- Der Streit über den Reptilienzoo Crocodile Brothers erreicht eine neue Dimension. Die Kommune hat eine Räumungsklage eingereicht.

Hessigheim - Der Streit über den Reptilienzoo Crocodile Brothers erreicht eine neue Dimension. Bisher hatte die Gemeinde Hessigheim versucht, in Kooperation mit dem Besitzer der Tiere, Willy Spindler, eine Lösung zu finden. Spindler campiert seit mehr als vier Monaten samt Familie, 300 Tieren und 15 Fahrzeugen unrechtmäßig auf dem Festplatz am Neckar. Nun hat die Kommune eine Räumungsklage eingereicht. Zudem ermittelt die Staatsanwaltschaft Heilbronn wegen Betrugs gegen den Schausteller. Derweil hat Spindler eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen einen Mitarbeiter des Veterinäramtes im Landratsamt Ludwigsburg eingelegt.

 

Alle Einigungsversuche fehlgeschlagen

Den Hessigheimern ist offenbar der Geduldsfaden gerissen. Wochenlang hatte die Verwaltung versucht, gemeinsam mit Willy Spindler und dem Landratsamt eine Lösung zu finden, damit der Reptilienzoo wieder Ausstellungen organisieren und weiterziehen kann. Doch alle Einigungsversuche schlugen fehl. Mit der Entscheidung des Gemeinderats, eine Räumungsklage einzureichen, zieht die Kommune nun die Reißleine. Zumal inzwischen an die 10 000 Euro Stromschulden bei der Gemeinde aufgelaufen sind. Der Bürgermeister Günther Pilz scheint so aufgebracht zu sein, dass er in dieser Sache gar eine Stellungnahme gegenüber unserer Zeitung verweigert: Zu diesem Thema sage er gar nichts mehr, lässt er mitteilen.

Auch das Landratsamt zieht inzwischen Konsequenzen: Die Behörde hat den Fall an die Staatsanwaltschaft Heilbronn weitergegeben. Pressestaatsanwalt Harald Lustig bestätigt, dass man in dieser Sache ermittele. Untersucht werde, ob eine Anklage wegen Betrugs möglich ist. Das könne sich auch auf frühere Aufenthalte der Schaustellerfamilie in anderen Kommunen beziehen, in denen sich die Crocodile Brothers auf ähnliche Weise ohne Erlaubnis monatelang eingerichtet haben.

Dienstaufsichtsbeschwerde eingereicht

Spindler selbst geht zum Gegenangriff über. Er habe eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen einen Mitarbeiter des Veterinäramtes im Landratsamt eingereicht, teilt er mit. Die Behörde zwinge ihn zu kriminellem Handeln, behauptet der 48-Jährige. Ihm sei gesagt worden, er solle sein Tierbestandsbuch abgeben, dann aber seien die Reptilien unrechtmäßig in seinem Besitz. Beim Landratsamt bestätigt man den Eingang der Beschwerde. Zu Details könne die Behörde aus datenschutzrechtlichen Gründen aber nicht öffentlich Stellung beziehen, sagt der Pressesprecher Andreas Fritz.

Dem Zoo-Chef mangelt es nach eigenen Angaben am Geld, um weiterziehen zu können. Der Knackpunkt: seine tierschutzrechtliche Erlaubnis – die er zur Organisation von Ausstellungen vorweisen muss – wird vom Veterinäramt nicht verlängert, weil Spindlers polizeiliches Führungszeugnis zahlreiche Einträge aufweist. Und ohne Shows gibt’s kein Geld, argumentiert der Reptilienhalter. Das Landratsamt hatte Spindler deshalb vorgeschlagen, eine Reisegewerbekarte für seine Tochter zu beantragen. Wenn sie dazu die tierschutzrechtliche Erlaubnis erwerbe, könne der Betrieb auf sie laufen. Es sei zwar ein formloser Antrag auf eine Gewerbekarte für die Tochter eingegangen, teilt Vizelandrat Utz Remlinger mit. Doch Spindler will sich nicht darauf einlassen, ihr den Zoo zu überlassen. Auch seinem Sohn, der jüngst volljährig wurde, will er den Betrieb nicht übergeben. Der müsse erst einmal ausgebildet werden, sagt der Zooinhaber – und zwar von ihm.