Die Helfer dürfen nicht auf die „Costa Concordia“. Das Unglücksschiff hat sich wieder leicht bewegt hat. Für die Helfer an Land ist das Warten eine Qual.  

Giglio - Schon wieder sind sie zur Tatenlosigkeit verdammt, die Männer von Feuerwehr, Küstenwache, Alpinrettung, Carabinieri, Polizei und Zivilschutz. Eigentlich sind sie auf die malerische Insel Giglio geschickt worden, um nach der Katastrophe um die „Costa Concordia“ nach Vermissten zu suchen. Doch an diesem Freitagmorgen sitzen sie vor den Cafés der Hafenpromenade, spazieren auf und ab, unterhalten sich mit Einheimischen und Journalisten.

 

Es bleibt ihnen nichts anderes übrig. Aus Sicherheitsgründen mussten die Rettungsteams ihre Suche in der Nacht abbrechen. Das havarierte Kreuzfahrtschiff hat sich wieder bewegt, ein Einsatz im Inneren des Schiffes wäre zu gefährlich. „Immer wieder warten“, klagt Andrea Costantini und schüttelt den Kopf, „und das nun fast seit einer Woche. Dabei wollen wir doch nützlich sein“.

Die Sicherheit geht vor

Der Rotschopf ist Taucher, einer der erfahrensten und besten einer Spezialeinheit des italienischen alpinen Rettungscorps. Zuletzt war er mit Kollegen einer zwanzigköpfigen Einheit am Donnerstag im Schiff. 24 Stunden später trägt er keinen Neoprenanzug sondern Trekkingkleidung. „Es ist zu gefährlich, unsere Sicherheit geht vor.“ Er steht am Landungssteg von Giglio, wo eine weitere Fähre anlegt und neue Rettungsteams und Equipment mit sich bringt. Seine Nervosität kann Costantini auch hinter einer großen Sonnenbrille nicht verbergen.

Im Hintergrund liegt die 290 Meter lange „Concordia“ scheinbar ruhig auf Grund. Nur einen Steinwurf von einer Felsengruppe entfernt und doch - zumindest an diesem Freitagmorgen - unerreichbar. „Ich kann Euch nichts Neues verkünden, wir werten immer noch die Daten der nächtlichen Messungen aus“, sagt Luca Cari, für die vielen Reporter der Hauptansprechpartner. Aber auch dem freundlichen Sprecher der Feuerwehr bleibt häufig nichts anderes übrig, als die Journalisten immer wieder zu vertrösten.

Angespannte Gemütslage

Die angespannte Gemütslage der hilflosen Helfer wird bei den vielen Arbeitern der niederländischen Bergungsspezialisten von der Firma Smit deutlich. „Alles, was wir tun können, ist bereit zu sein“, sagt einer der Männer, die vor allem Treibstoff und Rohöl aus dem Luxusliner pumpen und damit den Schaden für die Umwelt in Grenzen halten sollen. Eigentlich wollten sie am Freitag damit beginnen - am Morgen liegt das gewaltige Kranboot aber noch in Porto Giglio vor Anker.

Seinen Namen will der Niederländer nicht nennen, und eigentlich will er auch nichts sagen über die Stimmung. „Es ist frustrierend“, meint er dann aber doch und dreht sich um. Dann sieht er die „Costa Concordia“, den noch ruhigen, blauen Himmel und schüttelt den Kopf.