Daimler-Chef Dieter Zetsche hat sich nach der Kritik von US-Präsident Trump an den deutschen Autoherstellern bisher zurückgehalten. Mit dem Ausbau des US-Werks widerlegt Daimler die Behauptung Trumps, die Autobauer würden sich nicht genug in den USA engagieren, meint Anne Guhlich.

Chefredaktion: Anne Guhlich (agu)

Tuscaloosa - Daimler-Chef Dieter Zetsche ist kein Freund politischer Statements. Das hat sich zuletzt bei den Angriffen des amerikanischen Präsidenten Donald Trump auf den Freihandel im Allgemeinen und die exportstarken deutschen Unternehmen im Besonderen gezeigt. Andere Manager haben sich dagegen aus der Deckung gewagt: der Siemens-Chef Joe Kaeser, der BMW-Vorstandsvorsitzende Harald Krüger oder auch die baden-württembergische Familienunternehmerin Nicola Leibinger-Kammüller – sie alle haben mehr oder weniger deutlich gesagt, was sie von wirtschaftlichem Nationalismus halten.

 

Kooperation statt Konfrontation lautet das Signal

Im Gegensatz dazu hat Zetsche stets den Eindruck vermittelt, als versuche er, unterhalb der Wahrnehmungsschwelle des twitternden Präsidenten zu bleiben. Zu allen Entwicklungen in den USA hat er bislang geschwiegen. Jetzt lässt er Taten sprechen. Daimler nutzt die große Bühne des Produktionsjubiläums in Tuscaloosa, um ausführlicher als sonst die Wohlstand schaffende Bedeutung aufzuzeigen, die Daimler für die Region hat und um den Schulterschluss mit den lokalen republikanischen Politikern zu demonstrieren. Da die Ansiedlung neuer und die Erweiterung bestehender Produktionskapazitäten bei der Trump-Administration hoch im Kurs stehen, kann sich auch die Gouverneurin von Alabama mit der Ankündigung Daimlers schmücken. Kooperation statt Konfrontation lautet das Signal.

Die US-Investition ist kein Geschenk an Trump

Dabei ist die US-Investition in Wirklichkeit freilich kein Geschenk an Trump. Stattdessen ist sie ein weiterer Schritt bei Daimlers Strategie, die Produktion der Fahrzeuge der neuen E-Autofamilie namens EQ in das bestehende Produktionsnetzwerk zu integrieren. Wären die USA dabei ausgeschlossen worden, wäre es eine Überraschung gewesen. Nicht umgekehrt. Die Investition ist konsequent und vernünftig – zumal sie in Deutschland niemandem etwas wegnimmt. So werden die betroffenen Geländewagen ohnehin ausschließlich in den USA produziert. Und Batterien von Untertürkheim in die USA zu transportieren, würden wohl nicht einmal die streitlustigen Betriebsräte in Stuttgart für eine gute Idee halten.

Ob Daimlers Signal auch bei Donald Trump angekommen ist? Zumindest auf dem präsidialen Twitterkonto gab es bis Redaktionsschluss noch keine Anzeichen dafür.