Die Daimler-Bilanz 2015 ist eine gute Bewerbung für die Verlängerung des Vertrags von Vorstandschef Zetsche. Er könnte seine Ziele schon vor 2020 erreichen, kommentiert StZ-Wirtschaftsredakteur Michael Heller.

Stuttgart - Einen besseren Zeitpunkt zur Verlängerung seines Vorstandsvertrags hätte Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche kaum finden können. Der Konzern weist eindrucksvolle Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr vor und ist auf all seinen Geschäftsfeldern in der Spur. Dass dies an der Börse nicht gleich am ersten Tag die eigentlich zu erwartende Resonanz findet, ist eher eine Randnotiz. Offenbar haben die Anleger den Ausblick für das laufende Jahr einfach zurückhaltender wahrgenommen, als ihn der Daimler-Vorstand selbst vermitteln wollte. Das wird sich im Zeitverlauf womöglich einrenken. Die Rekordjagd soll ja weitergehen, und das wird die Börse auf Dauer nicht ignorieren.

 

Trotz der nicht gerade einfachen Rahmenbedingungen hat Zetsche gute Argumente dafür, dass das Wachstum anhalten wird. Der Chef kann insbesondere auf die erweiterte Produktpalette setzen, die es ihm erlaubt, immer wieder Glanzlichter zu setzen. Natürlich ist es gewagt, aktuelle Trends einfach in die Zukunft zu prolongieren. Aber nach dem gegenwärtigen Stand spricht sehr viel dafür, dass Zetsche sein Ziel erreichen wird, bis 2020 Premiumhersteller Nummer eins auf dem Automarkt zu werden. Es ist sogar wahrscheinlich, dass sich Daimler deutlich früher als größter und ertragsstärkster Autobauer der Oberklasse präsentieren kann.

Das wäre dann das Vermächtnis der Ära Zetsche, die mit dem Amtsantritt des Managers Anfang 2006 begonnen hat. Für ihn persönlich freilich birgt dies das Risiko, dass er nach einer Vertragsverlängerung womöglich Ende 2019 abtreten würde – zu einem Zeitpunkt, an dem Daimler den Höhepunkt bereits überschritten hat.