17 Jahre lang stand Hubert Lienhard auf der Gehaltsliste des Familienunternehmens Voith, seit 2008 war er der Konzernchef. Anfang April 2018 kommt es nun zum Wechsel: Stephan Schaller löst Hubert Lienhard auf dem Chefsessel ab, der in den Ruhestand wechselt.

Stuttgart - Beim Heidenheimer Anlagenbauer Voith kommt es Anfang April 2018 zum Chefwechsel. Der langjährige Vorstandschef Hubert Lienhard, Jahrgang 1951, wird in den Ruhestand gehen, teilte Voith mit. Zu seinem Nachfolger hat der Gesellschafterausschuss des Familienunternehmens Stephan Schaller, Jahrgang 1957, berufen. Schaller kennt den Heidenheimer Konzern in- und auswendig, schließlich ist er seit Oktober 2015 Mitglied des Voith-Gesellschafterausschusses.

 

Sein Stuhl in diesem Gremium ist auch bereits vergeben: Lienhard wird von April an darauf Platz nehmen. Voith hat sowohl einen Gesellschafterausschuss, wo Vertreter der Familie und Externe vertreten sind, als auch einen Aufsichtsrat. Letzterer hat eine kontrollierende Funktion. Entscheidungen, wie jetzt die Lienhard-Nachfolge, trifft der Gesellschafterausschuss.

Lob für den Neuen

Hans-Peter Keitel, der frühere Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) und in Personalunion Chef des Voith-Aufsichtsrats und des Gesellschafterausschusses, fand lobende Worte für beide Spitzenmanager: „Mit Stephan Schaller haben wir den idealen Nachfolger für Herrn Lienhard gefunden“, sagt er. Er kenne die Strukturen von Voith und habe in den vergangenen Jahren alle strategischen Themen und Inhalte des Unternehmen mit begleitet. Keitel: „Damit stellen wir in der Nachfolge eine hohe Kontinuität für das Unternehmen sicher.“

Keitel würdigte zudem Lienhard: Er habe „in den vergangenen 17 Jahren für Voith Herausragendes geleistet“. Er habe den Konzern durch eine der herausforderndsten Phasen der letzten Jahrzehnte erfolgreich geführt. Durch einen tief greifenden Umbau sei der Konzern wieder strategisch handlungsfähig. Keitel weiter: „Mit seiner digitalen Agenda hat er Voith zu einem wichtigen Akteur der digitalen Transformation gemacht.“

Lienhard startete zunächst bei ABB

Der promovierte Chemiker Lienhard, der in Triberg im Schwarzwald geboren wurde, wechselte 2001 vom Kraftwerksbauer ABB, wo er einen Vorstandsposten inne hatte, zu Voith. Zunächst war er Chef der Wasserkraftsparte Voith Hydro, 2008 übernahm er den Chefposten des Konzerns. Er übernahm einen Konzern mit gut gefüllten Auftragsbüchern. Doch kurze Zeit später brachen vor allem im Bereich Papiermaschinen die Bestellungen ein, ein Personalabbau war die Folge. Die Digitalisierung und damit verbunden die sinkende Nachfrage nach Papiermaschinen hat den Heidenheimern zu schaffen gemacht. Lienhard war auch aus der Produktion von Lokomotiven ausgestiegen. Und er hat das personalintensive Geschäft mit der Industrie-Wartung zurückgefahren. Wie gravierend die Veränderungen waren, machen die Zahlen deutlich: Im Geschäftsjahr 2008/09 standen mehr als 39 000 Mitarbeiter auf der Gehaltsliste, aktuell sind es noch rund 19 000. Im vergangenen Jahr ist Voith auch in die Gewinnzone zurückgekehrt.

Der künftige Voith-Chef Schaller, der Maschinenbau studiert hat, startete 1981 seine Karriere bei BMW. Später wechselte er zunächst zu Linde und dann zu VW und zu Schott. Seit 2012 steht er wieder auf der BMW-Gehaltsliste – als Leiter der globalen Motorradsparte.