Seit einiger Zeit bleibt die Küche kalt: Das Restaurant in dem asiatischen Bauwerk hat geschlossen. Dabei haben die Betreiber vor wenigen Jahren eine Millionen Euro in die Renovierung gesteckt. Wie es weitergeht, ist unklar.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Freiberg/Neckar - Der Holzzaun ist Hinweis genug: Ein Gatter verwehrt den Eintritt. Überhaupt wirkt das Freiberger Chinahaus momentan wenig einladend. Aber ein Schild wurde nicht aufgehängt. Nur auf den Internetseiten des Restaurants und Kulturzentrums findet sich eine Erklärung. „Ab sofort wegen Renovierung geschlossen“ wird dort unter der Rubrik Aktuelles & Termine vermeldet. „Wir freuen uns auf Sie“, heißt es allerdings noch auf der Startseite, und dass die Besucher vom einzigartigen Flair, von chinesischer Kunst und Lebensart begeistert sein werden. Dabei scheint der Ofen in dem asiatischen Bauwerk seit einigen Monaten aus zu sein.

 

Verwirrung um angelblichen Brand in der Küche

Im Mai 2011 hatte Ming Ze Schaumann das Freiberger Chinahaus nach jahrelangem Leerstand und einer grundsätzlichen Sanierung eröffnet. Am 1. Juni des vergangenen Jahres wurde der zweite Geburtstag mit einer Cocktailparty gefeiert – und angeblich rund 500 Gästen. „Wir sind gut gebucht“, sagte Ming Ze Schaumann damals. Bereits nach zwei Monaten habe der Betrieb schwarze Zahlen geschrieben.

Im Restaurant wurde sehr hochwertige Küche angeboten, die Konferenzräume im Obergeschoss sollen von Firmen mit Kontakten nach China stark nachgefragt worden sein. Bei Gastro-Kritikern kam das Essen sehr gut an: „Wahrscheinlich findet sich nirgendwo in der Region ein Ort, an dem chinesische Küche so hervorragend und authentisch zelebriert wird“, stand in der Stuttgarter Zeitung. Doch seit dem vorigen Sommer ist Ming Ze Schaumann nicht mehr mit von der Partie in dem Unternehmen: „Ich habe im August meine Tätigkeit als Geschäftsführer niedergelegt“, berichtet er jetzt. Der Schritt wurde am 2. September im Handelsregister bekannt gegeben. Mehr Auskunft zur Situation im Chinahaus will der 50-Jährige auf Empfehlung seines Anwaltes nicht geben. Angeblich soll es im Spätsommer einen Brand in der Küche gegeben haben, und seither soll das Restaurant auch nicht mehr in Betrieb gewesen sein. In der Übersicht der Freiberger Feuerwehr findet sich allerdings kein entsprechender Einsatz.

Renovierung kostete eine Millionen Euro

Ming Ze Schaumann hatte vor vier Jahren das Chinahaus mit zwei chinesischen Geschäftspartnerinnen übernommen. Die Firma Ming Chinacenter GmbH, die er im März 2007 mit 27 000 Euro Stammkapital gründete, besteht auch weiterhin. Damals wurden kurz nach der Gründung Jia Qui und Runliang Zhong als Geschäftsführerinnen eingetragen. Die Frauen, 42 und 71 Jahre alt, stammen aus Beijing, die jüngere soll in Freiberg leben. Im Jahr 2009 kaufte die Gesellschaft das auf städtischem Grund stehende asiatische Prunkgebäude und investierte laut früheren Angaben von Ming Ze Schaumann rund eine Million Euro in dessen Renovierung. Ihm gehört seiner Auskunft nach immer noch ein Drittel der Firmenanteile, er wohnt auch nach wie vor im Chinahaus. Der Möbel- und Schmuck-Designer hatte in China vom verfallenden Freiberger „Palast des Glücks über den Wolken“ gehört und war extra in die Stadt gezogen, um das Bauwerk zu retten.

Die drei Gesellschafter hatten laut ihrem Vertrag viel vor. „Handel mit Designermöbeln, Betrieb von Gaststätten und Handel mit Tee und ähnlichen Genussmitteln“, lautete das ursprüngliche Ziel der Ming Chinacenter GmbH.

Laut Bürgermeister soll es im Frühjahr weitergehen

Im Sommer 2010 sind dann zahlreiche weitere Geschäftsfelder in das Papier aufgenommen worden – darunter der Betrieb von Zentren für traditionelle chinesische Medizin und von Teeläden, der Betrieb eines Business Centers für deutsche und chinesische Firmen inklusive Übersetzungsdienst und Reisebüro, die Organisation von Messen, Seminaren, Weiterbildung und Sprachkursen sowie Beratungsdienstleistungen auf all diesen Gebieten.

Was Jia Qui und Runliang Zhong künftig als Geschäftsführerinnen der Ming Chinacenter GmbH planen, lässt sich nicht so leicht herausfinden. Ihre Geschäftsadresse ist das Chinahaus, und dort geht niemand ans Telefon. Aber Dirk Schaible macht sich momentan noch keine Sorgen. Nach Information des Freiberger Bürgermeisters soll das Chinahaus im Frühjahr wieder eröffnen. Er habe einen Flyer mit festen Veranstaltungsterminen gesehen. „Ich bin guter Hoffnung“, sagt er, und dass es für ihn wichtig sei, dass der Betrieb in der Mühlstraße weitergehe. Wenn dort tatsächlich nur renoviert wird, müsste das sowieso erst kürzlich komplett sanierte Chinahaus dann in noch hellerem Glanz erstrahlen.

Deutsch-Chinesische Begegnungen in Freiberg

Grundstein
Im Mai 1995 ist das Freiberger Chinahaus eingeweiht worden. Die Dashi Enterprise Group hatte den „Palast des Glücks über den Wolken“ für rund eine Million Euro von chinesischen Fachleuten bauen lassen. Die Anlage sollte als Begegnungsstätte dienen – und beim Geschäftemachen helfen. Das Staatsunternehmen mit Sitz in der Millionenstadt Dalian wollte mit seinem Portfolio von Maschinen, landwirtschaftlichen Produkten, Schiffen und Industrieanlagen in der Region Stuttgart Fuß fassen. Zumal Baden-Württemberg eine Partnerschaft mit der Provinz Liaoning pflegt, wo Dalian liegt. Der damalige Bürgermeister Herbert Schlagenhauf hatte die Chinesen mit ihrem Projekt nach Freiberg geholt.

Verfall
2005 schloss das Chinahaus seine Tore, die Dashi China Centre GmbH meldete Insolvenz an. Es folgte ein langer Streit vor Gericht mit der Stadt um den Wert des Palastes. Das Grundstück hatte Herbert Schlagenhauf dem Dashi-Konzern nur in Erbpacht überlassen. Im November 2008 kam auch das langsam verfallende Chinahaus in städtischen Besitz.

Aufbau
Gleich nach einer ersten Besichtigung im Jahr 2006 beschloss Ming Ze Schaumann, das Freiberger Chinahaus zu retten. Drei Jahre später konnte er loslegen – und benötigte für die Sanierung länger als gedacht. Beispielsweise zog ein chinesisches Unternehmen im August 2010 seine Handwerker ab, weil es Uneinigkeiten über die Bezahlung gab.