Am Wochenende haben sich christliche Sadomaso-Fans getroffen. Schon seit zwölf Jahren besteht der Kreis in Waiblingen.

Waiblingen - Man könne seine Sexualität auf das Spiel des Quälens und Leidens ausdehnen und dabei ein bekennender Christ sein. Das jedenfalls sagt ein Arbeitskreis von Sadomasochisten, der seit zwölf Jahren besteht und sich am Wochenende bei Waiblingen getroffen hat.

 

Für die Teilnehmer, die aus ganz Deutschland anreisten, gehört es zu einem erfüllten Sexualleben, Schmerzen zu bereiten und Schmerz zu empfinden. Eine besondere Form der Achtsamkeit sei gerade ein Teil dieses Spiels, sagte einer der Teilnehmer beim Pressegespräch am Samstagabend. Wenn man sich vor dem Ausleben des Sadomasochismus (SM) über seine Grenzen verständige und die Gefühle seines Gegenübers respektiere, gehe man im christlichen Sinn sogar achtsamer miteinander um, als das bei gewöhnlich gelebter Sexualität oft der Fall sei, so ihre These.

Viele haben Therapien hinter sich

Einer der Initiatoren des Arbeitskreises mit dem Namen "SM und Christsein" ist zugleich der einzige, der öffentlich genannt werden möchte: Joe Wagner aus Kernen im Remstal, im Hauptberuf Sozialpädagoge. Er brachte vor einigen Jahren einen autobiografisch gefärbten Roman mit dem Titel "Die Umkehrung" heraus. Darin schildert er seine Hinwendung zum SM. "Ich gehe offen damit um, mein Arbeitgeber weiß Bescheid", sagt Wagner. Aber selbst wenn der Arbeitskreis jetzt immer wieder Gesprächspartner finde, die Verständnis zeigten: mit bekennenden Sadomasochisten wolle heutzutage immer noch kaum jemand in Verbindung gebracht werden, berichtet ein Teilnehmer.

Der Arbeitskreis besteht aus Frauen und Männern im Alter über 30 Jahren. Manche hätten als Jugendliche, manche erst als Erwachsene ihre Hinwendung zum Sadomasochismus entdeckt. Viele haben Therapien hinter sich, bei denen ihnen klar wurde, dass sie ihre Fantasie ausleben müssen. Viele leben in einer festen Partnerschaft. Andere besuchen SM-Parties: "Für uns ist es die einzige Möglichkeit einer ausgelebten Sexualität", sagt ein Teilnehmer.

Kleine Erfolge kann der Arbeitskreis bereits verbuchen: Vor sechs Jahren war die Gruppe erstmals auf dem evangelischen Kirchentag präsent. Man hoffe, noch mehr Kirchenvertreter für die Sache zu gewinnen, hieß es am Samstag. Bisher gebe es von keiner Kirche eine klare Positionierung zu dem Thema. Die Heilige Schrift, da sind die Teilnehmer des Treffens überzeugt, verbiete die Praktiken nicht - "das haben mehrere Gutachten ergeben".