Christoph Palm hat anlässlich seines 50. Geburtstages ins Schnitzbiegel-Höfle eingeladen. Wer dem Fellbacher Oberbürgermeister gratulieren wollte, musste sich in eine Schlange einreihen.

Fellbach - Das war ein Empfang im Schnitzbiegel-Hof, wie er zu Oberbürgermeister Christoph Palm passt. Das Stadtoberhaupt feierte seinen 50. Geburtstag mit mehr als 300 geladenen Gästen locker, heiter, humorvoll, auch fröhlich. Aber ernste und nachdenkliche Töne mischten sich gelegentlich darunter.

 

In einem Zeitungsbericht beanspruchen abseits der durchaus berechtigten Lobeshymnen der Grußwortredner die Zwischentöne, die aufhorchen lassen, oft einen breiteren Platz, als sie in der Feier tatsächlich einnahmen. Eine solche Bemerkung illustriert aber auch eine Fähigkeit und Bereitschaft, die Grußwortredner an Christoph Palm hervorhoben: Er kann auch Versäumnisse zugeben, sogar in diesem öffentlichen feierlichen Rahmen. Über die Arbeit des von ihm als damaliger Abgeordneter geleiteten Landtagsausschusses nach dem Amoklauf von Winnenden sagte er: „In einem Punkt bin ich auf die Arbeit des Ausschusses nicht stolz. Wir hätten mutiger sein sollen.“ Der Ausschuss hatte viele Weichen gestellt, um weiteren solchen schrecklichen Taten vorzubeugen. Er war sich aber über das Verbot großkalibriger Waffen im Privatbesitz, auch im Sport, wie es die Hinterbliebenen der Amok-Opfer gefordert hatten, nicht einig geworden.

Der frühere Minister Helmut Rau ist unter den Gratulanten

In der Reihe der Redner nannte Helmut Rau, der CDU-Abgeordnete und frühere Minister, seinen Parteifreund Christoph Palm einen Grenzgänger zwischen Kultur und Politik, der sich nirgendwo anbiedert. Der Fellbacher sei im Betrieb der Landespolitik „einer der wirklich Freien“ geblieben, der verlockende Optionen ausschlagen konnte. „Er ist ein Kommunalpolitiker, dem man jedes Amt zutraut, und er hätte sich zu einem bestimmten Zeitpunkt jedes Ministerium aussuchen können, das er haben will, hat sich dann aber entschieden, seinen Prinzipien treu zu bleiben.“

Der französische Generalkonsul Nicolas Eybalin schilderte, wie ihn OB Palm als Freund der Franzosen besonders beeindruckte. Eybalin rief dazu auf, die deutsch-französische Freundschaft weiter als eine Sache der Bürger zu betrachten und nicht den Diplomaten zu überlassen.

Aufgrund eines wenig bekannten Engagements des Jubilars als stellvertretender Vorsitzender im evangelischen Landesverband Tageseinrichtungen für Kinder in Württemberg sprach auch dessen Vorsitzender, Prälat Christian Rose. „Für 5700 Kindergartengruppen tätig werden zu dürfen, ist ein großes Geschenk für mich“, sagte Palm.

Viel Lob und nette Worte für Christoph Palm

Es gehört zu den Überraschungen des Tages, dass zu den Grußwortrednern Stadtrat Harald Raß als Vertreter des Gemeinderats zählte, war er doch als stellvertretender SPD-Fraktionsvorsitzender in den vergangenen Jahren häufig der Gegenspieler zur Verwaltungsmeinung im Fellbacher Rat. Gegenseitige Sticheleien gehören dazu zwischen beiden, doch allen unterschiedlichen Meinungen zu vielen politischen Fragen zum Trotz sagte Palm zu Raß auch rundheraus: „Ich hoffe, es ist Ihrem Image nicht abträglich, wenn ich sage, dass ich Sie mag.“ Über Palms Verzicht auf eine weitere Wiederwahl und seinen geplanten Wechsel an die Spitze einer großen privaten Stiftung gab Raß übrigens seine eigene Erklärung zum Besten, nachdem er eine ganze Reihe wenig angenehmer Aufgaben im Amt eines OB aufgezählt hatte: „Er sagte sich wohl, man muss auch mal auf ein Opfer verzichten.“