Der Verein CSD Stuttgart, der die Schwulenparade Christopher Street Day durch die City organisiert, reagiert auf Gruppen wie die Bildungsplangegner von „Demo für Alle“, die sich gegen eine Gleichstellung Homosexueller in der Gesellschaft aussprechen.

Stuttgart - Der Kampf um Akzeptanz ist noch immer eine schwere Operation“, sagt Christoph Michl. Er ist Geschäftsführer der Interessengemeinschaft CSD Stuttgart. Der Verein ist der Veranstalter des Christopher Street Day Festivals (CSD). Auch wenn im Sommer 200 000 Menschen in Stuttgart die bunte Parade auf den Straßen bewunderten, seien die Stimmen gegen vielfältige Lebensformen in der Öffentlichkeit in jüngster Zeit lauter und rauer geworden, so Michl. Mit dem Motto „Operation Sichtbarkeit“ für den CSD 2016 reagieren die Organisatoren bewusst auf Bewegungen wie etwa die sogenannte „Demo für Alle“ oder die Bildungsplangegner.

 

Der Christopher Street Day setzt sich für die Gleichberechtigung lesbischer, schwuler, bisexueller, transsexueller, transgender, intersexueller und queerer Menschen ein – abgekürzt wird diese Gruppe als LSBTTIQ zusammengefasst. „Wir müssen dem, was inzwischen wieder in der Öffentlichkeit geäußert wird, sichtbar entgegentreten“, begründete Michl das Motto für das Festival in diesem Jahr.

Kritik an der „Demo für Alle“

In seinem Auftritt beim CSD-Neujahrsempfang am Samstagabend nahm der Geschäftsführer mehrfach Bezug auf Gruppen wie die „Besorgten Eltern“, die „Demo für Alle“ und die Gegner des Bildungsplans. Aktuell werde öffentlich Hass geschürt, so Michl. „Es ist daher an der Zeit, diese Herausforderung anzunehmen.“ Doch seien Proteste gegen und Kritik am Christopher Street Day nichts Neues, so Michl. „Im Jahr 2001 ist die rechtsextreme NPD gegen die Parade und das Festival aufmarschiert“, erinnerte der Geschäftsführer. „Heute ist es die ,Demo für Alle’“, so Michl weiter. Auch die konservativ-religiöse Gruppe der Pius-Brüder habe regelmäßig gegen den CSD protestiert, sagte Michl.

Der Neujahrsempfang am Samstagabend war auch eine Rückschau: „Auf den Tag genau vor 15 Jahren wurde die IG CSD gegründet“, berichtete der Geschäftsführer. Ein eindrückliches Beispiel, was sich im Lauf der Jahre verändert hat, kam von der ehemaligen Sozialbürgermeisterin der Landeshauptstadt, Gabriele Müller-Trimbusch (FDP): „Ich erinnere mich an den ersten CSD-Empfang im Stuttgarter Rathaus im Jahr 2009.“ Man habe damals mit rund 400 Gästen gerechnet, die Sitzungsdienst habe für diesen Empfang entsprechend viele halbe Brezeln und Getränke vorbereitet, so Müller-Trimbusch. Doch da im Lager der schwul-lesbischen Gemeinschaft offenbar niemand so recht glauben konnte, dass im Rathaus tatsächlich ein CSD-Empfang stattfinden sollte, blieb die Gästezahl deutlich unter der erwarteten Zahl. „Statt 400 Menschen kamen am Ende lediglich vier“, erinnerte sich Müller-Trimbusch. Heute sei der Empfang hingegen zu einer Art gesellschaftlichem Großereignis mutiert.

CSD jetzt als gemeinnütziger Verein anerkannt

Ein weiterer Erfolg aus Sicht der IG CSD: „Seit dem 1. Januar dieses Jahres ist unser Verein als gemeinnützig anerkannt“, so Michl. Und auch das sei keine leichte Geburt gewesen. „Es hat eineinhalb Jahre gedauert, bis unser Antrag vom Finanzamt anerkannt wurde“, so Michl.

Der Christopher Street Day findet in der Landeshauptstadt in diesem Jahr vom 22. bis zum 31. Juli statt. Im vergangenen Jahr war OB Fritz Kuhn (Grüne) Schirmherr des Events. Wer in diesem Jahr sein Nachfolger sein wird, hat man beim Neujahrsempfang am Wochenende nicht verraten. Die Parteien wechseln sich ab, in diesem Jahr sind die Linken an die Reihe. „Wer es sein wird, das geben wir erst nach der Landtagswahl im März bekannt“, sagte Michl. Er verriet nur so viel, dass es ein prominenter Vertreter der Linkspartei sein werde.