Was geht in Stuttgart? Im Rocker 33 ist über in einer Basisdebatte die Clubkultur in Stuttgart diskutiert worden. Fazit: Die Unzufriedenheit unter Kulturschaffenden gegenüber der Stadt ist groß.

Stuttgart - Welchen Stellenwert hat Clubkultur in Stuttgart? Und weshalb sollte sie von der Stadt gepflegt werden? Es waren Fragen wie diese, die am Montagabend im Rocker 33 gestellt worden sind. Anlass war die Basisdebatte „Was geht in Stuttgart“, moderiert von der Stadträtin Niombo Lomba von Bündnis 90/Die Grünen. Mit ihr auf der Bühne saßen Peter James, der Leiter des Popbüros Region Stuttgart und Olaf Kretschmar von der Berlin Music Comission.

 

Wie sehr das Thema derzeit in der Stadt die Gemüter bewegt, hat der Besucherandrang gezeigt, den auch Lomba so nicht erwartet hat. Junge Kulturschaffende, Studenten, Clubbetreiber und Veranstalter waren gekommen. Die anberaumte Zeit von zwei Stunden hat ob der vielen Beiträge aus dem Publikum kaum ausgereicht. Und die waren zum Teil heftig, geprägt von aufgestauter Enttäuschung über die Stadt.

„Wir haben hier Künstler, wir haben Musiker, doch wo sind die Räume?“, fragte ein anwesender Architekturstudent. Ein anderer beklagte: „Überall dort, wo Kultur entstehen könnte, wird sie im Keim erstickt.“ Es gebe viele junge Menschen, die etwas auf die Beine stellen möchten: „Aber alle Ideen schlagen ins Leere. Das verbraucht so viel Energie ohne ein Ergebnis. Wir haben alle auch noch normale Jobs.“

Thema des Abends waren auch die Stellplatzverordnung und die verschärften Kontrollen in den Clubs. „Das wirkliche Problem ist, dass noch nicht in den Köpfen angekommen ist, dass Kultur etwas mit Clubs zu tun hat“, sagte Walter Ercolino, Stuttgarter Produzent und DJ. „Im Moment denkt man noch, Kultur ist bildend und ein Fall für die Kulturförderung, das Vergnügen ein Fall für die Polizei“, hakte Olaf Kretschmar ein. Dass Nachtleben nicht gleich Chaos bedeutet, müsse an vielen Stellen erst noch verstanden werden. Die Hochkultur habe jahrzehntelange Lobbyarbeit hinter sich, die Clubs müssten damit jetzt erst beginnen. Das Wort Lobbyarbeit klinge nicht schön, doch müsse man sich „konstruktiv zu Wehr setzen“. „Die Welt funktioniert nicht nach intellektuellen Prinzipien. Du musst selber handeln, die Leute warten nicht auf dich“, sagte Kretschmar.

Um für ein Umdenken zu sorgen, rät Peter James zu einer Branchenvertretung: „Es müssen Strukturen gebildet werden.“ Eine lebendige Kulturszene sei Voraussetzung, um Studenten in der Stadt zu halten, und damit langfristig für gute Fachkräfte zu sorgen und die Wirtschaft zu stärken. Dieser Zusammenhang sei in der Politik aber noch nicht vollständig angekommen.

Dass nicht nur junge Kulturschaffende an ihre Grenzen stoßen, erklärte Paul Woog vom Konzertveranstalter SKS Russ: „Wir machen richtig viele große Konzerte, eigentlich müsste man meinen, wir haben Einfluss. Aber wir bekommen von der Stadt auch nichts.“ Es fehle – vor allem seit die Röhre weggebrochen sei – an Räumlichkeiten für Konzerte mittlerer Größe, außerdem an Plakatierfläche für Werbung, doch „das interessiert niemanden.“

Die Kritik richtete sich aber auch in Richtung Veranstalter. Außer Lomba und einiger ihrer Parteikollegen war am Montagabend kein Vertreter aus der Politik anwesend. „Wir stehen alle auf der gleichen Seite. Was fehlt, ist jemand aus der Politik, von der Stadt, der auf der Bühne sitzt und sich rechtfertigt“, monierte ein Besucher, „wir möchten wissen, weshalb es diese massiven Kontrollen gibt in Clubs gibt.“

Lomba hingegen verteidigte ihr Konzept: „Wir wollen als erstes wissen, was in der Stadt los ist, um dann daraus zu lernen.“ Sie wolle nun die gesammelten Punkte mit in den Gemeinderat nehmen. Ein Folgetermin der Debatte sei in Planung. Vielleicht ist dann jemand anwesend, der Rede und Antwort stehen kann.