Wo sonst die Handballer von Frisch auf Göppingen spielen, haben sich am Wochenende andere Sportler getroffen: In der EWS-Arena stiegen Cheerleader-Meisterschaften.

Göppingen - Die Bässe dröhnen nicht nur in den Ohren, der ganze Körper wird von dem lauten, wummernden Sound aus den Lautsprechern erfasst. Doch die Musik, oder wie immer man das auch nennen mag, geht unter, wenn die Fans auf den Tribünen ihre Teams mit gellenden Schreien und Pfiffen anfeuern – nein, in der Hölle Süd spielen an diesem Tag nicht die Recken von Frisch Auf. Die EWS-Arena gehört am Samstag knapp 2000 Cheerleadern aus Bayern, Hessen und Baden-Württemberg. Bei der Regionalmeisterschaft Süd konkurrieren sie in 103 Teams um eine Qualifikation zum Bundeswettbewerb. Die ganz ambitionierten Cheerleader haben schon Orlando im Blick. In dieser amerikanischen Stadt wird die Weltmeisterschaft ausgetragen.

 

Über den stark geschminkten Gesichtern der Bears United Juniors aus Bamberg thronen, wie übrigens bei allen weiblichen Cheerleadern, riesige Schleifen. Aufgeregt warten die Mädchen auf ihren Auftritt. Endlich geht es los. Unter tosendem Beifall stürmen sie hinter dem Vorhang hervor. Doch dann passiert es: die Musik setzt zu spät ein. „Das war Mist“, kommentiert Adriana den Auftritt und zieht nervös an ihrer Zigarette. Sie ist enttäuscht über die Panne, die ihr Team anfangs aus dem Konzept gebracht habe. Es tröstet sie auch nicht, dass die Vorsitzende des Cheerleadervereins Bamberg Lucky Bears 2002, Margit Seidler, sehr zufrieden ist mit dem zweieinhalbminütigen Auftritt. Denn nur so viel Zeit bleibt den Teams, um die Juroren zu überzeugen.

Knallhartes Timing

Damit das ganze Programm bis um 18 Uhr durch ist, ist die Veranstaltung so knallhart durchgetaktet wie die Musik zu den Darbietungen. Zwei Jurys beurteilen die Teams abwechselnd, damit es zügig geht. Tatsächlich gelingt es, 51 Teams fahrplanmäßig bis 15 Uhr durchzuschleusen, so dass die Preisverleihung für die Peewees und Juniors, die Kinder und Jugendlichen, pünktlich beginnen kann. Auch die Bears bekommen unter dem frenetischem Beifall ihrer Fans einen Pokal.

Während die Halle kocht, machen sich backstage die Seniors, die 16- bis 25-Jährigen, startklar. Der Boden der Umkleide ist übersät mit Sporttaschen, Jacken und anderen Kleidungsstücken. Es riecht nach Haarspray und Schminke. Gegenseitig machen sich die Cheerleaders für ihren Auftritt zurecht. Die Mädchen und jungen Frauen sind eindeutig in der Überzahl. Doch es gibt auch Jungs und junge Männer. „Cheerleading ist ursprünglich ein Männersport gewesen“, klärt Susana Gelfert-Ludwig, die Pressesprecherin des Cheerleading und Cheerdance Verbands Deutschland (CCVD), auf.

Ein Sport nicht nur für Frauen

Einer dieser jungen Männer, der lieber anonym bleiben will, ist von einer Freundin angeschleppt worden. „Dann versucht man erst mal, seine Vorurteile weg zu kriegen“, erzählt er. Weil er aber so viel Spaß am Cheerleading hatte, entschloss er sich, zu bleiben. „Das ist mein Sport“, sagt er. Nicht nur die Cheerleader sind nervös. Auch die Eltern fiebern mit, wie Gisele Gutfleisch aus Frankfurt. Ihre Tochter Natália ist mit ihrem Team bereits aufgetreten und wartet nun auf das Urteil der Jury. Auch wenn Gisele Gutfleisch die großen Schleifen und die viele Schminke für gewöhnungsbedürftig hält, findet sie diesen Sport, der Akrobatik, Tanzen und Turnen in sich vereint, toll. „Für die Mädchen steht nicht die Schminke im Vordergrund, sondern die Gemeinschaft. Ohne die funktioniert es nicht.“