Die Willkür der Fantasy aber wird bei Moebius absichtlich ausgestellt und so fröhlich übertrieben, dass in seinen Erzählungen immer auch die Parodie des Genres steckt. Und doch lassen sie sich nicht auf die Parodie reduzieren. Für Giraud selber eröffnet sich durch sein Alter Ego Moebius die Möglichkeit, seine „essenziellen Ängste zu verarbeiten“. Er schreibt und zeichnet oft in einem trancehaften Zustand, lässt dabei auch Drogenerfahrungen einfließen – in seiner Jugend hat er einige Jahre in Mexiko gelebt –, und wenn man seine Comics durchblättert, spürt man, dass er seine wild wuchernden Welten mit ihren abenteuerlichen Metamorphosen nicht nur erfindet, sondern auch ein bisschen an sie glaubt. „Wenn ich zeichne, projiziere ich mich ganz in die Situation hinein“, hat Moebius erklärt. Auf Fotos und Filmen sieht man ihn extrem vorgebeugt, den Kopf dicht überm Papier, so als wolle er in das Blatt hineinkriechen. Tatsächlich hat er sich in seine Bilder auch immer wieder hineingezeichnet.

 

Die eine Welt ist für Moebius nicht alles, und sie ist ihm vor allem nicht genug. Er glaubt an esoterische Bewusstseinserweiterungen und Grenzüberschreitungen, er schließt sich in den Achtzigern mit seiner Familie ein paar Jahre einer aliengläubigen Sektengemeinschaft auf Tahiti an. Auch in seinen Erzählungen wimmelt es von Göttern und Magiern, von Raum-Zeit-Sprüngen, von der Suche nach der Unsterblichkeit. Und doch zieht sich durch Moebius-Werke weiter etwas Leichtes und Spielerisches. Das ganz und gar Ernste, das endgültig Tragische gar findet  in diesen Bildern selbst dann keinen rechten Halt, wenn sie mal, so wie in dem Band „The long Tomorrow“, auf „schweren“ literarischen Vorlagen basieren.

Der Leser kann sich treiben lassen

Ein wenig liegt das wohl auch an Moebius’ Vorliebe für Kostüme und Verkleidungen. Diese gemusterten Westen und Spitzenkrägen! Diese Operettenuniformen und Retrohelme! Diese Harlekin-Anzüge und Chinesenhüte! In seinen Comics herrscht, so wie bei Moebius’ großem und oft zitiertem Vorbild „Little Nemo“, sozusagen immerwährender Karneval. Und ein weiterer Bezug zu Winsor McCays Klassiker tut sich auf: Der kleine Nemo erträumt sich sein oft ins Absurde reichendes Schlummerland selber, bei Moebius darf man zumindest von traumhaften – und nach eigener Aussage oft aus Träumen übernommenen! – Welten sprechen. Vielleicht sind es nicht die besseren als die real existierenden, die schöneren sind es allemal.

Durch diese Welten kann man sich als Leser unendlich treiben lassen, vielleicht auch sich ins Unendliche treiben lassen. Noch besser: Man kann durch diese Welten fliegen! Moebius nimmt nämlich immer wieder die Perspektive des Schwebenden ein, manchmal ordnet er sie nostalgischen Luftgefährten zu, manchmal aber fliegen seine Helden ganz ohne technische Hilfe herum. Das sind dann Bilder, die Erinnerungen an die Kindheit in sich bergen. An jene Zeit, als wir heimlich mit den Armen geschlagen haben, so als wären diese Flügel, an jene Zeit also, als wir noch hofften, wir könnten wirklich mal abheben ins große Abenteuer.

Es herrscht immerzu Karneval

Die Willkür der Fantasy aber wird bei Moebius absichtlich ausgestellt und so fröhlich übertrieben, dass in seinen Erzählungen immer auch die Parodie des Genres steckt. Und doch lassen sie sich nicht auf die Parodie reduzieren. Für Giraud selber eröffnet sich durch sein Alter Ego Moebius die Möglichkeit, seine „essenziellen Ängste zu verarbeiten“. Er schreibt und zeichnet oft in einem trancehaften Zustand, lässt dabei auch Drogenerfahrungen einfließen – in seiner Jugend hat er einige Jahre in Mexiko gelebt –, und wenn man seine Comics durchblättert, spürt man, dass er seine wild wuchernden Welten mit ihren abenteuerlichen Metamorphosen nicht nur erfindet, sondern auch ein bisschen an sie glaubt. „Wenn ich zeichne, projiziere ich mich ganz in die Situation hinein“, hat Moebius erklärt. Auf Fotos und Filmen sieht man ihn extrem vorgebeugt, den Kopf dicht überm Papier, so als wolle er in das Blatt hineinkriechen. Tatsächlich hat er sich in seine Bilder auch immer wieder hineingezeichnet.

Die eine Welt ist für Moebius nicht alles, und sie ist ihm vor allem nicht genug. Er glaubt an esoterische Bewusstseinserweiterungen und Grenzüberschreitungen, er schließt sich in den Achtzigern mit seiner Familie ein paar Jahre einer aliengläubigen Sektengemeinschaft auf Tahiti an. Auch in seinen Erzählungen wimmelt es von Göttern und Magiern, von Raum-Zeit-Sprüngen, von der Suche nach der Unsterblichkeit. Und doch zieht sich durch Moebius-Werke weiter etwas Leichtes und Spielerisches. Das ganz und gar Ernste, das endgültig Tragische gar findet  in diesen Bildern selbst dann keinen rechten Halt, wenn sie mal, so wie in dem Band „The long Tomorrow“, auf „schweren“ literarischen Vorlagen basieren.

Der Leser kann sich treiben lassen

Ein wenig liegt das wohl auch an Moebius’ Vorliebe für Kostüme und Verkleidungen. Diese gemusterten Westen und Spitzenkrägen! Diese Operettenuniformen und Retrohelme! Diese Harlekin-Anzüge und Chinesenhüte! In seinen Comics herrscht, so wie bei Moebius’ großem und oft zitiertem Vorbild „Little Nemo“, sozusagen immerwährender Karneval. Und ein weiterer Bezug zu Winsor McCays Klassiker tut sich auf: Der kleine Nemo erträumt sich sein oft ins Absurde reichendes Schlummerland selber, bei Moebius darf man zumindest von traumhaften – und nach eigener Aussage oft aus Träumen übernommenen! – Welten sprechen. Vielleicht sind es nicht die besseren als die real existierenden, die schöneren sind es allemal.

Durch diese Welten kann man sich als Leser unendlich treiben lassen, vielleicht auch sich ins Unendliche treiben lassen. Noch besser: Man kann durch diese Welten fliegen! Moebius nimmt nämlich immer wieder die Perspektive des Schwebenden ein, manchmal ordnet er sie nostalgischen Luftgefährten zu, manchmal aber fliegen seine Helden ganz ohne technische Hilfe herum. Das sind dann Bilder, die Erinnerungen an die Kindheit in sich bergen. An jene Zeit, als wir heimlich mit den Armen geschlagen haben, so als wären diese Flügel, an jene Zeit also, als wir noch hofften, wir könnten wirklich mal abheben ins große Abenteuer.