Die Sanierung der Chapel im Göppinger Stauferpark lässt noch auf sich warten. Doch in der Krypta sollen bald wieder Bässe wummern. Ausgerechnet die Gothic-Szene kommt zur Reanimierung des Kultveranstaltungsraums.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Göppingen - Ausgerechnet die morbide Gothic-Szene soll der Chapel im Göppinger Stauferpark neues Leben einhauchen. Am Samstag, 16. Mai, hat der Verein Fabrik für Kunst und Kultur (FKK) nach mehr als einem Jahr Pause unter dem Titel „Church noir“ wieder eine Veranstaltung an seinem alten Stammsitz geplant. Bis dahin sollen in der Krypta im Untergeschoss die notwendigsten Arbeiten zum vorgeschriebenen Brandschutz erledigt sein. Wann die gesamte Chapel wieder für Veranstaltungen zur Verfügung steht, lässt sich noch nicht absehen.

 

Mittelalter-Fans lieben Techno

Der Termin für die „Church noir“ sei ideal, weil am gleichen Wochenende im Stauferpark das Mittelalterfestival stattfinde, sagt der FKK-Sprecher Alexander Knüppel. „Viele Mittelalter-Freaks sind auch in der Gothic-Szene beheimatet.“ Deshalb rechne er mit einem guten Start für die neue Veranstaltungsreihe der FKK. Bereits einen Tag zuvor, am 15. Mai, sollen bei einer Tribal Energy-Party die Fans von Elektro- und Techno-Musik auf ihre Kosten kommen.

Die Rückkehr an den angestammten Veranstaltungsort, der im Januar 2014 von der Stadt wegen Sicherheitsmängeln beim Brandschutz geschlossen worden war, sei für den Verein überlebenswichtig. „Uns geht allmählich das Geld aus“, sagt Knüppel. Schließlich fallen in der stillgelegten Chapel nach wie vor Heiz- und Stromkosten an. Der Versuch, an anderen Orten Veranstaltungen anzubieten, erwies sich als schwierig. „Der logistische Aufwand war riesig“, sagt Knüppel. Demgegenüber blieb der Publikumserfolg bescheiden. Zur letzten Kryptonite im Februar im Cyprus-Club sei nur eine Handvoll Leute gekommen. Die Veranstaltungen im März und April hatte die FKK daraufhin abgesagt.

Größere Konzerte sollen möglich werden

Mit einem städtischen Investitionskostenzuschuss von 15 000 Euro, den der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung bewilligte, sollen jetzt die Auflagen für das Untergeschoss erfüllt werden. Unter anderem braucht es Brandschutztüren. Außerdem muss der Sicherungskasten eingehaust werden. Allerdings ist die Kapazität der Krypta auf 199 Personen begrenzt. Größere Konzerte sind erst wieder nach der vollständigen Sanierung der einstigen Soldatenkirche der US-Armee möglich. Nachdem im vergangenen Jahr die Mehrheit des Gemeinderats gegen den Willen von Oberbürgermeister Guido Till (CDU) die Übernahme der Kosten beschlossen hatte, wird gegenwärtig an einem preisgünstigen Konzept gefeilt. Ursprünglich war die Sanierung auf eine Million, dann auf 700 000 Euro geschätzt worden. Mittlerweile geht das Stadtbauamt davon aus, dass die Wiederinbetriebnahme der Chapel unter 400 000 Euro zu haben ist.