Das Waldheim in Stuttgart-Sillenbuch ist ein beliebtes Ausflugziel, aber auch ein Veranstaltungsort, bei dem für die Politik Chinas oder Kubas geworben wird. Demokraten müssen das hinnehmen, aber nicht unterstützen, findet unser Autor.

Sillenbuch - Wer in Sillenbuch gern einen Kaffee oder ein Bier im Grünen trinkt, kommt um das Waldheim an der Gorch-Fock-Straße kaum herum. Von Bäumen umgeben verflüchtigt sich schnell das Gefühl, in der Großstadt zu sein. Ganz andere Gäste kommen bisweilen auch gern ins Clara-Zetkin-Haus. Im Jahr 2015 warb der Vertreter des kubanischen Instituts für Völkerverständigung für den Öffnungskurs der kommunistischen Insel gegenüber dem Erzfeind USA. Das klingt zunächst versöhnlich. Er bezeichnete Oppositionelle aber in dieser Runde nur als „sogenannte Dissidenten“ und brandmarkte sie als Söldner Washingtons.

 

Auf dem Podium gibt es keine Kritiker

Die größte und mächtigste der noch verbliebenen kommunistischen Diktaturen ist nun an der Reihe, ihre Sicht der Dinge im Waldheim darzustellen. An sich könnte es spannend sein, Vertreter der sich entwickelnden Supermacht China auf ein Podium zu setzen. Genauso wie auch eine Diskussion über die Wende in den kubanisch-amerikanischen Beziehungen durch einen Repräsentanten des offiziellen Kubas mehr wird als akademische Kaffeesatzleserei. Vorausgesetzt, es gibt am Tisch Menschen, die kritische Fragen stellen können.

Der DKP-nahen Marx-Engels-Stiftung dürfte das kaum ein Anliegen sein. Das beweist ihre Referentenliste bei der anstehenden China-Tagung. Der von Adele Sperandio vorgebrachte Hinweis, es möge doch aus dem Publikum ein kritischer Impuls kommen, klingt wohlfeil. Dass Laien im Publikum in KP-Apparaten geschulte Referenten in einer Diskussion stellen könnten, ist nicht zu erwarten. Das Waldheim macht es sich leicht, wenn es darauf verweist, Veranstaltungen DKP-naher Vereine oder Vertretern von Diktaturen ja nur den Raum zur Verfügung zu stellen. Verboten ist das genauso wenig wie die Veranstaltungen an sich. Aber einen Beigeschmack hat es, der jedem, dem Menschenrechte ein Anliegen sind, keinen Appetit machen kann auf Kaffee oder ein Bier im Grünen.