Daimler verkauft so viele Autos wie nie zuvor, obwohl der Stuttgarter Autobauer für negative Schlagzeilen sorgt. Im Gesamtjahr 2017 sollen Umsatz und Gewinn kräftig zulegen.

Stuttgart - Trotz Dieselkrise und Kartellverdachts ist Daimler weiter gut in Fahrt. Zwar habe die Diskussion über mögliche Fahrverbote in Städten bei den Kunden für Verunsicherung gesorgt, wie Konzernchef Dieter Zetsche bei der Vorlage des Zwischenberichts einräumte, dennoch habe der Konzern im zweiten Quartal Bestwerte beim Absatz und beim Umsatz erreicht. Der Absatz der Autosparte Mercedes-Benz Cars legte im zweiten Quartal dieses Jahres weltweit um neun Prozent auf rund 595 000 Autos zu. Der Absatz von Dieselautos ist dem Daimler-Chef zufolge etwas schwächer gestiegen, dies sei jedoch vor allem darauf zurückzuführen, dass der größte Schwung derzeit aus China kommt, wo keine Diesel verkauft werden. Weltweit besonders gefragt ist derzeit die neue E-Klasse, von der nach der Limousine und dem Kombi im September als weitere Variante das Cabrio startet.

 

Sehr positiv haben Kunden laut Zetsche auf die in der vergangenen Woche von Daimler angekündigte Nachbesserung der gesamten europäischen Flotte von Wagen der Schadstoffklassen Euro 5 und Euro 6 reagiert. Insgesamt betrifft dies drei Millionen Fahrzeuge. Der Autobauer hat dafür 220 Millionen Euro eingeplant, die im dritten Quartal verbucht werden sollen.

Die Nachrüstung soll den Schadstoffausstoß deutlich senken

Für erste Modelle sei die Entwicklung eines entsprechenden Softwarepakets abgeschlossen, derzeit finde die Abstimmung mit den Behörden statt. Im nächsten Jahr solle solch ein Software-Update für alle betroffenen Modelle verfügbar sein. Mit der Nachbesserung sollen die Stickoxid-Emissionen im Fahrbetrieb um einen deutlichen zweistelligen Prozentsatz sinken. „Die Wirkung für die Verbesserung der Luft in Städten wird deutlich größer sein als das, was Fahrverbote erreichen können“, erklärte Zetsche. „Es lohnt sich, für den Diesel zu kämpfen“, versicherte der Konzernchef, der weiter gute Zukunftschancen für den Selbstzünder sieht.

Für das Gesamtjahr rechnet Daimler mit einem deutlichen Anstieg des Konzernumsatzes, der 2016 um drei Prozent auf rund 153,3 Milliarden Euro zulegte. Auch der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit), der im Vorjahr um zwei Prozent auf 12,9 Milliarden Euro gesunken war, soll 2017 deutlich steigen. Bei der Vorlage des Zwischenberichts kündigte Zetsche zugleich an, dass derzeit geprüft werde, ob die einzelnen Geschäftsbereiche der Daimler AG rechtlich verselbstständigt werden. Im Klartext könnte dies bedeuten, dass etwa die Lkw-Sparte oder das Autogeschäft ein eigenständiges Unternehmen werden könnten. Ziel sei, so Zetsche, die Robustheit der Geschäftsbereiche zu stärken und dafür zu sorgen, dass Wachstum und Gewinnchancen noch besser erschlossen werden können. Das sei die beste Zukunftssicherung für das Unternehmen. Daimler-Finanzchef Bodo Uebber stellte jedoch klar, dass es nicht geplant sei, sich von einzelnen Geschäftsbereichen zu trennen. Auch befänden sich diese Überlegungen noch in einem sehr frühen Stadium.

Die Aktionärsschützer beurteilen einen Umbau des Konzerns skeptisch

Bei der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) kamen diese Gedankenspiele nicht gut an. „Wir sehen darin keinen Vorteil“, sagte DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler mit Blick auf vergleichbare Entscheidungen anderer Konzerne. Eine Verselbstständigung einzelner Sparten sei allenfalls sinnvoll, „wenn damit eine strategische Entscheidung verbunden ist, wie etwa bei Bayer“.

Der Chemiekonzern hatte sein Kunststoffgeschäft im Herbst 2015 unter dem Namen Covestro vom Konzern abgespalten und an die Börse gebracht. Mittlerweile hält Bayer weniger als die Hälfte der Aktien, erklärtes Ziel ist eine vollständige Trennung von der Tochtergesellschaft.