit einer prächtigen Fußabwehr gegen Robbens Schuss das eigentlich verdiente 1:0 (21.).

7:0 Ecken nach 24 Minuten verdeutlichten die Überlegenheit der Hausherren, die allerdings in Strafraumnähe zu häufig die Präzision vermissen ließen. In der Defensive wurden die Bayern eine Halbzeit lang praktisch nicht gefordert, dennoch war der bis dahin kaum geprüfte Manuel Neuer in der 37. Minute hellwach, als er einen Schuss von Salomon Kalou aus der kurzen Ecke fischte. Sekunden zuvor hatte Müller per Direktabnahme die große Chance zum 1:0 für die Bayern verpasst.

Zu Beginn der zweiten Spielhälfte erhöhten die Münchner noch einmal das Tempo und den Druck. Als Ribéry den Ball nach 54 Minuten im Tor des Tschechen Cech unterbrachte, kam der Jubel der Bayern-Fans zu früh. Der Franzose hatte beim vorausgegangenen Robben-Schuss im Abseits gestanden. Bei weiteren Möglichkeiten der Gastgeber verhinderte entweder Eigensinn oder das Bein eines Chelsea-Abwehrspielers das längst überfällige Führungstor. Mitte der zweiten Halbzeit hatten die Gastgeber das Eckenverhältnis bereits auf 14:0 hochgeschraubt, doch immer noch kein Tor zu Stande gebracht.