Bereits vergangene Woche sollten 80 Flüchtlinge in der Alfred-Wais-Halle einziehen. Doch der Termin wurde immer wieder verschoben. Wieso, das weiß niemand so genau – und auch nicht, wann die neuen Bewohner nun eigentlich kommen.

Birkach - Ob es an der hohen Arbeitsbelastung der Mitarbeiter der zuständigen Stellen liegt oder schlicht an mangelnder Koordination, das vermag niemand so richtig zu sagen. Klar ist lediglich, dass die Alfred-Wais-Halle noch nicht wie angekündigt mit Flüchtlingen belegt ist.

 

Geplant war der Einzug der 80 neuen Bewohner wohl ursprünglich für vergangene Woche. Zunächst war von Donnerstag als Termin für den Einzug die Rede, dann von Freitag, dann von Montag. Am Freitagvormittag seien sogar Mitarbeiter der für die Sicherheit zuständigen B.I.G. Security an der Halle gewesen, wie der Hausmeister der Grundschule Birkach, Gerd Schäfer, berichtet. „Und dann kam der Anruf, dass die Flüchtlinge doch noch nicht kommen“, sagt er. Ein Sprecher des Unternehmens bestätigt, dass Mitarbeiter vor Ort gewesen seien, nähere Angaben möchte er gegenüber der Presse nicht machen.

Caterer und Security waren bereits vor Ort

Auch der Caterer sei bereits mit mehreren Mitarbeitern parat gestanden, berichtet der Hausmeister weiter. „Die hatten schon alles aufgebaut. Bis auf den Container mit den Waschmaschinen und Trocknern wäre hier eigentlich alles bereit.“ Nur die Flüchtlinge, die fehlten eben noch. Wann die kämen? Keine Ahnung.

Genau scheint das niemand zu wissen – auch nicht bei der Stadt Stuttgart und dem Regierungspräsidium Karlsruhe. Aufgabe des Regierungspräsidiums sei lediglich die Zuteilung der Flüchtlinge an die Kommunen und Landkreise, wie der Sprecher Uwe Herzel erklärt. Die Verteilung auf die vorhandenen Unterkünfte obliege den Kommunen und Landkreisen selbst.

Land soll Zuteilung kurzfristig abgesagt haben

Nach Auskunft des Sprechers der Stadt Stuttgart, Sven Matis, sei in der vergangenen Woche Folgendes geschehen: Das Land habe der Stadt für Freitag eine Zuweisung von Flüchtlingen gemeldet, diese aber am Donnerstagabend kurzfristig wieder abgesagt. Das Sozialamt habe diese Information dann schnellstmöglich an Catering und Security weitergegeben. „Dass es dann doch nicht mehr gereicht hat, ist bedauerlich“, sagt Matis. Glücklicherweise hätten sich aber sowohl das Sicherheitsunternehmen, als auch der Caterer kulant gezeigt und der Stadt seien durch die verspätete Absage keine zusätzlichen Kosten entstanden.

Von einer abgesagten Zuweisung weiß Uwe Herzel vom Regierungspräsidium Karlsruhe hingegen nichts. Es könne zwar vorkommen, dass eine angekündigte Zuteilung nicht erfolge. Aber ein derartiger Fall wie in der vergangenen Woche sei ihm nicht bekannt. Die einzige Erklärung, die er dafür habe: „Es kann schon mal sein, dass nicht alle in den Bus steigen, die für den Transfer geplant waren.“ Wenn eine Verlegung geplant sei, hängten die Betreiber der Unterkünfte sogenannte Transferlisten mit den Namen derjenigen Bewohner aus, die in der nächsten Tranche in eine kommunale Unterkunft umziehen sollten. „Da kann im Einzelfall schon mal eine Person mehr oder weniger ankommen“, sagt er. Doch eine Ungenauigkeit in der Größenordnung von 80 Personen halte er für unwahrscheinlich.

Ein neuer Termin steht noch nicht fest

Bei der Stadt Stuttgart aber bleibt man dabei, dass der Termin für die Zuweisung vergangenen Donnerstagabend vom Land kurzfristig abgesagt worden sei. Ein neuer Bezugstermin für die Alfred-Wais-Halle steht laut Sven Matis noch nicht fest, die Stadt rechne jedoch in den nächsten Tagen endgültig mit dem Einzug der Flüchtlinge. Insgesamt sei die Situation tatsächlich irgendwie „undurchsichtig“, wie er zugibt.

Das Bild, das sich unweigerlich aufdrängt, ist das der sprichwörtlichen linken Hand, die nicht weiß, was die rechte tut. „Wir arbeiten derzeit alle im Krisenmodus“, versucht Robert Hamm vom Regierungspräsidium Stuttgart zu erklären, das die Erstaufnahmeeinrichtungen der Stadt betreut. Für vergangene Woche beispielsweise seien viele Flüchtlinge angekündigt gewesen, gekommen seien dann vergleichsweise wenige. Zu erklären sei das aber: „Wenn auf der Strecke von der Grenze nur eine Zugverbindung nicht klappt, verzögert sich alles.“ Zahlen zu prognostizieren sei deshalb so gut wie unmöglich.