Viele Menschen haben gute Chancen – und nutzen sie dann doch nicht. Selbstsabotage nennt Coach Tania van den Bergh das, weil man sich daran hindert, glücklich zu sein. In einem Workshop erklärt sie warum.

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Petra Steinert ist sich sicher, dass sie in ihrem Leben bereits Gelegenheiten verpasst hat. Und das nur, weil der Mut sie im letzten Moment verlassen hat. Die 40-Jährige orientiert sich nach einem längeren Auslandsaufenthalt gerade beruflich neu. Davor ist sie im Marketing tätig gewesen, die grobe Richtung will sie auch künftig beibehalten. „Am liebsten würde ich möglichst viele Interessen unter einen Hut bringen“, sagt sie. Von dem Workshop an jenem Abend erhofft sie sich Tipps.

Fast 20 Frauen nehmen am Workshop „Wenn das Selbstbewusstsein fremdgeht“ teil, den die Werbe- und Coaching-Agentur Prinzessin Häberle im Café Babel veranstaltet. „Wenn der Freund einer Freundin fremdgeht, sind wir empört“, sagt Coach Tania van den Bergh. Wenn aber jemand feststellt, dass sein Leben oder Job nicht zu ihm passt, also sein Selbstbewusstsein „untreu“ sei, zweifele er zunächst an sich selbst. Selbstsabotage nennt sie das, weil man sich daran hindert, glücklich zu sein. „Um das zu ändern, müsst ihr Wünschen wieder Raum geben“, sagt sie.

Lügen ist ausdrücklich erlaubt

Das sollen die Teilnehmerinnen selbst versuchen: Jede stellt sich mit einem Beruf ihrer Wahl vor – aber nicht mit ihrem eigenen. Lügen ist ausdrücklich erlaubt, dick auftragen erwünscht. Von der Zirkuskünstlerin bis zur Kriminalkommissarin ist alles dabei. Außerdem erzählt jede, worin für sie der Lustgewinn an „ihrem“ Beruf liegt. „Oft fasziniert uns nur ein Aspekt, nicht der ganze Beruf“, sagt van den Bergh. Die Übung diene dazu, dieses Detail auch in unrealistischen Träumen zu finden. „Wenn ich davon träume, ein umjubelter Weltstar zu sein, könnte es sein, dass ich mich einfach nur nach Anerkennung sehne“, erläutert sie. Und die könne man sich auch auf anderem Wege ins Leben holen.

Das klingt zunächst einfach, wieso fällt es dennoch oft so schwer? Das könne am eigenen „Saboteur“ liegen, erklärt van den Bergh. „Meiner hat mir heute Abend gesagt: Du kannst das doch gar nicht, vor Leuten reden. Du wirst dich blamieren“, erzählt sie. Jeder kenne doch dieses fiese Stimmchen, das einem ins Ohr flüstere, was man das alles nicht könne oder machen solle. Oft klängen hier kindliche Befürchtungen durch, die bei genauer Betrachtung aus einer erwachsenen Perspektive keinen Sinn ergeben.

Der „Saboteur“ beschützt auch manchmal

Manchmal sei der „Saboteur“ aber auch eine Art Beschützer, der begründete Sorgen, beispielsweise finanzieller Natur, ausdrücke. „In jedem Fall lohnt es sich, genau hinzuhören“, rät van den Bergh. Unsinnige Ängste könnten zerstreut, sinnvolle Einwände als Denkanstoß genutzt werden. Der Workshop hat Petra Steinert Spaß gemacht. Besonders gefällt ihr der Ansatz, kreative Ideen künftig nicht einfach wegzuwischen, sondern genau unter die Lupe zu nehmen. „Ich werde mir ein Buch anlegen, in das ich meine Träume und die dahintersteckenden Werte notieren werde“, sagt sie. Sie habe gute Anregungen erhalten, aber die wirkliche Arbeit beginne nun erst.