Der Brite Colin Firth ist Schauspieler der A-Klasse, Kinostar und Frauenschwarm. Im StZ-Interview zu „Die Liebe seines Lebens“ weist er in erfrischender Bescheidenheit Lob für sein soziales Engagement zurück. Das habe alles gar nicht er eingefädelt.

Stuttgart – - Ganz am Anfang seiner Karriere, als er in Deutschland noch nicht wahrgenommen wurde, hat Colin Firth schon einmal einen schwer mitgenommenen Veteranen gespielt, einen im Falklandkrieg verletzten Offizier in der BBC-Produktion „Tumbledown“. Auch im Film „Die Liebe seines Lebens“ hat Firth es mit einer realen Kriegsteilnehmer-Biografie zu tun. Im Gespräch verrät er, dass er literarischen Figuren den Vorzug gibt.
Mr Firth, in „The Railway Man“ spielen Sie den Kriegsveteranen Eric Lomax. Wie versetzt man sich in die Lage eines von Krieg und Folter traumatisierten Menschen?
Ich habe es nicht völlig geschafft, mich in ihn hineinzuversetzen. Ich denke, dass man ein ganzes Leben lang damit beschäftigt ist, solche Erlebnisse zu verarbeiten. Ich habe versucht, mit meinen im Grunde sehr limitierten Fähigkeiten, mit Empathie und Verständnis, zu arbeiten, um einen Zugriff auf diese Biografie zu bekommen. Ich selbst bin nicht Teil von Erics Geschichte, und um ehrlich zu sein, glaube ich nicht, dass ich in seiner Situation denselben Mut gezeigt hätte. In der Arbeit waren einige, winzige Orientierungspunkte wichtig. Dass ich Eric und seine Frau kennenlernen durfte, war für mich sehr hilfreich.
Verläuft die Auseinandersetzung mit einer auf realem Leben beruhenden Rolle anders als bei einem rein fiktiven Charakter?
Ich habe einige reale Figuren verkörpert, die alle sehr unterschiedlich waren. Letzten Endes gibt es keine klaren Kategorien von „real“ und „fiktiv“. Jedem Charakter liegen so viele deutlich ausgeprägte Merkmale und Besonderheiten zugrunde, was es schwierig macht, saubere Unterscheidungen zu treffen. Es ist allerdings spannend, wenn die Person, die man verkörpern soll, noch lebt und jemand ist, mit dem man sprechen kann. Vom Standpunkt des Schauspielers aus betrachtet, ist das eine gemischte Erfahrung. Die Begegnung mit Eric Lomax hat mich mit Demut erfüllt, sie war interessant und beflügelnd, vor allem, weil er unserer Arbeit seinen Segen gab. Sie hat mich aber auch darin bestätigt, dass ich diese Rolle niemals völlig ausfüllen kann. Ich bin eben nicht er. Man nimmt sich also dieser historischen Geschichte an und macht daraus etwas eigenes, ein fiktives Werk. Von dieser Version muss man aber erfüllt und überzeugt sein. Es geht jedenfalls nicht um ein exaktes Abbild von dem, was geschehen ist. Das gehört zu unserer Arbeit als Filmemacher: wir entfernen uns von unserem Quellenmaterial.