Hermann Scheub aus Sulzbach-Siebersbach verkauft seit mehr als 40 Jahren Christbäume. Er kann tolle Geschichten erzählen – vom Geschmackswandel der Kunden und von skurriles Ehestreitigkeiten.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Sulzbach - Als junger Nebenerwerbslandwirt hat Hermann Scheub noch Weihnachtsbäume direkt aus dem Wald geholt und verkauft, meistens Fichten. Lange her, bestimmt 30 Jahr. Der Geschmack der Menschen und ihre Ansprüche hätten sich radikal gewandelt, berichtet der 61-jährige Mann aus Schulzbach-Siebersbach an diesem Vormittag im Advent auf einer seiner umzäunte Christbaumplantagen oberhalb vom Murrtal.

 

Herr Scheub trägt einen Schutzhelm und fällt einen Baum nach dem anderen, es sind fast nur Nordmanntannen. Gut 90 Prozent aller Kunden wollten Nordmanntannen, denn die Nadeln stupfen nicht. „Ich haben nur noch sechs Stammkunden, die einen Baum direkt aus dem Wald haben wollen, fünf holen sich eine Fichte, einer will eine Kiefer.“ Insgesamt verkaufe er jeden Dezember geschätzt 3000 Bäume.

Vor Weihnachten ist die ganze Familie voll eingespannt

Alle Jahre wieder: Der Kreisversitzende der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW), der ehemalige Murrhardter Bürgermeister Gerhard Strobel, hat eingeladen zum traditionellen Christbaum-Pressetermin im Schwäbischen Wald und wirbt für den Kauf heimischer Christbäume. Hermann Scheub sagt, er habe keinen seiner Bäume gespritzt. Und er erzählt, wie die Kunden erkennen könnten, ob ein Baum behandelt worden ist. Im Ausland würden viele Tannen an der Spitze mit einer Paste eingeschmiert, damit diese nicht zu lang werde. Kurze Christbaumspitzen sind offenbar der Renner, aber die Paste, die in Deutschland nicht zugelassen sei, „die ist krebserregend“. Also Obacht beim Einkauf!

In der Vorweihnachtszeit ist die ganze Familie Scheub voll eingespannt. Hermann Scheub, der hauptberuflich bei der Gemeinde Sulzbach arbeitet, nimmt im Dezember immer drei Wochen Urlaub. Die Bäume werden auf dem Hof mitten in Siebersbach, in Backnang, in Affalterbach und beim Schwiegersohn in Rot am See verkauft. Die Preise seien seit Jahren stabil. Ein Christbaum bei den Scheubs kostet zwischen 13 und 35 Euro. In Siebersbach bekomme jeder Kunde kostenfrei einen Glühwein und Gebäck. Manche Einkäufer revanchieren sich bei Hermann Scheub (unfreiwillig) mit den tollsten Geschichten, der Landwirt gerne erzählt.

Skurriler Ehestreit beim Christbaumkauf

Ehestreitigkeiten beim Christbaumkauf seien die Regel. Einmal habe ein Paar sich einen der größten Christbäume auf dem ganzen Hof ausgesucht. Ob der denn wirklich ins Zimmer passe? Das hat Hermann Scheub ganz vorsichtig gefragt. „Nein“, so der Mann. „Wir nehmen ihn trotzdem“, so die Gattin. „Sie können den Baum gerne umtauschen“, sagte Scheub zum Abschied. Stunden später kam das Paar zurück – ohne den Mammutbaum. „Wir brauchen noch einen“, erklärte die Frau etwas verlegen.

Diesmal wählten die beiden einen der kleinsten Christbäume. Nach dem Bezahlen habe die Dame dann ganz vorsichtig gefragt, ob Scheub den ersten Riesenbaum eventuell doch zurück nehme. Kar. Das Paar schleppte das gute Stück an, es sah gar nicht mehr gut aus. „Rund herum geschoren, wie ein Pudel.“ Der verdutzte Christbaumverkäufer nahm ihn an, „aber das Geld konnte ich nicht mehr zurückgeben“.