Im Steuerskandal um umstrittene Dividendengeschäfte ist die Großkanzlei Freshfields ins Visier der Ermittler geraten.

Frankfurt - Die Anwaltskanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer ist im Zusammenhang mit umstrittenen Cum-Ex-Geschäften in das Visier der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt geraten. Die Ermittler hätten am vergangenen Donnerstag die Frankfurter Büros der internationalen Großkanzlei durchsucht, bestätigte ein Freshfields-Sprecher am Montag einen Bericht der „Süddeutschen Zeitung“. „Freshfields ist zuversichtlich, dass die Prüfung der Generalstaatsanwaltschaft ergeben wird, dass unsere Beratung rechtlich nicht zu beanstanden ist“, erklärte der Sprecher. Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt lehnte eine Stellungnahme ab.

 

Dem Zeitungsbericht zufolge beriet Freshfields die kleine Privatbank Maple und versetzte das Geldhaus mit einem Gutachten vom 14. Januar 2009 in die Lage, sich vom Fiskus gar nicht gezahlte Steuern erstatten zu lassen. Die Bank mit kanadischen Wurzeln war wegen der drohenden Steuernachzahlung für Cum-Ex-Geschäfte Anfang 2016 zusammengebrochen. Die Generalstaatsanwaltschaft habe ein Verfahren gegen einen Anwalt der Sozietät eingeleitet. Der Freshfields-Sprecher wollte sich dazu nicht äußern. Er erklärte lediglich, die Durchsuchung habe sich auf ein früheres Mandatsverhältnis der Kanzlei bezogen.

Die Cum-Ex genannten Steuertricks von Banken und Großinvestoren sind rechtlich umstritten und waren erst 2012 vom Bundestag gestoppt worden. Beteiligte verschoben bei diesen Deals um den Dividendenstichtag herum untereinander Aktien mit („Cum“) und ohne („Ex“) Dividendenanspruch. Es entstand der Eindruck, die Papiere hätten zum gleichen Zeitpunkt mehrere Besitzer. Die Beteiligten beantragten dann mehrfach die Erstattung der vom Emittenten der Aktien vorab einbehaltenen Kapitalertragsteuer. Der Schaden für den Fiskus wird auf mehr als zehn Milliarden Euro geschätzt. Ob die Geschäfte tatsächlich illegal waren oder ob damit legal ein Steuerschlupfloch ausgenutzt wurde, ist juristisch umstritten.

Bekannt wurde die Anwaltskanzlei durch den Freshfields-Report, der die Affäre um dubiose Zahlungsflüsse rund um die WM 2006 im Auftrag des Verbands aufklären sollte.