Ganz schön weit ist es für Kunst von den nordchinesischen Millionenmetropolen Peking und Tianjin in die schwäbische Kleinstadt Geislingen. Den Weg hierher hat der Göppinger Maler Ulrich Klieber bereitet.

Region: Corinna Meinke (com)

Geislingen - Wer sich auf chinesische Landschaften und Blumenmalerei gefreut hat, könnte von der Ausstellung im Alten Bau in Geislingen „Modes of the chinese“ enttäuscht sein. Dafür bieten die neun chinesischen Künstler, darunter zahlreiche Professoren aus Tianjin und Peking, in der allein für Geislingen konzipierten Schau überraschende Schlaglichter auf ein breites Oeuvre jenseits aller Klischees. Möglich gemacht hat die Ausstellung der aus Göppingen stammende und an der Kunsthochschule Halle lehrende Maler und Künstler Ulrich Klieber.

 

Ulrich Klieber lässt seine Freunde zu Wort kommen

„Für meine Freunde“ hat Klieber die Schau überschrieben, mit der er seine jahrelange Zusammenarbeit mit dem Geislinger Kunst- und Geschichtsverein in den Räumen der Städtischen Galerie fortsetzt. Als Wanderer zwischen den Welten präsentiert Klieber seit Jahren Arbeiten von Studenten und Lehrenden aus Halle im Kreis Göppingen. Diesmal hat er die Kreise noch deutlich weiter gezogen und seine Arbeitskollegen und Freunde aus China nach Geislingen eingeladen. Ihnen ist Klieber seit Jahren dank einer Kooperationsvereinbarung zwischen der Akademie in Halle auf Burg Giebichenstein und der Tianjin Academy of Fine Arts (Tafa) in der nordchinesischen Hafenstadt eng verbunden.

Neun recht unterschiedliche Positionen zeigt die Geislinger Schau. Beispielsweise die vierteilige Siebdruck-Reihe „On the Journey“ von Jiang Lu, dem langjährigen Präsidenten der Tafa, der hier ein einzelnes Gepäckstück, wie bei der Sicherheitskontrolle durchleuchtet, darstellt. Der Freundschaft und Kooperation zwischen Jiang Lu und Klieber sind zahlreiche deutsch-chinesische Studentenprogramme, Workshops und Ausstellungen entsprungen wie eine große Schau 2014 in Hongkong, die He Yuandong organisiert hatte. Der aus Tibet gebürtige Künstler zeigt in Geislingen eindrucksvolle Porträts tibetischer Hochlandbewohner. Das Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne thematisiere die Schau nach Worten des Ausstellungsleiters des Kunst- und Geschichtsvereins Geislingen, Stefan Renner bei der Wahl der Techniken und Sujets. Der renommierte Aquarellmaler Li Jin beispielsweise nutze die traditionelle chinesische Aquarellmalerei, für so moderne Inhalte wie ein Selbstbildnis. Kein Unbekannter auf dem europäischen Kunstmarkt ist auch der Biennaleteilnehmer Ma Yuan, der minimalistische Fotos nach Geislingen mitgebracht hat. Weitere Arbeiten zeigen Zhao Dechang, Li Bingxun, Sun Weniong, Chang Gong sowie Zhang Yaolai.