Als Johannes Krauter seine Firma vom Vater übernahm, war sie auf Großhandel für Elektromaschinen spezialisiert. Inzwischen steht er einem breit aufgestellten Unternehmen vor, das sich auch um Immobilien kümmert – unter anderem um die Werfthalle im Göppinger Stauferpark, die ihm besonders ans Herz gewachsen ist.

Göppingen - - Johannes Krauter ist ein echter Selfmade-Mann mit einem klassisch-schwäbischen Werdegang, also einer Ausbildung zum Kaufmann und zum Techniker. Später ist er ist in den väterlichen Betrieb eingestiegen und hat diesen kontinuierlich ausgebaut. Heute zählt die Werner Krauter GmbH samt Beteiligungen rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Herr Krauter, auf ihrer Bürotüre steht ja gar nicht Geschäftsführer oder Direktor, sondern schlicht und einfach sowie reichlich hemdsärmelig nur „Cheffe“.
Ja, das kommt von meinen Beschäftigten, und das passt ja auch! Irgendwie.
Das hört sich bodenständig an.
Ich denke schon. Ich kenne und schätze alle meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Gemeinsam haben wir das Unternehmen dahin gebracht, wo es heute steht.
Sie haben heute eine weit verzweigte Firmengruppe. Wie hat es denn angefangen?
Ich habe ganz klassisch im Alter von 16 Jahren eine Ausbildung zum Großhandelskaufmann gemacht. Das Abitur habe ich auf dem zweiten Bildungsweg nachgeholt. So bin ich dann in den Betrieb meines Vaters reingewachsen. Anfangs war das im Wesentlichen ein Großhandel für Elektromaschinen, nebst Wartung, mit sechs festen Mitarbeitern.
Und das ist mächtig gewachsen?
Ja, allerdings Stein um Stein. In den vergangenen zwei Jahrzehnten kam immer wieder etwas dazu, und heute sind wir eine kleine Firmengruppe. Kern des Ganzen ist die Werner Krauter GmbH. Innerhalb von Baden-Württemberg sind wir mit den Unternehmen und Marken Motorenbau Göppingen, Eberhardt Antriebstechnik, ATG sowie mit der Bauhof Service GmbH zu einem der führenden herstellerunabhängigen Dienstleister und Lieferanten für die Industrie im Bereich Elektro-, Getriebe- und Servomotoren sowie Pumpen geworden. Krauter liefert jede Antriebslösung, überall dahin, wo sich etwas dreht.
Können Sie Beispiele nennen, an die man im ersten Moment vielleicht nicht denkt?
Wir machen die Notstromversorgung von Krankenhäusern, die Wartung von Tunnelturbinen für die Deutsche Bahn oder die Antriebs- und Pumpentechnik für Brauereien. Es haben sich immer wieder Chancen ergeben, und die mussten und haben wir dann halt ergriffen. Weitere Beteiligungen im Bereich Maschinenbau wie die Hang Maschinenfabrik, die Marken Pfeil, Nagel, HS-Cleaner und andere kamen im Laufe der Zeit noch hinzu.
Und ihr Vater hat das mitgemacht?
Ja, wir hatten immer ein gutes Verhältnis, und er hat mir von Beginn an sehr freie Hand gelassen.
Die Firma Hang war insolvent. Jetzt sind die Auftragsbücher wieder voll. Haben Sie ein gutes Händchen als Chef?
Sie können ein Unternehmen zehn verschiedenen Geschäftsführern geben, und jeder führt es irgendwie anders. Der Erfolg zeigt sich jedoch immer erst im Nachhinein. Es gehört kaufmännisches Geschick, aber auch etwas Glück dazu.
Und ihre Devise lautet...?
Immer nach vorne schauen. Man muss Visionen haben und natürlich die richtigen Menschen zusammenbringen. Ich kann nicht jahrelang von der Substanz leben und auf bessere Zeiten hoffen. Ich muss auch etwas für den Erfolg tun: rechtzeitig investieren und neue Strukturen schaffen. Ich muss außerdem sagen, dass ich großes Glück mit meinen Mitarbeitern habe. Das sind sehr fähige Leute, ohne die es nicht gehen würde.
Sie bieten Elektromotoren, Pumpen sowie Stromerzeuger an, führen aber auch ein erfolgreiches Immobilienunternehmen.
Die Immobilienverwaltung Württemberg ist ebenfalls aus einer Gelegenheit heraus entstanden. Wir konnten damals um unseren Firmensitz herum weitere Areale erwerben. Da habe ich immer wieder zugegriffen und eben nicht nur die Firma erweitert, sondern freie Flächen vermietet. Das begann damals mit der Tankstelle im vorderen Bereich an der Jahnstraße, mit einem Tanzstudio und einem Sportgeschäft sowie Räumen für die EnBW.
Mittlerweile haben Sie darüber hinaus Immobilen in Uhingen und andernorts, vor allem aber im Stauferpark.
Wir betreuen zurzeit rund 180 Mietverträge, aber sie spielen wohl vor allem auf die Werfthalle an.
Ganz genau. Sie gelten als Retter der denkmalgeschützten Veranstaltungs- und Messehalle, einem Wahrzeichen des Stauferparks.
Die Halle macht uns viel Freude. Es ist nicht unbedingt ein Geschäft mit ihr zu machen, aber wir haben doch viele und gute Veranstaltungen, von Konzerten über Firmenevents bis hin zu Messen. Nicht zu vergessen sind die Stauferfestspiele und ganz aktuell als nächstes die Märklin-Tage, die Mitte September stattfinden.
Was ist zurzeit ihr Lieblingsprojekt?
Das ist schwer zu sagen – da gibt es immer wieder Neue. In einem Projekt sind wir dabei Bagger umzurüsten, so dass sie unter anderem in Tunnels oder Gebäuden nicht nur mit Diesel, sondern eben auch elektrisch betrieben werden können.