Die Entwicklung eines Flugzeugträgers dauert Jahrzehnte, die eines Killervirus nur einen Bruchteil davon. Im Falle eines Cyberkriegs ist die Überlegenheit des Westens in Gefahr. Den besten Schutz dagegen bieten die gleichen Mittel wie gegen konventionelle Gefahren, kommentiert Christian Gottschalk.

Politik/ Baden-Württemberg: Christian Gottschalk (cgo)

Stuttgart - In Syrien, im Jemen, im Osten der Ukraine zeigt sich, dass Waffen des alten Typs noch nicht von gestern sind. Hunderttausendfach bringen Mörser, Gewehre und Flugzeugbomben Tod und Elend. Das ist grausam. Beim Blick in die Zukunft lässt sich nicht erhoffen, dass diese Grausamkeiten bald verschwinden könnten. Dafür treten weitere, neue Gefahren auf den Plan. Hacker, die im Cockpit von Flugzeugen die Kontrolle übernehmen, die Krankenhäuser lahm legen, die Verkehrsinfrastruktur angreifen oder Atomkraftwerke explodieren lassen, gibt es in Hollywood schon lange. Sie werden auch in der realen Welt immer mehr zur Gefahr. Dass die Cyberangriffe gegen die Nato binnen eines Jahres um mehr als 60 Prozent gestiegen sind, ist ein Alarmsignal.

 

Eine der größten Bedrohungen überhaupt

Nun ist es zunächst einmal ein gutes Zeichen, dass die Angriffe erkannt wurden und kaum Schäden verursacht haben. Grund, sich entspannt zurückzulehnen, ist das nicht. Im Gegenteil. Gerade für die Nato und ihre Mitgliedsländer zählt diese neue Gefahr im Netz zu den größten Bedrohungen überhaupt. Die militärische Überlegenheit des Westens ist nirgendwo so sehr in Gefahr wie im Bereich des Cyberkrieges. Die Entwicklung eines Flugzeugträgers dauert Jahrzehnte, die eines Killervirus nur einen Bruchteil davon. Zudem kann sie von Staaten und finsteren Zeitgenossen vorangetrieben werden, die bisher kaum in Erscheinung getreten sind. Der wirksamste Schutz gegen Angriffe durch die Datenkabel ist dabei der gleiche, wie gegen Angriffe des klassischen Militärs: eine gut vernetzte, die Probleme im Dialog lösende Weltgemeinschaft. Der Trend geht leider in eine andere Richtung.