Die erste Ausgabe des französischen Satiremagazins Charlie Hebdo nach dem Anschlag auf die Redaktion ist in einer Millionenauflage gedruckt worden. Aber nur ein kleiner Teil davon ist nach Deutschland gekommen, wo die meisten potenziellen Käufer leer ausgingen.

Regio Desk: Oliver im Masche (che)

Stuttgart - Kunden, die tatsächlich ein Interesse an der Lektüre der Satirezeitschrift Charlie Hebdo gehabt haben, aber auch zahlreiche Menschen, die lediglich darauf spekuliert haben, das Heft gewinnbringend weiterzuverkaufen, haben am Samstag in der Region Stuttgart lange Gesichter gemacht. Lediglich rund 90 Exemplare kamen in den Verkauf. An den großen Kiosk am Flughafen wurde kein einziges Heft ausgeliefert, im Zeitungs- und Zeitschriftenhandel im Hauptbahnhof waren es gerade einmal drei Exemplare. „Schon vor Ladenöffnung hatten wir eine Riesenschlange vor dem Eingang“, sagt eine Mitarbeiterin. Einige Wartende hatten die halbe Nacht ausgeharrt. Die Hefte wurden den Verkäufern nach dem Öffnen des Geschäfts geradezu aus den Händen gerissen. „Das ging alles ganz schnell“, so die Verkäuferin. Als die enttäuschten weiteren Interessenten abgezogen waren, hagelte es dennoch fast im Minutentakt Anfragen. Bald hängte man daher mehrere Zettel aus, auf denen die Kundschaft auf den Ausverkauf des Hefts hingewiesen wurde.

 

Ebenfalls am Vormittag konnte man im Internet sehen, wie groß der Hype um das Satireblatt ist: Auf diversen Auktionsplattformen wurde Charlie Hebdo mit der Mohammed-Karikatur auf dem Titel für mehr als 100 Euro im Sofortverkauf angeboten. Im Handel hatte das Heft vier Euro gekostet. Am Samstagabend wurde es in Deutschland für Preise zwischen 70 und mehr als 100 Euro versteigert.

Zeitschrift kann auch als App heruntergeladen werden

Deutschlandweit war das Interesse zum Verkaufsstart der ersten Ausgabe nach dem islamistischen Terroranschlag auf die Redaktion in Paris am 7. Januar riesig. Bis dahin war das Blatt in einer Auflage von 60 000 Exemplaren erschienen. Das neue Heft, zum Gedenken an die Opfer, wurde bislang fünf Millionen mal gedruckt. Die meisten Magazine wurden in Frankreich verkauft. Möglicherweise soll die Auflage im Laufe der Woche noch erhöht werden. Wer tatsächlich Interesse an dem Satireblatt hat und technisch entsprechend ausgerüstet ist, kann sich das Heft auch als App herunterladen. Charlie Hebdo kostet dann drei Euro.

Der Verkauf der neuen Ausgabe hat derweil in der muslimischen Welt vielerorts Proteste ausgelöst. Im Niger eskalierte die Lage: In dem afrikanischen Land, dass religiös tief gespalten ist, sollen zehn Christen von aufgebrachten Gegnern von Charlie Hebdo getötet worden sein. Es gab zudem offenbar Dutzende Verletzte. Im Iran schlossen Zensoren eine Tageszeitung, weil sie auf ihrer Titelseite Sympathie mit dem Satiremagazin aus Paris hatte anklingen lassen.