Gregor Gysi wirbt im Rathaus beim CSD-Empfang als dessen Schirmherr für mehre Rechte für sexuelle Minderheiten. Gleichzeitig warnt er vor reaktionären Kräften von Rechts, die das Leben von Homosexuellen in Zukunft erschweren könnten.

Digital Desk: Sascha Maier (sma)

Stuttgart - Für den Bundestagsabgeordneten Gregor Gysi (Linke) ist es nicht einfach nur eine „gute Sache“, dass er die Schirmherrschaft des diesjährigen Christopher Street Day (CSD) in Stuttgart übernommen hat, der für mehr Rechte für sexuelle Minderheiten wirbt. Nein, Gysi tut das, weil er fürchtet, dass auf Homosexuelle schwierige Zeiten zukommen. „Ich habe das wegen der aktuellen Entwicklung der Rechten gemacht“, hatte er am Donnerstagvormittag bei einem Pressegespräch gesagt, bevor er abends beim CSD-Empfang im Rathaus sprach.

 

Gysi glaubt zwar, dass sich die Situation für Homosexuelle rechtlich in Deutschland weiter verbessern wird, warnt aber auch davor, dass der Widerstand seitens der politischen Rechten wachsen wird, die mit schwulenfeindlichen Kampagnen und anderen Angriffen Stimmung gegen sexuelle Minderheiten machen könnten.

Gysi ist ein überzeugter Befürworter der Gleichberechtigung gleichgeschlechtlicher Paare gegenüber heterosexuellen Lebensgemeinschaften. „Eheschließung und Adoptionsrecht müssen auch Homosexuellen erlaubt werden“, bekräftigt er seine Meinung.

Gysi fordert Wiedergutmachung

Diese Meinung hat er sich gebildet, als zwei lesbische Frauen seine Kanzlei in der damaligen DDR besucht hatten und steuerliche Gleichbehandlung ihrer Partnerschaft einklagen wollten. „Zuvor hatte ich mich mit dem Thema nur am Rand beschäftigt.“

Dann habe er sich damit auseinandergesetzt, wie Homosexuelle strafrechtlich verfolgt wurden, sagt Gysi. Sexuelle Handlungen zwischen Männern wurden lange mit Gefängnis bestraft.

In der DDR wurde der schwulenfeindliche Paragraf 175, der vor allem von den Nationalsozialisten geprägt wurde, zwar kurz nach deren Gründung entschärft. In der BRD passierte das erst 1969. Ganz aus den Gesetzbüchern gestrichen wurde er erst 1994, heute ist es allen voran Justizminister Heiko Maas (SPD), der sich dafür einsetzt, dass die Opfer des verfassungswidrigen Gesetzes entschädigt werden. Auch Gysi wirbt vehement für eine Wiedergutmachung durch den Staat.

Gemeinsam gegen rechte Tendenzen

Dabei betont er, dass auch kleine Schritte auf dem Weg zur Gleichstellung vor dem Gesetz wichtig sind. „Die eingetragene Lebenspartnerschaft gleichgeschlechtlicher Paare beispielsweise ist ein Türöffner“, sagt er. Sei die Tür erst aufgestoßen, entwickle sich auch der Gedanke weiter.

Trotzdem könne das Gesetz nicht alleine leisten, dass Homosexuelle vor Diskriminierung geschützt sind. „Auch gesellschaftliche Akzeptanz ist wichtig. Alle müssen in diesem Punkt gegen die AfD zusammenarbeiten. Und damit meine ich nicht nur die Politik, sondern auch Medien, Kunst, Kultur und Wirtschaft“, sagt Gysi.

Erstmals laufen offiziell auch Muslime mit

Die Unterstützerliste der Sache ist nicht nur auf Bundesebene, sondern auch in der Lokal- und Landespolitik lang. Beim Stuttgarter CSD, der dieses Jahr unter dem Motto „Operation Sichtbarkeit“ stattfindet, hat sich auch OB Kuhn (Grüne), Schirmherr des Vorjahrs, im Rathaus wieder für die Rechte sexueller Minderheiten stark gemacht. Der Höhepunkt des CSD Stuttgart ist wieder die Polit-Parade, die am 30. Juli in der Innenstadt stattfindet und der sich 81 verschiedene Gruppen anschließen werden. Zum ersten Mal mit dabei: die Türkische Gemeinde Baden-Württemberg. „Ein unglaublich wichtiges Signal“, findet Gysi.