Seit gut einem Jahr gibt es den Personalausweis mit Online-Zusatzfunktionen. Auf der Computermesse „Cebit“ haben Firmen und Kommunen jetzt neue Anwendungen vorgestellt.

Hannover - Seit einem Jahr gibt es den neuen Personalausweis, der über Zusatzfunktionen verschiedene Online-Anwendungen ermöglicht. Bisher sind es nur 36 Angebote, auf der Cebit 2012 werden neue Anwendungen vorgestellt. Derzeit haben 10,5 Millionen Bürger den neuen Ausweis. Nur ein Drittel davon hat jedoch die elektronische Identifikation freigeschaltet.

 

Zu den ungewöhnlichsten Anwendungen zählt der Versuch, die Ausweisfunktionen auf Mobiltelefone zu übertragen. Die Bundesdruckerei entwickelt zurzeit eine App für Android-Geräte. Bundesdruckerei-Manager Frank Dietrich glaubt, dass die Identitätsmerkmale auch auf dem Handy sicher gespeichert werden können, da „beispielsweise die SIM-Karte in Mobiltelefonen als Erzeuger und Speicher von privatem Schlüsselmaterial genutzt werden kann“. Die persönlichen Informationen sollen jedenfalls durch eine PIN sowie durch einen besonders geschützten Speicher auf dem Handy gesichert werden, der auch bei Bezahlanwendungen bereits zum Einsatz kommt.

Ein externer Dienstleister bestätigt die Identität

Außerdem soll über ein Verfahren sichergestellt werden, dass der Nutzer eines mobilen Geräts auch tatsächlich derjenige ist, für den er sich ausgibt. So wird ein Dienstleister eingeschaltet, zu dem der Nutzer zunächst über ein Lesegerät, eine Ausweis-App und eine Internetverbindung seine elektronischen Identitätsdaten schickt. Der Dienstleister erstellt einen kryptografischen Schlüssel, ein sogenanntes „Soft Token“, das er dann über eine sichere Verbindung zum Handy des Nutzers schickt. Dort läuft eine App, die mit Hilfe des Token einen privaten Schlüssel erzeugt und in einem besonders sicheren Bereich des Smartphone-Speichers, dem sogenannten Secure Element, speichert. Wenn der Bürger sich über sein Handy ausweisen will, schickt er einen verschlüsselten Befehl zum Dienstleister, der dann die Identitätsdaten an denjenigen schickt, der diese abfragen will.

Das Verfahren befindet sich noch in Entwicklung und wurde noch nicht auf seine Sicherheit hin überprüft. Unter anderem gilt es, Schadsoftware den Zugriff auf die geschützten Daten oder die PIN verlässlich zu verweigern. Insbesondere das Android-Betriebssystem gilt mittlerweile als das mobile System, das die meisten Viren, Würmer und Trojaner auf sich zieht. Die Bundesdruckerei zeigt außerdem auf der Cebit zusammen mit der BIW-Bank und der Firma Xcom, wie der Ausweis im Bankgeschäft benutzt werden kann. So kann mit ihm nicht nur ein Konto eröffnet werden, sondern er kann auch als Alternative zum Post-Ident-Verfahren verwendet werden. Außerdem zeigen die Unternehmen, wie der Ausweis auch an Geldautomaten zur Kontoabfrage und zur Bargeldabhebung eingesetzt werden kann – mit kontaktloser Schnittstelle.

Kommunale Dienste sollen fit für den neuen Ausweis werden

Neue Anwendungen gibt es auch seitens der Kommunen. Der kommunale Dienstleister Citeq entwickelte mit der Procilon IT-Solutions für die Stadt Münster ein Anwendungsbeispiel für eine Ad-hoc-Signatur für den „Antrag auf Gebäudevermessung beim Katasteramt“, der bisher auf Papier eigenhändig unterschrieben werden musste. Für die Bürger ist die Ad-hoc-Signatur, die nur für wenige Tage gültig ist, kostenlos, weil die Kosten durch Einsparungen bei den Verwaltungsprozessen ausgeglichen werden können. Citeq-Betriebsleiter Stefan Schoenfelder meint, dass „Bürger den Online-Weg erst dann intensiv nutzen werden, wenn er zum Standard geworden ist.“ Die Kommunen müssten daher einen Großteil ihrer rund 400 Antragsverfahren für den neuen Personalausweis fit machen. Das sei jedoch nur in Kooperation mit anderen Kommunen zu leisten.

Laut Auskunft des baden-württembergischen Innenministeriums wird auch das Portal „service-bw“ noch in diesem Jahr einen ähnlichen Service für die Anträge anbieten, die eine Schriftform oder eine eigenhändige Unterschrift verlangen. Derzeit können sich Nutzer bereits mit dem neuen Personalausweis registrieren. Die Angaben gelten dann als verifiziert – und die Bürger sparen sich bei allen Anträgen, die keine Unterschrift verlangen, den Gang zur Behörde.

// Infos zur Computermesse stzlinx.de/cebit