Remakes und Fortsetzungen älterer Horrorfilme sind gewiss nichts besonders. Aber „Warte, bis es dunkel wird“ hat Köpfchen. Er funktioniert zwar als Grusler über einen durchgedrehten Liebespaarmörder in der US-Provinz. Doch ihn interessiert auch der Niedergang der Provinz.

Stuttgart - Der Kerl mit der Kapuze und dem Messer ist ein klassischer Schlitzerfilm-Schurke. Sofort bekennt „Warte, bis es dunkel wird“ aber, dass wir keine Realität sehen, sondern einen alten Schocker im Autokino. In einer von vielen langen Kamerafahrten bewegen wir uns jetzt durch die Reihen der Schauenden und dürfen die Verknüpfung verschiedener Fiktionsebenen genießen.

 

Alfonso Gomez-Rejons Film bezieht sich nicht nur im Titel auf jenes gerade im Autokino laufende Werk, das es wirklich gibt und das sich 1976 auf einen realen Serienkiller im Südstaatenörtchen Texarkana bezog. Dass es um den alten Film in Texarkana einen gedenktagartigen Kult gibt, nutzt Gomez-Rejon als Einstieg. Ein junges Pärchen will sich den Schinken nicht schon wieder antun, stiehlt sich zum Knutschen davon und erlebt real das, was es als Film gescheut hat. Jami (Addison Timlin) kann dem Killer entkommen, und wie sie nun blutüberströmt und traumatisiert unter der bespielten Leinwand hindurch ins Blickfeld der Autokinobesucher tritt, packt ein Anliegen des Films in ein schlüssiges Bild: er fragt, wie viel eigentlich dran ist an den längst zur Lachnummer verkommenen Klischees des Kinos.

Vor allem aber bringt er in seinen langen Einstellungen und Fahrten die Leere der Provinz zum Tragen, gibt seinem aktuellen Texarkana, das wie eine Zeitüberlappung von Gestern und Heute wirkt, etwas Geisterstadthaftes, das den Figuren gar nicht auffällt. Der eigentliche Schrecken ist diese Normalität.

Warte, bis es dunkel wird. USA 2014. Regie: Alfonso Gomez-Rejon. Mit Addison Timlin, Travis Tope. 86 Minuten. Ab 16 Jahren.